Asylbewerber auf Arbeitssuche

Inzwischen leben zahlreiche Asylbewerber samt ihren Kindern im Nordlandkreis. Nachdem sie jetzt in Sicherheit sind, ist ihr nächstes Ziel, ihre Familien aus den Krisengebieten zu holen. Dafür brauchen sie Geld – folglich auch eine Arbeit. Doch der Weg zur Unabhängigkeit ist steinig.

Auch die Holzkirchner Asylbewerber Tesfaldel und Hermon wollen bald eine Arbeit finden.
Auch die Holzkirchner Asylbewerber Tesfaldel und Hermon wollen bald eine Arbeit finden.

Je mehr Asylbewerber bei uns ankommen und je länger sie da sind, desto deutlicher scheint die Problematik zu werden: die Hürden, in der neuen Wahlheimat einen Job anzutreten, sind hoch. Denn Pauschalregelungen sucht man vergebens.

Ob ein Asylbewerber bei uns arbeiten darf, hängt einerseits davon ab, aus welchem Land er kommt. Andererseits kommt es auch darauf an, wie lange das jeweilige Asylbewerberverfahren dauert. Auch Sonderregelungen für minderjährige Flüchtlinge sind zu beachten. Grundlage für einen Job ist in erster Linie immer eine Aufenthalts- und Arbeitserlaubnis. Doch die lassen oft lange auf sich warten.

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Maria Korell, Holzkirchens Integrationsbeauftragte, stellt klar: „Der größte Wunsch unserer Asylbewerber ist es zu arbeiten und für sich selbst zu sorgen.“ Die ehrenamtlichen Helfer bemühen sich zwar um abwechslungsreiche Beschäftigung für die Containerbewohner, doch das sei, laut Korell, nicht genug. Die Asylbewerber sind nur ungern abhängig von uns, erklärt sie. So würden die meisten auch außerhalb des Deutschunterrichts in jeder freien Minute lernen, um sich auf einen zukünftigen Beruf vorzubereiten.

Wer was darf, kommt auf den individuellen Fall an

Für die Umstände, eine Arbeit antreten zu dürfen, ist in erster Linie entscheidend, woher man stammt, erklärt Katharina Kristen, Pressesprecherin der Agentur für Arbeit in Rosenheim. Liegen die Heimatländer nicht innerhalb der Europäischen Union oder in sogenannten „sicheren Drittländern“, dann greift das sogenannte „Vorranggesetz“, wie Kristen weiß. Das Gesetz regelt, dass bei der Vergabe von Arbeitsplätzen in Deutschland Deutsche oder andere EU-Bürger bevorzugt werden müssen.

Die vakante Stelle muss also erst auf breiter Basis angeboten werden, um einen geeigneten Bewerberkreis einzugrenzen. Erst wenn die Stelle dann noch unbesetzt ist, kann sie ein Asylbewerber wahrnehmen. Asylbewerber, die allerdings schon länger als 15 Monate hier sind, müssen nicht unbedingt nachrangig behandelt werden. Dies gilt vor allem für Fachkräfte, die dringend gesucht werden, weiß Kristen. In Bayern gelte zudem die „Residenzpflicht“. Asylbewerber, die in und um Holzkirchen leben, sind verpflichtet, sich vor Ort, also im oberbayrischen Raum, zu bewegen.

Das Leben im Container kann trotz Freizeitbeschäftigungen schnell öde werden. Holzkirchner Asylbewerber wünschen sich deshalb Jobs.
Das Leben im Container kann trotz Freizeitbeschäftigungen schnell öde werden. Holzkirchner Asylbewerber wünschen sich deshalb Jobs.

Zudem regelt das Bundesgesetzblatt in einer Veröffentlichung vom 31.10.2014 einen bestimmten Umstand jetzt neu. So will der Gesetzgeber die Möglichkeiten der Asylbewerber erweitern. Bei Flüchtlingen, die vorerst offiziell in Deutschland “geduldet” werden, wird die Wartefrist von neun auf drei Monate verkürzt. Ein Asylbewerber darf also nach eingehender Prüfung beruflich in seiner neuen Heimat tätig sein.

Arbeiten als Mittel zur Unabhängigkeit?

Einen Arbeitsplatz zu finden sei unheimlich wichtig für die jungen Männer, weiß Maria Korell. Viele haben Schuld- und Pflichtgefühle gegenüber ihren Familien, die zurückgeblieben sind. Mit dem Verdienst aus einer festen Arbeitsstelle könnten sie ihre Angehörigen aus Kriegs- und Hungergebieten holen, stellt Korell fest. Die meisten Asylbewerber wären inzwischen drei Monate in Holzkirchen und schon auf der Suche nach einer Arbeit.

Doch eine Stelle gefunden zu haben, bedeutet meist noch nicht die angestrebte Unabhängigkeit. Korell berichtet von einem Holzkirchner Asylbewerber, der sich seit zwei Jahren mit bürokratischen Hürden herumschlagen muss. Seit längerem ist der Kongolese schon in Miesbach und inzwischen voll berufstätig, weiß Korell und berichtet weiter:

Ohne weiteres könnte er sich eine kleine Wohnung leisten und müsste nicht mehr in der Notunterbringung leben. Doch sein Asylbescheid steht immer noch aus. Solange muss er noch bleiben.

Auch wenn die bürokratischen Hürden hoch sind, ist für eine Handvoll Flüchtlinge der Wunsch im Landkreis schon in Erfüllung gegangen. „Ein paar sind als Putzkraft oder Spüler tätig, einer als Gärtner“, erklärt die Sprecherin des Landratsamtes Gabriele Dorby. Viele warten aber auch immer noch auf eine Genehmigung, wie auch jetzt die Holzkirchner Asylbewerber.

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