Im österreichischen Faak am See fand in der vergangenen Woche die traditionelle European Bike Week statt. Rund 70 bis 80.000 Motorräder aus ganz Europa kommen jährlich zu diesem Treffen.
Das hat sich die Autobahnpolizei Holzkirchen mal genauer angesehen. Während der sechstägigen Kontrollaktion unter Federführung der Kontrollgruppe Motorrad des Polizeipräsidiums Oberbayern Süd unterstützten benachbarte Polizeipräsidien und deren Motorradkontrollgruppen. Laut Polizei reisten neben Motorradbegeisterten aus Deutschland weitere aus Polen, den Niederlanden, Schweden, Großbritannien und auch Finnland an. Michael Janski, Erster Polizeihauptkommissar der Autobahnpolizei Holzkirchen, teilt mit:
Erfahrungsgemäß sind diese Gelegenheiten begehrt, sich mit Motorrad zu präsentieren. Um sich aus der Masse hervorzuheben wird das Motorrad individualisiert. Nicht alles, was zum Aufpeppen des Motorrades geeignet ist, ist auch zulässig.
Insbesondere dann, wenn es zur Verschlechterung von Emissionen oder Gefahr für Verkehrsteilnehmer führe. Von 360 kontrollierten Motorrädern wurden von der Polizei 57 Prozent beanstandet, weil sie nicht rechtskonform ausgelegt waren. Sei es, weil Fahrzeugteile nicht geprüft und zugelassen waren, Teile für den EU-Markt an Fahrzeugen für den US-Markt montiert waren oder umgekehrt oder zulässige Anlagen und Kombinationen manipuliert wurden, womit Veränderungen im Sinne von Verschlechterung des Abgas- und des Geräuschverhaltens einher gingen.
Als ein Brennpunkt stellten sich die Auspuffanlagen heraus. Eine Abgasanlage erzielte einen Geräuschbelastungswert von 111 dB(A) bei zulässigen 92 dB(A). Eine Steigerung von 10 dB(A) wird vom Gehör als Lautstärkeverdoppelung empfunden, hier waren es 19 dB(A) mehr. 16 Motorradreisende mussten den nächsten Reifenhändler suchen, um ihre Fahrt fortsetzen zu können, da sie ihre Fahrt trotz Unterschreitung der Mindestprofiltiefe, bis hin zu nicht mehr messbarem Profil, angetreten hatten. Und das bei dem regnerischen Wetter der letzten Woche und der damit absehbaren Aquaplaninggefahr.
Kurios war ein Familienausflug, Vater, Mutter und Sohn, mit zwei Motorrädern aus Finnland. Im Gepäck der Eltern auf dem einen Motorrad wurde zugriffsbereit ein Schlagring, in Deutschland verboten, gefunden. Die Abgasanlage war mit 108 dB(A) extrem laut. “Beklagte der 22-jährige Sohn noch sein Schicksal mit so unvernünftigen Eltern, so musste er sich im Anschluss dafür rechtfertigen, dass er „nur“ mit einem Mopedführerschein aufwarten konnte, nachdem ihm bereits in der Heimat die Fahrerlaubnis wegen charakterlicher Nichteignung entzogen worden war”, berichtet Janski weiter.
Auch sein Motorrad stellte eine Belastung für das Gehör dar. Die Reise endete abrupt, nach Hinterlegung einer Sicherheitsleistung wurde die Rückreise mit dem Zug angetreten.
Fälschungen wohin das Auge reicht
Ein weiteres Fahren ohne Fahrerlaubnis versuchte ein in Deutschland wohnhafter Pole zu vertuschen, indem er sich mit einem britischen Führerschein auswies, der aber als Totalfälschung erkannt wurde und letztendlich wieder zum vertuschten Vergehen führte.
Da er seine russische Herkunft auf dem Weg nach Österreich verschleiern wollte, fertigte sich ein Motorradtourist kurzerhand ein Phantasiekennzeichen und hatte damit bereits eine Strecke von Berlin bis Holzkirchen erfolgreich bewältigt. Nach Zahlung einer Sicherheitsleistung durfte er die Reise fortsetzen, allerdings mit seinem Originalkennzeichen, das im Gepäck verstaut war.
Dass aber nicht nur Motorradfahrer im Fokus der Autobahnpolizeistation Holzkirchen standen, zeigt dann die Beanstandung eines gepimpten Fiat 500, der zum Protzen eine Soundanlage installiert hatte, die künstlich einen „sportlichen“ Geräuschhintergrund in den Vordergrund rückte. Statt zulässiger 84 dB(A) erreichte dieses Fahrzeug bei der Standgeräuschmessung einen Wert von knapp 102 dB(A). Auch dieser Fahrzeughalter aus dem Landkreis Ebersberg muss nun eine neue Betriebserlaubnis – nach Rückbau – für sein Fahrzeug erwirken. Das Auto bleibt erstmal stehen.
Für 189 Motorradfahrer endet Fahrt in Holzkirchen
Für 189 der beanstandeten Motorradfahrer endete die Fahrt in Holzkirchen. Wer einen sicherheitsrelevanten Mangel nicht vor Ort oder gravierende andere Mängel nicht in einer naheliegenden Werkstatt beheben lassen konnte, musste das Fahrzeug mit einem Anhänger abholen lassen.
“Apropos. Es wurden auch viele Motorradfreunde beobachtet, die von vornherein diese Möglichkeit des Transports wählten”, fügt Janski abschließend hinzu.
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