Zwar hat das Landratsamt angekündigt, das Anrufsammeltaxi (AST) im Tegernseer Tal nicht mehr länger aufrechterhalten zu können. Doch Anton Grafwallner will das nicht hinnehmen.
Das Sammeltaxi sei für viele Menschen unabdingbar, betont er in einem offenen Brief an die Verantwortlichen. Gleichzeitig erklärt er, warum aus seiner Sicht die Zusammenarbeit mit den Taxifahrern nicht mehr klappt.
Anton Grafwallner ist Gmunder Gemeinderat und der Behindertenbeauftragter im Landkreis. Gerade für Menschen, die nicht mehr gut zu Fuß unterwegs sind, sei das Sammeltaxi wichtig, erklärt Grafwallner. Daher dürfe dieses Angebot nicht ersatzlos gestrichen werden.
Und so fordert er, dass das Sammeltaxi auch weiterhin zum Mobilitätskonzept für den Landkreis gehören muss. Denn neben den Jugendlichen, die künftig nachts per Anhalter fahren müssten, trifft es besonders kranke und ältere Menschen.
Ohne das AST sei man nämlich für den Transport ins Krankenhaus auf RVO angewiesen. Doch die Fahrtzeiten sind hier mehr als lückenhaft, findet Grafwallner:
Am Wochenende und an Feiertagen geht vom Tegernseer Tal zum Krankenhaus Agatharied nur ein Bus, der um 12:23 Uhr am Krankenhaus ist, und bereits um 14:37 Uhr wieder zurückfährt. Gesetzt den Fall, man hat werktags vormittags einen Termin im Krankenhaus, kann man keine öffentlichen Verkehrsmittel nutzen.
Außerdem helfe das Sammeltaxi Menschen mit Behinderungen, Sehbehinderten und Rollatorfahrern beim Einkaufen. Ohne diesen Service wären diese Menschen auf Nachbarschaftshilfe angewiesen, weiß Grafwallner. „Das Sammeltaxi hat hier einen sehr hohen Stellenwert“.
Gemeinsames Gespräch
Das Problem sieht der Behindertenbeauftragte vor allem darin, dass die Zentrale der Sammeltaxis nach Leipzig verlegt wurde. Die Defizite lägen in erster Linie in der Kommunikation, sodass es häufig zu Mehrfachaufträgen käme. Daher sei auch klar, warum die Taxivereinigung Tegernseer Tal kein neues Angebot abgegeben hätte.
„Die Verantwortlichen machen es sich ziemlich leicht“, so Grafwallners Meinung. Dennoch appelliert er an das Landratsamt, die Taxivereinigung Tegernseer Tal, die Talgemeinden, die Touristiker und auch die Standort Marketing Gesellschaft (SMG) in einem gemeinsamen Gespräch eine Lösung zu finden, “damit möglichst viele Menschen, besonders Menschen mit Behinderungen, auch weiterhin am gesellschaftlichen Leben im Tegernseer Tal teilnehmen können.”
Ursprünglicher Artikel vom 19. Dezember 2013 mit der Überschrift: Anrufsammeltaxi wird eigestellt
Wie heute bekannt wurde, muss die gesamte Anrufsammeltaxi-Insel Tegernseer Tal zum Jahresende eingestellt werden. Der Grund: kein ansässiges Taxi- oder Mietwagenunternehmen will das Angebot übernehmen.
Künftig wird das Landratsamt als Betreiber daher keine AST-Fahrten innerhalb des Tegernseer Tals, Fahrten aus anderen AST-Bereichen in das Tegernseer Tal, sowie Fahrten aus dem Tal in andere sogenannte AST-Inseln mehr anbieten können.
Anrufsammeltaxi existiert seit 2001
Laut dem Landratsamt Miesbach laufen die Durchführungsverträge für die vier Anrufsammeltaxi-Inseln des Landkreises Miesbach zum Jahresende ab. Zur Weiterführung des AST-Angebotes war zum Ablauf der Vertragslaufzeit eine öffentliche Ausschreibung notwendig.
Für drei der vier landkreisweiten Bereiche konnten zwar Vertragspartner gefunden werden. Der Betrieb dieser AST-Inseln geht im neuen Jahr für weitere drei Jahre wie gewohnt weiter. Doch für die AST-Insel IV (Tegernseer Tal) sei, so Pressesprecherin Gabriele Dorby, kein einziges Angebot eingegangen.
Trotz intensiver Bemühungen seitens des Landratsamts Miesbach und der Tal-Bürgermeister war es nicht möglich, Taxi- und Mietwagenunternehmen des Tegernseer Tals dazu zu gewinnen, diese AST-Insel zu bedienen.
Der Bereich umfasst das Stadtgebiet Tegernsee, die Gemeindegebiete Gmund, Bad Wiessee, Kreuth, Rottach-Egern und Waakirchen. 2001 hatte der Landkreis das System Anrufsammeltaxi als Ergänzung zur 1998 eingeführten BOB auf den Weg gebracht.
Das Ziel war es immer ‒ neben der Zugverbindung zu den größten Ortschaften ‒ jeden Punkt im Landkreis zu erreichen, und das zu annehmbaren Kosten. Dabei war das Angebot oft umstritten. Bereits 2006 stand das AST aufgrund hoher Defizite vor dem Aus. Der Kreistag beschloss jedoch, daran festzuhalten. Nun ist das Anrufsammeltaxi, zumindest im Tegernseer Tal, endgültig gescheitert.
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