Almbauern, Wolf, Tourismus – was hat Söder damit zu tun?

Gestern tauschten sich die Almbauern am Tegernsee gemeinsam mit höchster Prominenz über aktuelle Anliegen aus. Wolf, Tourismus und auch die Kombi-Haltung waren ein Thema. Was kam raus? Und welchen Einsatz hatte die Bergrettung vor Ort?

Jubiläumshauptalmbegehung des Almwirtschaftlichen Vereins Oberbayern

Zum 75. Mal fand die Hauptalmbegehung des Almwirtschaftlichen Vereins Oberbayern bereits statt. Zahlreiche Besucher, bunt gemischt mit Almbäuerinnen und Almbauern, Almpersonal und sonstigen Freunden der Almwirtschaft. Anwesend war auch zahlreiche politische Prominenz, wie Ministerpräsident Markus Söder, Landwirtschaftsministerin Michaela Kaniber, die Bürgermeister von Rottach Egern Christian Köck, von Kreuth Josef Bierschneider und von Bad Wiessee Robert Kühn.

Außerdem Landtagspräsidentin Ilse Aigner, Staatssekretärin für Landwirtschaft Manuela Rottmann von den Grünen und Landrat vom Landkreis Miesbach Olaf von Löwis. Eine sehr schöne, aber anspruchsvolle Tour wurde ausgewählt – mit 850 Höhenmeter und zwölf Kilometer in unerschlossenem Almgebiet.

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Unerschlossenes Almgebiet – was ist das?

Almen die unerschlossen sind, haben schlichtweg keine Wege. Die Bäuerinnen und Bauern treiben ihr Vieh tatsächlich über anspruchsvolle Steige und quer über die Almwiesen hoch und runter.

Um eine unerschlossene Alm bewirtschaften zu können, muss die ganze Familie zusammenhelfen, sonst geht das nicht,

sagt eine Bäuerin der Bernaualm. Für das Equipment der Sennerin oder des Senners werden die Almen mit dem Hubschrauber angeflogen. Für die Route wurden, extra für die Begehung, selbst präparierte Steige durch die Bauern ausgemäht. Für Wanderer sind diese Almen nicht bewirtet.

Start an der Sieblalm

Begonnen hat die Hauptalmbegehung an der auf 1.150 Meter Höhe gelegenen erschlossenen Sieblalm. Diese liegt auf der Nordseite des Risserkogels und unterhalb des Riederecks. Die Sieblalm wird von der Familie Maier bewirtschaftet und befindet sich in der 15. Generation. Auf der Alm befinden sich 16 Kühe, zwölf Kälber und 15 Stück Jungvieh. Das Milchvieh wird auf der Alm gemolken und die Milch zum Betrieb gebracht. Ein Teil der Almmilch wird zu Käse verarbeitet und auf der Sieblalm gelagert. Auf der Sieblalm ist eine Gesamtweidefläche von 25,5 Hektar, davon sind 21 Hektar beantragte Lichtweidefläche. Die Bewirtschaftung erfolgt von der Familie Maier vom Tal aus. Zahlreiche Prominenz war anwesend und zeigten den Almbauern ihre Wertschätzung und Gehör. Markus Söder begann seine Rede mit diesen Worten:

Ich bin vor allem aus einem Grund hier, um Euch, liebe Almbäuerinnen und Almbauern, meine Wertschätzung und Respekt zu zeigen.

Er nahm unter anderem Stellung zur Kombi-Haltung und dass es eine bessere Haltung wie auf der Alm nicht gebe. “Es kann nicht sein, dass Leute kommen und meinen, sie müssen sagen wie Almwirtschaft funktioniert.” Man brauche schon ein bisschen Freiheit. “Es heißt nämlich nicht umsonst Freistaat Bayern und nicht Zwangsstaat.” Er sicherte den Almbäuerinnen und Almbauern seine vollste Bekenntnis zu und dass er alles rechtlich mögliche tun werde, um diese Lebensform und Kulturlandschaft zu erhalten.

Auch die Landwirtschaftsministerin von Bayern Michaela Kaniber hielt eine bewegende Ansprache. Sie verkündete, dass es eine Ausgleichszahlung für die Bauern geben werde. Sie nahm auch Bezug auf den Tourismus und dass die Almen und Alpen dadurch immer mehr in Bedrängnis geraten. Deshalb habe man gemeinsam mit den Österreichern eine Kampagne entwickelt, die lautet “Achtung Grenzgebiet”.

Wir müssen die Almbauern unterstützen. Ansonsten wird das, was wir heute sehen, Vergangenheit sein. Menschen müssen sehen, dass die Almbauern Grenzen haben.

Sie sprach sich außerdem eindeutig gegen den Wolf aus:

Wir wollen dem Wolf keine Kulisse der nicht schätzbaren Weidegebiete bieten.

Auch Markus Söder sagte: “Diese seit mehr als 75 Jahren bestehende Almwirtschaft ist uns wichtiger, als wie ein einzelner Wolf.” Manuela Rottmann, Staatssekretärin der Landwirtschaft von den Grünen wollte eher den Fokus vom Wolf nehmen und machte auf andere Probleme aufmerksam, wie den Klimawandel. Sie habe vieles heute aufgenommen und gesehen, dass eine Umzäunung solcher Weideflächen kaum möglich sei, dennoch: Man müsse mit dem Wolf leben lernen.

Bernaualm, Ableitenalm, Röthensteinalm und Rottachalm

Über schmale anspruchsvolle Steige, quer über Almwiesen ging es mit einer reinen Gehzeit von sechs Stunden zu weiteren Almen rund um den Risserkogel. An jeder Alm erfolgte eine kurze Almvorstellung des jeweiligen Bauern oder der jeweiligen Bäuerin und der Hinweis, dass man besonders die Almbauern einer unerschlossenen Alm im Blick haben sollte. Die Bäuerin der Bernaualm betonte:

Die Arbeit und die Auflagen werden immer mehr, das Personal wird weniger.

Am Weg von der Bernaualm zur Ableitenalm kam es noch zu einem Unfall. Die Kreisbäuerin von Garmisch-Partenkirchen, Christine Singer, rutschte aus und brach sich den Fuß. Sie musste von der Bergrettung mit dem Hubschrauber aus der Luft geholt werden. Eine andere Teilnehmerin entging nur knapp einer Gams. Das Tier preschte die Almwiese runter und nur wenige Zentimeter an der Wanderin vorbei – nochmal Glück gehabt.

Der Abschluss fand auf der erschlossenen Rottachalm statt, welche zur Wallbergalmgemeinschaft gehört und im letzten Jahr ihr 125-jähriges Bestehen feierte. Ein anstrengender, dennoch gelungener Tag mit zahlreichen Teilnehmern, an dem die Almbauern auf ihre aktuellen Probleme aufmerksam machen konnten und viel Austausch gefunden haben.

Hier die schönsten Eindrücke des Tages in Bildern:

Die erschlossene Sieblalm auf 1150m Höhe, bewirtschaftet durch Familie Maier.

Markus Söder versicherte den Almbauern ihre Bekenntnis und Wertschätzung.

Ministerpräsident Markus Söder und bayrische Landwirtschaftsministerin Michaela Kaniber.

Markus Söder in Gesellschaft mit den Almbauern.

Anton Maier stellt seine bewirtschaftete Alm, die Sieblalm vor.

Zahlreiche Teilnehmer bunt gemischt waren anwesend.

Danach wurde in unerschlossenes Almgebiet gewandert.

Die unerschlossene Bernaualm auf 1350m Höhe.

Die Vorstellung der Bernaualm durch Familie Strohschneider und Familie Bauer.

Augenmerk wurde besonders darauf gelegt, wie gut es die Kühe auf der Alm haben.

Reger Austausch unter den Teilnehmern über aktuelle Anliegen der Almbauern.

Die Ableitenalm der Familie Kiening. Die Almflächen gehen von 1000m bis fast 1700m Höhe.

Die Röthensteinalm liegt auf 1390m Höhe, ist erschlossen und wird von Familie Hagn bewirtschaftet.

Der Abschluss mit einem gemütlichen Ausklang fand auf der Rottachalm auf 1200m Höhe statt.

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