Der Imkerverein in Gmund ist von dem Phänomen verschont geblieben. „Ein paar Kilometer spielen hier eine große Rolle“, weiß Kellner. „Vielleicht liegt es an der Höhe“, mutmaßt Alfons Besel von den Gmunder Imkern.
In der Fachsprache heißt das Phänomen des „Zementhonigs“ auch „Melezitosehonig“. Verantwortlich für das schnelle Kristallieren in der Wabe seien bestimmte Läusesorten, so der Kreisimker, der zudem Vorstand des Tölzer Imkervereins ist. Er hat seine Stöcke am Lehrbienenstand in Wackersberg stehen. „Die Läuse sitzen eigentlich jedes Jahr auf den Bäumen und sind für die Bienen unerlässlich“, erklärt er.
Eine Überzahl an Läusen, das Wetter und die Baumart
Heuer gibt es jedoch – bedingt durch das Wetter – außergewöhnlich viele Läuse. Kellner merkt das selbst gerade sehr an den Tannen, aber auch an Lärchen und Fichten. Sammeln die Bienen dort Nektar, ist dieser anders als gewöhnlich. „Er ist dunkler, und beim Fressen haben die Bienen daran schwer zu schaffen.“
„Das Wetter ist vor allem daran schuld“, ist Kellner überzeugt. Erst der lange Winter, dann das kalte Frühjahr, schließlich noch immer keine Brut bei den Bienen. Als dann im Juli das schöne Wetter anbrach und die Linden zu blühen begannen, schwärmten die Bienen schlagartig aus. Eigentlich sei Ende Juli normalerweise die Tracht zu, weiß der erfahrene Imker. Doch Mitte August flogen und flogen die Bienen noch immer. Genügend Honig ist da, da gibt es keinen Zweifel.
„Die Tiere sammelten wahnsinnig viel ein“, so Kellner. Leider kristallisiert dieser bereits in der Wabe und verfestigt sich dort. Man müsse ihn innerhalb weniger Tage herausholen, sonst hätte man keine Chance mehr, ihn zu lösen. Entweder, man schmelze die Wabe mit Honig ein, oder man weiche alles ein, damit sich der Honig herauslöst. Schleudere man den Honig nicht innerhalb kürzester Zeit heraus, so bleibe er fest wie Zement.
Doch Kellner ist noch nicht einmal so sehr betroffen wie andere Imker. Das Phänomen zieht sich von Benediktbeuern, Bichl bis hin nach Königsdorf und Geretsried. Das Tegernseer Tal ist dabei verschont geblieben. Warum, dazu hat der Gmunder Imker Alfons Besel seine eigene Einschätzung: „Das kann vielleicht an der Höhe liegen.“ Genau weiß er es aber auch nicht. Man sei auf alle Fälle froh, dass es nicht so schlimm kam wie bei den Kollegen.
Problem ist nicht neu – aber selten
„Da spielen ein paar Kilometer schon eine Rolle“, erklärt Kellner. Entscheidend sei vor allem, wo die Bienenstöcke stehen. Das Wetter sei ein Faktor, aber auch die von den Bienen zu erreichenden Baumarten. Das Phänomen trete dabei selten auf: „Im Jahr 1976 haben wir eine solche Situation erlebt“, erinnert sich Kellner. Hat man das erst einmal im Stock, so bleibe dem Imker nur, mit seinen Stöcken so lange wegzuziehen, bis es vorbei ist.
Und Kellner macht auf ein weiteres Problem aufmerksam. Die Bienen würden den dunklen, festen „Zementhonig“ nämlich schwer vertragen. Gelingt es nicht, die Nahrung zu verdauen, so müsste man mehr zufüttern, sonst würden die Tiere geradezu verhungern.
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