Katharina Schulze, Spitzen-Kandidatin der Grünen für die Bayern-Wahl 2023, war zu Besuch am Tegernsee. Im Fokus stand das Kreuther Wasserwerk und die Energieversorgung am See. Fazit: Da ist noch Luft nach oben.
Der Grüne Ortsverein feierte letzte Woche sein dreijähriges Bestehen mit einem kleinen Fest im Maximilian in Gmund. Als Ehrengast der Tal-Grünen kam die bayerische Fraktionssprecherin im Landtag und Spitzenkandidatin für die Bayern-Wahl 2023 Katharina Schulze (Bündnis 90/Die Grünen) an den Tegernsee. Wie sie selbst sagt, verbindet sie mit den Parteikollegen um Ortsgruppen Leiter Thomas Tomaschek ein ganz besonderes Verhältnis.
Schon vor drei Jahren zur Feier der Gründung eurer Gruppe war ich bereits hier. Irgendwie bin ich so was wie eine Geburtshelferin für die Tal-Grünen, oder? Katarina Schulze, Grüne Fraktion bayerischer Landtag, 22.11.2022
Aber Schulze ist nicht nur zum Feiern in den oberbayerischen Landkreis gereist. Übrigens, mit den Öffis – versteht sich bei ihrem Parteibuch. Auf dem Fest-Programm der Landespolitikerin stand ein Besuch im Kreuther Wasserwerk. Zusammen mit einigen Frauen und Männern der Ortsgruppe Tegernsee, dem geschäftsführenden Werkleiter des E-Werks Manfred Pfeiler und seinem Stellvertreter und gleichzeitig technischen Leiter Frank Thinnes besichtigte die Politikerin, gehüllt in einen warmen Steppmantel, das Werk am Mühlbach in Kreuth. Die Geschichte der Produktion von Elektrizität durch Wasserkraft begann hier vor 126 Jahren im Weissach-Werk im Ortsteil Kreuth.
Die Kreuther Anlage ist eine von zwei stromproduzierenden Wasserkraftwerken im Besitz des Energieunternehmens. Deutlich kleiner sei die Anlage am Söllbach in Bad Wiessee, erklärt Pfeiler der Grünen Spitzenkandidatin. Während er nicht ohne stolz auf die lange Geschichte der Produktion von erneuerbarer Energie aus der Wasserkraft im Tal verweist. “Wir produzieren hier 800.000 Kilowattstunden Strom im Jahr.” Schulze, ist sichtlich in ihrem Element in den historischen Räumlichkeiten, in denen noch der Geist der Pionierzeit des elektrischen Zeitalters zu stecken scheint. Carl Miller, Holzhändler und Sägewerksbesitzer im Tal, brachte mit der Kraft des Mühlbaches die erste Glühbirne zu leuchten am Tegernsee. Eine Geschichte, die auch die heutigen Betreiber des E-Werks sehr am Herzen liegt.
Das Wasser bringt uns den Strom
In den letzten 126 Jahren sei die Anlage immer wieder modernisiert worden, erklärt Pfeiler den Besuchern. Vor 12 Jahren etwa habe man mit die alte Turbine aus den 50er-Jahren gegen eine neue, sehr geräuscharme und leistungsstarke Dive-Turbine ausgetauscht. Die im Wasser versenkte Turbine eigne sich besonders für kleine und stark wechselnde Wassermengen, erklärt Thinnes. Schulze lässt sich beim Rundgang durch das Werk, bei dem die Turbine selbst, der Außenbereich und der Kontrollraum besucht wurde, alles genau von den beiden Experten erklären.
Wir wissen, dass es gut ist, sich von Diktaturen und Autokraten loszusagen. Aber dafür müssen wir loslegen und den erneuerbaren Strom bei uns erzeugen. Wir können das – und müssen endlich ins Doing kommen.Katarina Schulze, Fraktionssprecherin der Grünen im Landtag, 20.11.2022
Besonders interessierte sich Landtagspolitikerin für die Auswirkungen des Werkes auf die Natur ringsherum. Sei es die 2010 installierte Fischtreppe oder die Risiken verursacht durch die Klimakrise – wie der Trockenheit im letzten Jahr. Bei beiden Punkten gab Thinnes Entwarnung. Für die Fische sei es zwar schon eine sportliche Herausforderung, den Höhenunterschied über die steile Treppe zu meistern. Doch wenn man in einem Bergsteigerdorf lebe, sollte man das als Fisch schon hinbekommen, erklärte der technische Leiter lachend. Die Trockenheit im Sommer habe dem hingegen schon etwas größere Sorgen bereitet. Jedenfalls im Zweitwerk in Bad Wiessee. “Das Söllbach-Werk musste bei dem ausbleibendem Niederschlag schon einige Male runtergefahren werden. Hier am Mühlbach hatten wir höchstens ein paar Stunden den Betrieb der Turbine drosseln müssen.”
Bei der Besichtigung des Steuerherzens des Kraftwerkes – dem Kontrollraum – wurde allen deutlich, dass auch im ehrwürdigen Oberhofer Wasserwerk die modernste Technik die Prozesse übernommen hat. So berichtet der Werksleiter, dass vor den vier Monitoren im Normalfall kein Mitarbeiter mehr seinen Dienst verrichte. Alle Vorgänge seien digitalisiert. “Bei Störungen werden die Techniker vom Programm über Telefon oder eine App informiert”, erklärt Thinnes der Politikerin. Auf ihre Frage, wie viele Menschen das Werk mit Strom versorge, antwortet Chef Pfeiler strahlend. “280 Haushalte mit bis zu drei Personen bei voller Auslastung.” Allerdings führte die sich anschließende Frage von Schulze nach dem Anteil von der im Tal produzierten erneuerbaren Energie am Gesamtverbrauch im Versorgungsgebiet gleich mal zu weitaus weniger glücklichen Minen in der Kontrollzentrale:
Auf 100.000.000 Kilowattstunden beläuft sich der Stromverbrauch im Jahr in den Gemeinden am Tegernsee. Davon stammt rund 1.000.000 aus erneuerbaren Energien. Da ist noch durchaus Potenzial nach oben.Frank Thinnes, e-werk – 22.11.2022
“Da ist ja noch deutlich Potenzial noch oben”, antwortete Schulze nüchtern. Dem pflichtete Pfeiler zu. Der Geschäftsführer, der zuvor schon der Grünen Politikerin seine Pläne für das umliegende Areal des Wasserwerkes, mit drei im Bau befindlichen Null-Energie Wohnhäusern und einem Solarpark erläutert hatte, erklärte, dass alles nicht so einfach sei. Untermalt von einem unterstützenden Gemurmel aus der Gruppe des Grünen Ortsverbandes Tegernsee. „Wir haben kein Erkenntnisproblem, sondern ein Umsetzungsproblem“, bilanzierte die Grüne. Meckern allein habe jedoch noch nie zu einer Lösung geführt.
SOCIAL MEDIA SEITEN