Tegernsee: A-ja-Hotel weiter in der Kritik

Aktualisierung vom 19. Januar 2014 / 15:13 Uhr
Nicht nur die Schutzgemeinschaft Tegernseer Tal hält wenig vom geplanten Volkshotel in Tegernsee-Süd. Auch viele Bürger haben mittlerweile die Möglichkeit genutzt, Einwände gegen das 175-Zimmer-Projekt vorzutragen.

Rund 50 Stellungnahmen hat das Tegernseer Bauamt bisher gezählt. Darunter auch die Einwände der direkten Anwohner, die sich bereits im November zu einer Interessensgemeinschaft zusammengeschlossen hatten.

So soll das Familienhotel nach den aktuellen Planungen einmal aussehen.
So soll das Familienhotel nach den aktuellen Planungen einmal aussehen.

Vor allem die direkten Anleger in der Perronstraße stehen dem Projekt der Billigmarke “a-ja” skeptisch gegenüber. Sie kritisieren das Projekt in mehreren Punkten. Insbesondere die Emissionsbelastung sowie der Lärm sind ihnen ein Dorn im Auge.

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Zudem finden die Anlieger, dass eine solche Marke nicht zu Tegernsee passe. In einer Stellungnahme an den Bürgermeister verlangten sie bereits vor zwei Monaten ein Gespräch. Bisher wies Peter Janssen dies allerdings zurück. „Die Anwohner haben die Möglichkeit, im Bebauungsplanverfahren beteiligt zu werden. Ihre Einwände werden dann in der nächsten Sitzung berücksichtigt“, so Janssen in der Novembersitzung des Stadtrates.

“Eine seelenlose Bettenburg”

Davon haben die Betroffenen nun scheinbar regen Gebrauch gemacht. Gegenüber dem Merkur bestätigt Bauamtsleiterin Bettina Koch, dass kein anderes Bauvorhaben, in jüngster Zeit eine vergleichbar hohe Zahl an Einwänden erreicht habe. Dazu geführt hat möglicherweise auch der von der Schutzgemeinschaft organisierte Protestmarsch Mitte Dezember. Die SGT bezeichnete damals das Projekt als “seelenlose Bettenburg”, das vor allem durch große Baumasse und eine massive Versiegelung “glänzt”.

Dabei hatte sich der Tegernseer Stadtrat bereits mehrfach mit dem Anliegen befasst und Mitte November auch einen Entwurf mit großer Mehrheit verabschiedet. Die Einwände sollen, nach der Vorstellung der Anlieger, die Stadt dazu bringen, die Planung für das 10.000 Quadratmeter große Grundstück nachbessern zu lassen. Dies soll, so der Wunsch der Tegernseer, für die Größe des 332 Betten umfassenden Komplexes gelten. Ebenso soll sich der Stadtrat mit dem zukünftigen Verkehr auseinandersetzen, der so die Befürchtung deutlich zunehmen soll. Gleichzeitig prangern die Anlieger, wie auch die SGT schon, die unnötige Versiegelung des Areals an.

Wann die Einwände im Stadtrat behandelt werden, ist derzeit dagegen noch offen. Möglicherweise wird sich, aufgrund der Fülle an Stellungnahmen, auch erst das nach den kommenden Wahlen neu zusammgensetzte Gremium mit dem umstrittenen Hotelprojekt befassen können.

Ursprünglicher Artikel vom 20. Dezember 2013 mit der Überschrift: “A-ja-Hotel eine “seelenlose Bettenburg”
Dass die SGT mit vielen Bauprojekten am Tegernsee nicht einverstanden ist, ist hinlänglich bekannt. Das geplante Volkshotel in Tegernsee-Süd ist der Vorsitzenden Angela Brogsitter jedoch ein besonderes Anliegen. In einem offenen Brief kritisiert sie die Pläne des Stadtrates als „Autobahn-Hotel“ und ruft zu einem Umdenken auf.

Auf diesem Grundstück in Tegernsee Süd soll das a-ja-Hotel gebaut werden
Auf diesem Grundstück in Tegernsee Süd soll das a-ja-Hotel gebaut werden

Das Volkshotel in der Perronstraße in Tegernsee-Süd hatte der Stadtrat im März abgesegnet. Damals war es mit 135 Zimmern und 40 Suiten geplant. Der Bauherr: Aida-Gründer Horst Rahe. Der Zimmerpreis: durchschnittlich 39 Euro.

Eigentlich ein vernünftiges Konzept ‒ findet auch Angela Brogsitter-Finck von der Schutzgemeinschaft Tegernseer Tal. Doch die Dimensionen des Hotels haben sich mittlerweile vervielfacht. Dass die Baumasse nun doppelt so groß daherkommt, dreimal so viel Nebenfläche versiegelt wird und fünf Geschosse entstehen sollen, das können die Landschaftsschützer nicht akzeptieren. Daher schrieb die Vorsitzende einen Brief, in dem sie die Planung öffentlich anprangert.

“Grün ist wichtig”

Die meisten Gebäude im Tal seien oberirdisch zwei- oder dreigeschossig gebaut, kann man in der Stellungnahme der SGT lesen. Das Hotel würde nicht zum Ort passen und sei mit seinen fünf Geschossen viel zu überdimensioniert.

Allein die Zahl der Nebenflächen für oberirdische Parkplätze erhöht sich von 1.570 auf 4.950 qm. Die gegenwärtigen Grünflächen werden somit praktisch zur Gänze vernichtet!

Das Grün sei wichtig ‒ angesichts der unmittelbaren Nähe des Hotels zum Lidl-Supermarkt. Brogsitter findet, auch Hotelgäste hätten ein Recht auf ein ansprechendes Hotel. Klein und fein und grün – so könnte man ihre Idealvorstellung von einer Urlaubsreise wohl auf den Punkt bringen. Diese Idealvorstellung teilen jedoch nicht alle.

Neue Zielgruppe

Bereits in der entscheidenden Stadtratssitzung hatten die Verantwortlichen in Tegernsee und bei der TTT ihre Zustimmung zu den Hotelplänen gegeben. Auf unsere telefonische Nachfrage bestätigt Bürgermeister Peter Janssen nochmals, dass er der Meinung sei, dass das Hotel so in der Form und auch an der Stelle richtig positioniert sei.

Der Stadtrat habe das Projekt abgenommen – in der veränderten Form. Grund sei auch die Ausrichtung als Familienhotel, das in Tegernsee so bisher nicht vorhanden ist. „Das Hotel deckt ein Segment ab, das bisher noch nicht da war“, so der Bürgermeister.

Brogsitter will dieses Argument indes nicht gelten lassen. Hinter dem „zusammengestückelt wirkenden Baukörper“ gehe die sozial angelegte Intention eines Familienhotels geradezu unter. Zudem glaubt sie nicht, dass genügend Nachfrage besteht, die 300 Betten stets zu füllen. Der Investor wandert ab, und das Tal steht mit dem übrigen Gebäude da, befürchtet die Vorsitzende der SGT.

Daher fordert Brogsitter auf, sensibler mit Grund und Boden im Tal umzugehen.

Das ist nicht mehr als eine seelenlose Bettenburg. Eine Premiumregion sollte aber den Anspruch haben, kein „Autobahnhotel“ zu befürworten, das kasernenartig und monolithisch erscheint.

Um ihren Unmut über dieses und ähnliche Projekte kundzutun, fordert die Schutzgemeinschaft morgen zu einem Protestmarsch auf. Ob und wie die Verantwortlichen auf diese Kritik dann reagieren, wird sich erst im neuen Jahr zeigen, wenn der Stadtrat erneut über das Hotelprojekt berät.

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