„Absolut keine auffällige Stelle“

Sonntagmorgen ereignete sich am Hartpenninger Ortseingang ein schwerer Autounfall. Viele Holzkirchner lassen die Ereignisse noch immer nicht los. Für sie handelt es sich bei der Unfallstelle um einen Gefahrenschwerpunkt. Doch die Polizei und der Zweckverband für Kommunale Verkehrssicherheit im Oberland sind anderer Meinung.

Wo sich am Wochenende in Großhartpenning ein schwerer Unfall ereignete, sehen Verkehrsexperten keine Gefahrenstelle. Foto/Thomas Gaulke
Wo sich am Wochenende in Großhartpenning ein schwerer Unfall ereignete, sehen Verkehrsexperten keine Gefahrenstelle. Foto/Thomas Gaulke

Sonntagfrüh kam es in Großhartpenning zu einem tragischen Unfall: eine Gaißacherin überholte auf der Bundesstraße kurz vor dem Ortseingang mehrere Pkw und fuhr dann mit immer noch erhöhter Geschwindigkeit in die Ortschaft ein. In der Rechtskurve geriet sie auf die Gegenfahrbahn und stieß frontal mit einem entgegenkommenden Renault zusammen.

Die 21-Jährige verstarb noch am Unfallort. Der 25-jährige Renault-Fahrer wurde mit schweren Verletzungen an den Beinen ins Krankenhaus gebracht. Das schwere Unglück lässt viele Holzkirchner bis dato nicht kalt. „Es ist immer das Gleiche. Warum wird auf dieser Strecke immer überholt?“, fragt sich ein Leser. Ein anderer spricht von „Need for Speed – Freaks“.

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Appell an die Vernunft

Doch für Ernst Größwang, Verkehrsexperte bei der Polizei Holzkirchen, ist der Ort, an der sich der Unfall gestern ereignete, „absolut keine auffällige Stelle“. Nur selten habe es dort über die letzten Jahre hinweg Unfälle gegeben. Um einen Unfallschwerpunkt handelt es sich somit nicht, stellt der Polizist klar.

Zugegeben, die Stelle sei mit den beiden Kurven und der leichten Steigung nicht ganz übersichtlich, meint Größwang auf Nachfrage. Die geringe Anzahl an Unfällen am besagten Ort spricht laut Polizei aber eher für eine „normale Kurve“, die deshalb auch keiner zusätzlichen Überwachung bedarf.

So schrecklich der Unfall am Wochenende auch war – an dieser Stelle kommen Unfälle nicht verstärkt vor.

Nach Angaben Größwangs, war die Straße am Unfallort gestern nass. Die junge Fahrerin habe ihre erhöhte Geschwindigkeit vom Überholvorgang unterschätzt und wäre so innerorts auf die Gegenfahrbahn geraten.

Auch beim Zweckverband für Kommunale Verkehrssicherheit beschreibt man die Ortseinfahrt nach Großhartpenning aus Richtung Holzkirchen auf Grundlage der beidseitig durchgeführten Geschwindigkeitsmessungen als „nicht besonders auffällig“. Außendienstleiter Thorsten Preßler kennt die Eckdaten:

Die ‚Beanstandungsquote‘, also die Quote der Fahrzeuge, die über der erlaubten Geschwindigkeit liegen, liegt an dieser Stelle bei 3,5 Prozent. Das heißt, dass bei insgesamt 394 gemessenen Geschwindigkeitsverstößen, nur rund sieben schneller als 21 Kilometer in der Stunde unterwegs waren.

Dennoch gibt Preßler zu, dass bei den vorliegenden Zahlen die Toleranzwerte schon abgezogen wären und dass es sich bei einigen der gemessenen Verstöße ansonsten um Überschreitungen „weit über 70 Kilometern in der Stunde auf dem Tacho“ handeln würde.

Die Tachosünder, Drängler und gefährlichen Überholmanöver auf der Bundesstraße von Holzkirchen nach Großhartpenning und weiter in Richtung Bad Tölz sind weder Größwang noch Preßler unbekannt. Überholen ist grundsätzlich erlaubt, so lange man weder sich selbst noch jemand anderen gefährdet. Größwang appelliert an die Vernunft der Autofahrer, sich an die vorgeschriebene Geschwindigkeit zu halten – damit das Unglück in Hartpenning eine Ausnahme bleibt.

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