Abfuhr aus Tegernsee

„Du kämpfst dich durch“, so würde Maik seine Arbeit beschreiben. „Du musst auf den hinten achten, den Verkehr im Auge behalten. Und dann noch diese vielen Berge – im Winter sind die kein Spaß.“ Maik und Andi – das ist der hinten drauf – sind die Müllfahrer von Tegernsee. Die TS war mit den beiden unterwegs.

Maik übt seinen Beruf gern auf: man hat eine super Aussicht und ist immer an der frischen Luft
Maik übt seinen Beruf gern aus: „Man hat eine super Aussicht und ist immer an der frischen Luft.“

„Lastwagenfahren ist das eine. Aber hier hab’ ich’s richtig gelernt.“ Maik erzählt von seiner Tour durch Tegernsee, die wir gerade gemeinsam meistern. Die engen, kurvigen Gassen, die steilen Berge haben es in sich. „Das meiste läuft rückwärts“, so beschreibt er seine Tour.

Unterwegs sind Maik und sein Kollege Andi heute mit dem „Einundzwanziger“. Zwei Achsen. Leer 16 Tonnen Gewicht. 200.000 Euro Wert. So lesen sich die Fakten von „MB V 1021“. Liebevoll nennt Maik sein Arbeitsmittel auch „Bergwaffel“. Dank Allrad kommt der überall hoch. Auch wenn er manchmal dazu recht laut „schnauft“.

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Die Aussicht von der Fahrerkabine aus ist traumhaft an diesem Mittwochvormittag. Der See glitzert unten verführerisch, während uns die „Bergwaffel“ zu Tegernsees höchstem Punkt bringt. Swimmingpools – stattliche Villen – gepflegte Gärten. Alles fliegt rückwärts draußen am Fenster vorbei. Während Maik mir seine „Müll-Geschichten“ erzählt.

Maik kennt jede Gasse

Bereits das dritte Jahr ist er bei der VIVO beschäftigt. Zuerst war er Springer. Jetzt hat er mit Andi – der zwei Jahre mit an Bord ist – seine festen Touren. Zwei davon sind heute dran. Gerade sind die beiden mit leerem Lastwagen aus der Warngauer „Heimat“ der VIVO gekommen. Zuerst wird der Biomüll in Tegernsee eingeholt, dann geht es weiter nach Rottach.

Maik fuhr vorher für den Früchtehandel Wunderlich. Doch jetzt genießt er gern die Tegernseer Aussicht – und die Vorzüge des öffentlichen Dienstes: „Man lernt den Landkreis kennen“, erzählt er. Jede versteckte Gasse kennt er inzwischen. Außerdem ist man immer an der frischen Luft, lacht er. Ein Bürojob wär’ nichts für ihn, meint der Wiesseer.

„Alles hat seine Vor- und Nachteile“

Beim Fahren wechseln sich Maik und Andi tageweise ab. Mal fährt der eine und der andere arbeitet hinten. Mal andersherum. Dabei habe jede Aufgabe ihre Vor- und Nachteile. Vorne habe man es schön trocken und könne sich an dem ganzen Hightech in der Kabine erfreuen. Und hinten bekomme man den Kopf frei während der Fahrt.

Was mich ein bisschen wundert, ist, dass der Müll gar nicht wirklich schlimm riecht. Zack-zack geht das Einhängen der „Kübel“, wie Maik sie nennt. Biomüll wird jede Woche geleert, Restmüll alle zwei Wochen. Dabei habe jede Fuhre ihre Vor- und Nachteile, wie er meint:

Biomüll riecht ein bisschen, Restmüll staubt durch die Asche, Papier ist schwer.

Doch insgesamt ist Maik glücklich mit seinem Job. Vor allem, seit die Tonnen alle Rollen unten dran haben. Während es beim Restmüll keine „Saison“ gibt – da fällt immer gleich viel an – ist Biomüll im Sommer viel und im Winter wenig. Papier ist auch meist gleich viel, meint er.

Hier das TS-Video von unterwegs:

[youtube http://www.youtube.com/watch?v=NnDGQHdMdRs&w=740&h=315]

Auch wenn die beiden Männer mit ihrer Abfuhr einen wichtigen Job erledigen, ist nicht jeder Bürger kulant, wenn der „Einundzwanziger“ die Straße blockiert. Schimpfende Passanten gebe es öfter mal, meint Maik. So brauche man manchmal gute Nerven, ein breites Kreuz – und im Winter gute Kleidung und ein gutes Profil an den Schuhen. „Tja, jeder Job hat halt auch seine Herausforderungen.“

Trotzdem, bei extremem Glatteis kann es schon mal sein, dass Maik aus Sicherheitsgründen entscheidet, eine besonders gefährliche Gasse in Tegernsee nicht hochzufahren. Der „Kübel“ bleibt dann halt einmal stehen. Das kommt aber fast nie vor, meint er.

Wenn nach der Rottacher Abfuhr der Lastwagen voll ist, geht es zurück in Richtung Warngau. Auf dem Weg freut es Maik besonders, wenn die Kinder „an der Scheibe kleben“, um die Arbeit der Müllfahrer zu bestaunen. Das sind dann wieder die schönen Momente dieses Jobs. Insgesamt ist er zufrieden mit seiner Tätigkeit. Aber manchmal wünscht er sich einfach ein wenig mehr Respekt – auch von den „großen Leuten“.

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