Abzocke Gastronomie?

In der Gastro zu arbeiten ist kein Zuckerschlecken – das ist kein Geheimnis. Die Gewerkschaft für Nahrung-Genuss-Gaststätten geht aber weiter. Ihrer Meinung nach lassen sich Beschäftigte ausnutzen. Das soll sich ändern.

Gerade die Nacht- und Wochenendarbeit gehört in der Gastro dazu / Archivbild

13 Stunden täglich arbeiten an bis zu sechs Tagen pro Woche? Davor warnt die Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG). Schon heute arbeiten in der Region Oberland rund 24.000 Menschen an Sonntagen – 12.000 sogar nachts. Und 37.000 Beschäftigte sind zwischen 18 und 23 Uhr im Job aktiv. Das geht aus dem aktuellen Mikrozensus hervor.

„Die Zahlen zeigen, dass Arbeitszeitgesetz und Tarifverträge den Arbeitnehmern bereits jetzt eine hohe Flexibilität abverlangen. Den Betrieben geben sie die Freiheit, ihre Beschäftigten weitgehend so einzusetzen, wie sie es brauchen“, sagt Georg Schneider. Der Geschäftsführer der NGG Rosenheim-Oberbayern hält jede Aufweichung dieser Regeln für unnötig. Insbesondere der Einführung einer wöchentlichen statt einer täglichen Höchstarbeitszeit müsse eine klare Absage erteilt werden, so Schneider. Dies sei ein Angriff auf Tausende Beschäftigte in der Region – besonders im Gastgewerbe.

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Im Gastgewerbe sind lange Arbeitszeiten “normal”

Dort gehörten lange Arbeitszeiten an jedem Tag der Woche schon immer zum Beruf. So gaben bei der Befragung durch den Mikrozensus rund 62.000 Beschäftigte in bayerischen Hotels, Gaststätten und Pensionen an, regelmäßig nach 18 Uhr zu arbeiten. 82.000 arbeiten demnach häufig an Samstagen, 77.000 an Sonntagen. Schneider weiter: „Die Behauptung des Dehoga, ein zu strenges Arbeitszeitgesetz belaste die Branche über alle Maßen, ist nicht zu halten. Wenn zum Beispiel eine Hochzeit länger dauert als geplant, dann schieben Küchen-Team und Kellner Überstunden, statt einfach nach Hause zu gehen. Und diese Überstunden werden dann noch nicht einmal immer bezahlt.“

Harte Arbeitsbedingungen in der Gastronomie und Beherbergung führten schon heute zu großen Problemen, noch Fachkräfte zu finden, betont der Gewerkschafter. In einer Antwort auf eine parlamentarische Anfrage stellt auch die Bundesregierung fest, dass die Zahl der Auszubildenden im Hotel- und Gaststättengewerbe nicht mit dem Bedarf an Fachkräften Schritt halte. Danach bildet in Bayern nur noch jeder zehnte Gastro-Betrieb aus. Schneider meint:

Die Arbeitgeber sollten wieder auf bessere Ausbildung setzen und einen wirklichen Richtungswechsel hin zu besseren Arbeitsbedingungen einleiten. Dazu zählen die Stärkung der Tarifverträge und damit deutliche Einkommenszuwächse, aber genauso gesunde Arbeitszeiten.

Das Gastgewerbe sei dazu in der Lage, eine „Qualitätsoffensive“ zu machen. Am Geld jedenfalls, so die NGG Rosenheim-Oberbayern, sollte es nicht hapern. Der Jahresumsatz der Branche ist nach Angaben des Dehoga zum siebten Mal in Folge auf zuletzt bundesweit 81 Milliarden Euro gestiegen.

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