„Aufgedirndlt“ – Neuer Lesestoff vom Tegernsee

„Wir waren noch einmal am Tatort“, erwiderte Anne. „Ihr wisst’s schon, dass wir noch anderes hier zu tun haben, als wie am Leeberg oben spazieren gehen?“

Anne schwieg. Diese Situation kannte sie schon zur Genüge aus ihrer Münchner Zeit: „Wenn man als Mutter sein Kind mit in die Arbeit nahm, gingen die Kollegen davon aus, dass man überhaupt nicht oder zumindest nicht richtig arbeite…“

Manchen Müttern wird die Notlösung, Kinder mal mit ins Büro zu nehmen, bekannt vorkommen. Einigen Lesern vielleicht auch dieses Zitat aus dem Alpenkrimi „Tegernseer Seilschaften“ von Jörg Steinleitner.

2010 ist der Krimi erschienen. Jetzt folgt bereits Anne Loops zweiter Fall. Kriminalgeschichten mit Lokalkolorit liegen im Trend. Dort wo sie spielen, verkaufen sie sich am Besten.

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Ein großer Verlag und eine Menge Glück

Den Autor freuts. „Endlich kann ich das tun, was ich schon immer wollte.“ Steinleitner, der Jura, Geschichte und Germanistik studiert hat, brennt fürs Schreiben. Inzwischen kann seine fünfköpfige Familie davon gut leben. Ermöglicht durch den glücklichen Umstand, in einem großen Verlag untergekommen zu sein.

Jörg Steinleitner: Jahrgang 1971. Drei seiner Bücher: Der Fall Augustin, Tegernseer Seilschaften, Aufgedirndlt.

Bisher hatte der Autor noch seine Münchner Anwaltskanzlei geführt. Zukünftig verlagert er seinen Fokus ganz aufs Schreiben. Mehrere Bücher sind bereits erschienen. „Tegernseer Seilschaften“ ist sein erster Krimi.

Steinleitner, dessen Familie vom Tegernsee stammt, widmet es mit der Besetzung seiner Hauptdarstellerin, der Kommissarin Anne Loop, allen alleinerziehenden Müttern. „Ich liebe die Frauen“, gibt der Vierzigjährige zu.

Er arbeite lieber mit Frauen, weil sie einfach elegantere Wege hätten, bestimmte Situationen zu lösen, argumentiert er. Und vor Alleinerziehenden habe er höchsten Respekt. Kinder zu erziehen und zusätzlich zu arbeiten, das sei schon als Paar anstrengend genug.

Anne, die schöne Heldin im Krimi, schafft es alleine. Ihre Tochter zu erziehen. Und einen Mord aufzuklären. Ein Bauer hängt am Baum. Ein Bankier liegt im Pool voller Milch. Anne durchschaut alles und kommt einer Seilschaft auf die Spur. Steinleitner verpackts in mords Worte.

Der gebürtige Allgäuer erklärt sich den Erfolg seines Buches auch durch die atmosphärischen Ortschilderungen in seinem Werk, mit denen sich die Leser identifizieren könnten. Zusatznutzen für den Autor: Man müsse nicht lange Örtlichkeiten recherchieren, denn die habe er seit frühester Kindheit und bei zahlreichen Besuchen verinnerlicht.

Das Buch als leichtes Gesellschaftsporträt

„Tegernseer Seilschaften“ ist kein bluttriefendes Szenario mit brutalen Gewaltverbrechen, sondern eher ein leichtes Buch. Ein Gesellschaftsporträt, das man so nebenbei lesen kann. Vielleicht will das Buch gar kein Krimi sein?

Steinleitners sanfte, kastanienbraune Augen bestätigen den Verdacht. Nette Geschichten zu erzählen, darum gehe es ihm vorrangig. Weil er „einfach nicht glauben könne, dass Menschen so schreckliche Sachen machen,“ darum habe er sich bereits als Anwalt nicht fürs Strafrecht entschieden.

Zugute gekommen scheint ihm seine berufliche Erfahrung in jedem Fall. Könnte man sonst den Alltag auf dem Polizeirevier so blühend beschreiben? Auf die vielen kleinen Beobachtungen über den Polizeialltag, das Alpenland und seine Ureinwohner kommt es dem Autor an. Geschickt webt er sie mit in seine Geschichte ein.

Besonders die Recherchen zu seinen Büchern scheinen dem extrovertierten Schreiber zu gefallen. Die Menschen, die man dabei kennenlernt, haben es ihm angetan. Und da entstehen schon mal gute Bekanntschaften mit den „echten Kommissaren“ vom Tegernsee.

Offenbar ist es die Neugierde auf eine ganz konkrete Wirklichkeit, die Steinleitner zum Schreiben zwingt. Trotzdem sind alle Geschichten und darin vorkommenden Personen erfunden. Laut Autor existieren keinerlei Parallelen zur Wirklichkeit. In seiner sind jeden Morgen die ersten zwei bis vier Stunden fürs Schreiben reserviert.

„Ich liebe Bücher“, schwärmt der Autor. Überall in seinem urigen Bauernhaus liegen sie. Klassiker von Astrid Lindgren und Michael Ende. Oder zeitgenössische Literatur von Cornelia Funke. Auch Zeitungen, Zeitschriften und Magazine. Bei Steinleitners kommt keiner ums Lesen herum. Da werden Bücher als selbstverständliches Möbel verstanden. Und die Vorstellung, dass „Print einmal sterben könnte“ ist für den Schreiber eine Horrorvorstellung.

Der nächste “Krimi” – ein Mord nach dem Seefest

Um genügend Lesestoff müssen sich Steinleitner-Fans keine Sorgen machen. Im brandneuen Krimi namens „Aufgedirndlt“ dreht sich alles um den mysteriösen Tod einer jungen Frau während des Seefests. Am Kaltenbrunner Ufer wird die Leiche gefunden – nur mit einem Spitzenhemdchen bekleidet.

Wer der Mörder war, kann man ab Februar erfahren. Denn dann findet die Premiere im Münchner Volkstheater statt. Steinleitner hofft natürlich auf einen anschließenden Erfolg. Gerne auch am Tegernsee. Denn da wo ein Lokalkrimi spielt, hat er meistens auch die größten Fans.

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