Als Co-Pilot in atemberaubenden Höhen

Was für eine Auszeichnung. Die Luftschiff-Weltmeisterschaft wird heuer im Tegernseer Tal ausgetragen. Ein Event, den der See einem “verrückten Idealisten” zu verdanken hat und wohl weit über die Grenzen des Landkreises für Aufsehen sorgen dürfte.

Was für eine aufregende Fahrt über den See

Es ist kalt – eisig kalt. Bei dem Gedanken gleich in höhere Lagen befördert zu werden, frieren meine Fingerspitzen noch ein bisschen mehr ein. Auf der großen Wiese von Andreas Hatzl in Kreuth herrscht reges Treiben. Wo sonst Kühe einträchtig ihr Gras wiederkäuen, sind heute riesige Luftgefährten zu beobachten. Menschen die an langen Seilen ziehen, rufen und gestikulieren spiegeln die aufgeregte Atmosphäre wieder.

Als ich das Luftschiff von Andreas Merk erreiche, muss alles ganz schnell gehen. Zack der eine Journalist raus und schon finde ich mich neben dem Luftschiffpiloten und mit Kopfhörern und Mikro auf dem Co-Pilotensitz wieder.

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Mit Merk in die Höhe

Wow, Copilot. Nicht schlecht, denke ich. Ein bisschen mulmig wird mir schon, wenn ich daran denke, gleich an einem riesigen, nur mit Luft gefüllten Ding zu hängen und durch die Lüfte zu schweben. Aber Merk nimmt mir die Aufregung schnell: „Solange ich rede ist alles gut. Wenn ich nichts mehr sage, muss ich mich konzentrieren. Aber auch dann würde ich mir nicht anmerken lassen, wenn etwas nicht stimmt“, lacht der Vize-Europa und Deutsche Meister.

Der hat leicht reden, muss ich schmunzeln. Sitzt ja schließlich ständig in seinem luftigen Gefährt – auch wenn das Ganze nur sein Hobby und nicht sein Hauptberuf ist. Merk ist einer von neun Luftschiffpiloten, die sich für die Weltmeisterschaft am Tegernsee qualifiziert haben. Mit ihm vier weitere Deutsche Piloten und Teams aus der Schweiz, Schweden, Polen und Litauen.

Helmut Seitz – so ein “Verrückter”

Dass die Weltmeisterschaft der Luftschiffe tatsächlich im Tegernseer Tal stattfinden kann, ist nur einem Mann zu verdanken, weiß Merk. Helmut Seitz. „Er hat sich das zur Lebensaufgabe gemacht und geht mit sehr viel Idealismus an die Sache ran.“

Auch Seitz selbst ist als Eventdirektor mächtig stolz nach der Deutschen- und der Europameisterschaft jetzt auch die Weltmeisterschaft hier her geholt zu haben. Er weiß genau, es muss sich immer erstmal ein „so Verrückter“ finden, der sich an diese Aufgabe wagt. Die letzte Luftschiff WM fand vor acht Jahren in Frankreich statt. Davor war meist Russland Austragungsort. Rund drei Jahre Vorlauf brauche man, um ein solche Event zu ergattern. „Uns hat geholfen, dass die Europameisterschaft so gut lief“, so Seitz.

Eine Woche lang werden die Teams in unterschiedlichen Wettkämpfen gegeneinander antreten. Am 22. Februar wird es dann einen neuen Weltmeister geben. Der Leutkircher Merk, der übrigens das Ratiopharm-Schiff fährt, hofft auch heuer vorne mit mischen zu können. Doch er weiß die Konkurrenz ist groß. Vor allem Ralph Kremer, der das Luftschifffahren zu seinem Hauptberuf gemacht hat, sei ein echter Gegner.

Das Tal ein bisschen bunter

Auch Organisator Seitz traut sich noch keine Prognose für einen potentiellen Gewinner abzugeben. „Es sind zu viele Gute dabei“, weiß er. Ihm stinkt nur, dass er als Organisator nicht die Möglichkeit hat selbst mitzumischen.

Morgen und Übermorgen schätzt er die Wetterverhältnisse eher schlecht ein. Aber am Sonntag sollte es perfekt sein, meint er. „Ich bin sicher, dass wir es schaffen die Anforderungen für eine Weltmeisterschaft zu erfüllen.“

Als ich 15 Minuten später aus dem Luftschiff steige, bin ich wie berauscht. Ein bisschen besser kann ich die Leidenschaft für dieses aufwendige Hobby nun doch verstehen. Dem Alltag für einen Moment entfliehen und nur noch dem Motorensummen zu lauschen hat eine befreiende Wirkung. In diesem Sinne “Glück ab, gut Land” für alle Teams, die den Himmel im Tegernseer Tal in der kommenden Woche ein bisschen bunter machen.

Alle Bilder von TS-Fotograf Felix Wolf:

Jean Claude Weber (Jury-Mitglied), Marita Krafczyk (Präsidentin des Deutschen Freiluftsportverband e.V.) und Helmut Seitz

Jean Claude Weber mit Tegernsees Bürgermeister Johannes Hagn.

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