Der Waller oder auch europäischer Wels oder Flusswels genannt, ist der größte reine Süßwasserfisch Europas und kann eine Größe von bis zu 2,70 Meter erreichen. Klingt an sich im ersten Augenblick nicht sonderlich spektakulär. Doch dieser Raubfisch siedelt sich aktuell im Tegernsee an und birgt eine Gefahr für unsere heimischen Fische.
Der Raubfisch sei vor allem nacht- und dämmerungsaktiv und stehe an der Spitze der Nahrungspyramide, erklärt uns Maximilian Voit, Vorstand vom Fischereiverein Tegernsee. Er fresse alles, was er in sein Maul bekomme. Seine Hauptnahrung bestehe aus Fischen aller Art, aber auch Kleinsäuger, Amphibien und Wasservögel stehen auf dem Speiseplan.
Die bisher im Tegernsee gefangenen Waller seien laut Voit eher noch klein mit bis zu einem Meter, wobei in Bayern bereits regelmäßig Waller über zwei Meter gefangen werden. Auf die Frage, wann der Waller seine Größe von über zwei Meter im Tegernsee erreiche, antwortet der Fischer: „Das ist sehr stark von der Temperatur des Gewässers und vom Nahrungsangebot abhängig, geschätzt wird in 10 bis 15 Jahren.“
Jeder Waller wird gefangen
Wie solch invasive Arten wie der Waller in den Tegernsee kommen, lasse sich nicht genau sagen. Möglich sei das Aussetzen von Aquarienfischen oder der versehentliche Eintrag bei Besatzungsmaßnahmen. Eine Einwanderung aus der Donau über Inn und Mangfall sei aufgrund vieler Hindernisse ausgeschlossen, so Voit.
Im Fischereigesetz ist allerdings geregelt, dass invasive Fischarten zwingend entnommen werden müssen. Der Waller hat damit weder eine Schonzeit noch ein Schonmaß. Voit betont:
Angel- und Berufsfischer entnehmen jeden gefangenen Waller.
Warum das so wichtig ist, wird spätestens dann klar, wenn es um die Frage geht, ob dieser Raubfisch auch für den Menschen gefährlich werden kann. Laut Voit komme es tatsächlich immer wieder zu Konfrontationen.
Attacken auf Menschen sind selten, aber möglich
Grund ist, dass der Waller sein Nest bewacht und alles attackiert, was sich nähert – auch Menschen. „Durch die bürstenartigen Zähne entstehen jedoch nur oberflächliche Abschürfungen“, so der Fischereivereinsvorsitzende. Voit gibt insgesamt aber Entwarnung:
Es besteht keine ernsthafte Gefahr. Begegnungen zwischen Mensch und Waller enden meist mit einem Schrecken auf beiden Seiten.
Gefährlicher wird es tatsächlich für die Fischwelt im Tegernsee. Bei starkem Auftreten habe der Waller laut Voit einen maßgeblichen Einfluss auf die Bestände heimischer Fischarten. Doch nicht nur der Waller, sondern vor allem auch der fortschreitende Klimawandel birgt ein Risiko. Erst vor knapp zwei Wochen trocknete die Mangfall über Nacht aus und zahlreiche Fische verendeten.
Die Situation entwickelte sich so schnell, dass keine Chance bestand, die Fischer rechtzeitig zu informieren, um den Bestand zu retten. Am Abend sei zwar wieder Wasser gekommen, aber da war es für die Fische schon zu spät. Um Fische gegebenenfalls vor dem Austrocknen der Flüsse zu retten, werden diese mittels des Elektrofischens entnommen.
Diese Methode ist allerdings nach wie vor umstritten, da elektrischer Strom zum Fang der Fische eingesetzt wird. Mittels eines Generators wird Gleichstrom erzeugt. Pluspol und Minuspol (Anode und Kathode) werden dann ins Wasser eingebracht. Dadurch entsteht ein elektrisches Feld, wodurch die Fische zur Anode gezogen werden. Heißt: Die Fische schwimmen zur Anode hin und können dort heraus gekeschert werden.
Elektrofischen nach wie vor umstritten
Die Methode komme nach Angaben des Fischereivereinsvorsitzenden bei Bestandsbergungen, Laichfischfang, wissenschaftlichen Untersuchungen und Hegemaßnahmen, wie beispielsweise zur Entnahme von unerwünschten Arten, zum Einsatz.
Wie das Landratsamt Miesbach auf Nachfrage erklärt, müssen hierfür aber einige Voraussetzungen erfüllt sein. „Es gibt strenge Auflagen für die Durchführung von Elektrofischen, unter anderem Prüfung als Elektrofischer, Genehmigung der Fischereibehörde und Beachtung elektrotechnischer Vorgaben.“
Obwohl das Elektrofischen insbesondere von Tierschützern massiv kritisiert wird, ist sich Voit sicher: „Bei sachgerechter Anwendung ist es eine sehr schonende Form des Fischfangs.“ Es würden keine Schädigungen entstehen und die Fische seien nach kurzer Zeit wieder erholt.
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