Glanz’ Leistung: Die tägliche Zähmung von Mensch und Tier

Menschen mit Kundenkontakt stellen schnell fest, dass sie es mit unterschiedlichen Typen, Launen und Vorstellungen zu tun haben. Aber wie geht man am besten damit um? Und welche Erfahrungen macht man mit ihnen? Wir haben uns im Tegernseer Tal umgehört. Dieses Mal bei einem, der Mensch und Tier am besten versteht: Der Leiter des Rottacher Tierheims Markus Glanz.

Fühlt mit seinen Tieren mit: Der Leiter des Rottacher Tierheims Markus Glanz. / Foto: N.Kleim

Es gibt die unterschiedlichsten Kundentypen. Da gibt es die Besserwisser, die Genervten, die Ungeduldigen, die Fordernden, die Kritischen, die Komplizierten. Was aber, wenn die Kunden der Kategorie “Tier” angehören?

Zur TS-Serie “Der Kunde und ich”:
Da gibt es die Besserwisser, die Genervten, die Ungeduldigen, die Fordernden, die Kritischen, die Komplizierten. Welche Erfahrungen machen Menschen mit permanentem Kundenkontakt? Wir wollen es wissen.

Im Rottacher Tierheim gibt es drei Kundenarten: Zum einen wären da die Wild- und Nutztiere wie Vögel, Hühner und Ziegen. Die zweite und größte Gruppe besteht aus Haustieren wie Nagern, Hunden, Katzen, Sittichen. Und zu guter Letzt wären da noch die Menschen wie Gassi-Geher, Adoptierer oder Tierabgeber. Wie auch immer, bei Tierheimleiter Markus Glanz wird es schnell emotional. „Es geht immerhin um Liebe und Freiheit.“

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Gerade steht der 51-Jährige vor der Freiluft-Voliere der Rabenkrähen und freut sich: „Zum ersten Mal ist es drei Jungvögeln gelungen, den obersten Ast zu erreichen. Nur der eine da unten, der braucht noch ein bisschen, weil er etwas dicklich ist.“ Seit 16 Jahren beschäftigt sich Markus Glanz mit verlassenen, aufgefundenen oder abgegebenen Tieren. Ihnen gibt er ein neues Zuhause, wenn auch oft nur zeitlich begrenzt. Seinem Motto ist er dabei stets treu geblieben: „Alle beseelten Lebewesen sind für mich gleich wertvoll.“

Die Neukunden

Dass Glanz zwischen Tier und Mensch keinen Unterschied macht, merkt man daran, wie er jeden seiner Kunden behandelt: „Ich muss immer wie ein Psychologe vorgehen.“ Kommt ein neues Tier ins Haus, versucht er, dessen Gesundheitszustand zu ergründen und dessen Psyche zu erfassen und zu respektieren. Gegebenenfalls aber auch zu therapieren.

Für seine menschlichen Kunden gilt prinzipiell das Gleiche. „Wenn Interessenten für ein Tier kommen“, erklärt Glanz, „muss ich auch deren Befinden ergründen, damit das Tier-Mensch-Gespann später auch partnerschaftlich funktioniert“. Erst im nächsten Schritt erfragt der erfahrene Tierpfleger, ob das potenzielle Frauchen oder Herrchen sich auch bewusst ist, was es bedeutet, ein Tier zu halten. „Die meisten Menschen wissen beispielsweise gar nicht, dass selbst eine Katze im Laufe ihres Lebens um die 16.000 Euro kostet.“

Kundengruppe „Heimbewohner“ und „Adoptierer“

Bis sie ein neues Zuhause gefunden haben, dürfen es sich die Tiere bei Glanz gemütlich machen. Da zwitschern die Vögel in geräumigen Volieren, die Hunde haben Auslauf nach draußen, die Katzen räkeln sich auf ihren Kratzbäumen. Glanz legt viel Wert auf ein ansprechendes Ambiente. „Kleine Käfige für Nager oder Vögel sind für mich ein absolutes Tabu.“

Mindestens ebenso wichtig ist dem prinzipientreuen Tierheimleiter, dass seine Tiere nicht
„schön geschminkt“ werden. Es nütze weder Tier noch Mensch etwas, wenn man in Rottach einen falschen Eindruck vermittle. „Wir sagen jedem Interessenten, welche Marotten ein Tier hat. Es geht uns nicht darum, Tiere schnell weiter zu geben. Wir möchten sie kennenlernen, sie pflegen und gegebenenfalls aufbauen – und dann sehen wir weiter.“

Tatsächlich ist das Tierheim von Markus Glanz in einem außerordentlich guten Zustand. Alles ist blitzsauber, und aufgeräumt ist es auch. Als Besucher fühlt man sich gut aufgehoben in dieser Harmonie zwischen Tieren und Menschen. Nicht einmal die Hunde bellen, wenn man ihren Bereich betritt. Vielleicht liegt das auch daran, dass Pfleger Thomas Doreth (54) für jeden Vierbeiner ein gutes Wort parat hat. Und die tägliche Krauleinheit ist selbstverständlich inklusive.

Gassi-Geher, Spender und Freunde

Besonders froh ist Markus Glanz über diejenigen menschlichen Kunden, die sich zeitweise seiner Tiere annehmen: die Besucher und die Gassi-Geher. Letztere sorgen dafür, dass die Hunde den nötigen Ausgang bekommen. Aber auch hier muss der Tierheimchef zunächst herausfinden, ob der Charakter eines Hundes zum Betreuer passt – und umgekehrt.

Wichtig ist mir, dass die Hunde gut, aber eben wie Tiere, und nicht wie kleine Kinder behandelt werden.

Natürlich freut sich Glanz auch über Futterspenden. Am liebsten würde er seine Tiere ausschließlich gesund ernähren. „Leider verwenden immer noch viele Hersteller Zucker und Geschmacksverstärker im Tierfutter. Das finde ich schade für die Tiere.“ Markus Glanz und sein Team – echte Mensch- und Tierkenner. Ihre Kundenbeziehungen sind stark. Manchmal eben mehr, manchmal weniger.

P.S.: Die Hähne krähen derzeit im Rottacher Tierheim nach einem neuen Zuhause. Wer einen Platz hat, meldet sich bitte unter der Telefonnummer 08022/5466.

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