Hausarrest für Pferde

In vielen Reiterhöfen in Holzkirchen und Umgebung haben die Pferde derzeit unverdienten Hausarrest. Der Grund ist die Equine Infektiöse Anämie (EIA) – oder ansteckende Blutarmut der Einhufer. In Feilnbach im Landkreis Rosenheim war die Krankheit bei drei Pferden festgestellt worden. Zwei Pferde aus dem Landkreis Miesbach waren mit ihnen in Kontakt.

Die Pferdekrankheit EIA bricht hierzulande eher selten aus. Trotzdem verunsichert sie derzeit Pferdehalter im Landkreis.
Die Pferdekrankheit EIA bricht hierzulande eher selten aus. Trotzdem verunsichert sie derzeit Pferdehalter im Landkreis. Bild/Archiv

Elf Pferdeställe in Oberbayern sind derzeit wegen der Pferdekrankheit EIA gesperrt: Zehn im Landkreis Ebersberg und einer im Landkreis München. Auch Miesbach gehört zu den Landkreisen, in denen sich das Virus ausbreiten könnte. Denn von hier kommen zwei der Pferde, die mit den drei infizierten Pferden in Feilnbach Kontakt hatten. Die meisten Pferdeställe haben sich deshalb selbst unter Quarantäne gestellt, sagt Tierärztin Isabell Herold.

Doch im Landratsamt gibt man Entwarnung: Beiden Pferden habe man Blut entnommen und es untersucht. Bei einem war der Befund negativ – das Pferd ist gesund. Bei dem zweiten stehen die Ergebnisse noch aus: “Wir sind nochmal mit einem blauen Auge davon gekommen”, sagt Gerhard Brandl, Pressesprecher des Landratsamts auf Nachfrage.

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Übertragung über kurzen Wegen

Bei Pferdebesitzern und Reitstallbetreibern bleibt aber die Unsicherheit. Denn die Krankheit kann bei engem Kontakt zwischen Tieren übertragen werden: Durch Speichel, Milch oder Sperma beispielsweise, informiert das Bundesforschungsinstitut für Tiergesundheit auf seiner Homepage.

Außerdem können blutsaugende Insekten das Virus übertragen. Allerdings nur im näheren Umfeld. Denn ist das Virus einmal an den Stachel einer Bremse oder Mücke gelangt, ist es nur dreißig Minuten lang ansteckend, so das Institut weiter. Deshalb vermeiden viele Pferdehöfe derzeit, dass die bei ihnen untergebrachten Tiere mit fremden Pferden und Bremsen in Kontakt kommen.

Ställe ergreifen Vorsichtsmaßnahmen

So wurde das Reitturnier Thann bereits aus Vorsicht abgesagt. Reiter verzichten auf Ausritte. Denn es genügt ein infiziertes Pferd, um das Virus zu verbreiten: Im chronischen Verlauf der Krankheit können Pferde das Virus in sich tragen, ohne Symptome zu zeigen. Sie können das Virus aber übertragen. Werden diese in einer neuen Umgebung von gesunden Bremsen gestochen, infizieren sie die Insekten und diese wiederum weitere Pferde, erklärt Herold die Ausbreitung.

Bei der Reitanlage Weberhof in Valley achtet man derzeit darauf, dass niemand auf ein Turnier geht. “Wenn neue Pferde zu uns gebracht werden, würde ich als Vorsichtsmaßnahme ein Blutbild verlangen”, sagt Andrea Salzeder vom Weberhof. In ihrem Stall sei glücklicherweise noch kein Fall aufgetreten. Auch gebe es derzeit keinen Grund, die Pferde untersuchen zu lassen.

Gefährliche Krankheit mit tödlichem Ausgang

Im Pferdehof Fühlhuber ist man gelassen: Vor allem Turnierpferde seien gefährdet, sagt Wolfgang Fühlhuber. Aber nur ein Reiter des Hofs nehme regelmäßig an Turnieren teil und dieser lasse seine Tiere derzeit nicht mit anderen, fremden Pferden zusammen stehen: “Raus aus dem Anhänger, Turnier und wieder rein in den Anhänger. Wenn es nicht anders geht, lässt er es sein”, erklärt Fühlhuber. Doch wegen der Übertragung durch blutsaugende Insekten dient das nicht zur Eindämmung, sagt Herold.

Die Sorge und Vorsicht der Pferdebesitzer ist berechtigt. “Die Krankheit führt regelmäßig zum Tod”, teilt Gerhard Brandl auf Nachfrage mit. Dabei ist sie nur schwer zu erkennen: “Sie beginnt wie jede andere Infektion mit Fieber”, erklärt Isabell Herold. Doch das Fieber lasse sich nicht stoppen, bis es auf 42 Grad ansteigt und die Tiere sterben – zumindest im akuten Verlauf. Im subakuten Verlauf gibt es immer wieder Fieberschübe, bis das Tier irgendwann verendet. Im chronischen Verlauf kann das Pferd auch ohne Symptome bleiben und das Virus übertragen.

Sporadische Fälle in Deutschland

Das Virus überträgt sich auf Pferde, Esel, Maultiere, Mulis und Zebras, so das Institut. Heilbar ist die Krankheit nicht. Deshalb werden erkrankte Tiere eingeschläfert und bei deren Kontakttieren der so genannte “Coggins-Test” durchgeführt: Einmal zu Beginn des Verdachts und drei Wochen später – wegen der langen Inkubationszeit, sagt Herold.

Die Krankheit ist nicht neu. Immer wieder treten Fälle der Blutarmut in Deutschland auf. Im Landkreis Miesbach wurde in den vergangenen 15 Jahren kein Fall verzeichnet. In der Bundesrepublik ist sie selten. Vor allem tritt sie in Nord- und Südamerika, Afrika, Asien, Australien sowie Süd- und Osteuropa auf.

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