5 Fakten zu Bad Wiessee:
Bad Wiessee: Von Ölbohrungen, Habsburgern und der CIA

Rückblick in das historische Bad Wiessee. Jod und Schwefel, dafür steht der Erholungsort. Aber wie sieht es mit Öl aus? War hier die CIA?

Foto: Stefan Schweihofer

#1 – Bauern für den Gemeinderat in Bad Wiessee

Noch bis 1893 durften nur Bauern im Gemeinderat tätig sein. Der Anteil der Landwirte lag damals bei 94 Prozent. Immerhin 589 Seelen lebten in der Gemeinde. Zwischen 1987 und heute wuchs die Bevölkerung um fast 25 Prozent. 2023 sitzen im aktuellen Gemeinderat (21 Personen insgesamt) noch zwei Landwirte für die mittlerweile 5.198 Einwohner: Georg Erlacher und Alois Fichtner. 17 Höfe gibt es noch auf Wiesseer Grund.

Übrigens: Hier passt der Genus; denn erst 1919 erhielten Frauen das aktive und passive Wahlrecht.

#2 – Erdöl in Wiessee

1881 wird mit der Förderung von Erdöl in Wiessee begonnen. 1883 wird eine Rohrleitung zum Bahnhof Gmund gelegt. Durch sie wird das in Wiessee geförderte Erdöl gepumpt. Ein neues Rathaus wird gebaut. Bis dato tagte die Verwaltung im alten Schulhaus (Haus Nieder, soll bald vom Besitzer abgerissen werden).

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Wiessee blüht auf. Insgesamt sieht der Ort zwölf Bohrtürme zwischen See und der heutigen Bundesstraße. 1904 stößt die niederländische Gesellschaft Dordtsche Petroleum Maatschappy in etwa 500 m Tiefe auf Erdöl. Daraufhin wurde die “Erste bayerische Petroleum GmbH” gegründet, die das Lager mit insgesamt zehn Bohrungen ausschöpft. 1912 stellt das Unternehmen, wegen zu starker Verwässerung des geförderten Öls, die Förderung wieder ein. 1909 stößt man in 714 Metern auf ein anderes, für den Ort weitaus bedeutsameres Gut: Jod und Schwefel.

#3 – Bad Wiessee und die CSU

Noch nie konnte die CSU in Bad Wiessee den Bürgermeister stellen. Obwohl sie die größte Fraktion stellt, fehlten 2020 dem Kandidaten Florian Sareiter (CSU) 19 Stimmen zum Erlangen des Bürgermeister-Amtes. Birgit Trinkl ist die 2. Bürgermeisterin. Sie ist damit eine der wenigen Frauen im Tegernseer Tal im Bürgermeisteramt. Nur Christine Zierer (FWG) in Gmund reiht sich hier ein, sie ist die dritte Bürgermeisterin der Gemeinde.

#4 – Habsburger Selbstmord und Amalienburg

30. Januar 1889: In Mayerling, Wienerwald, tötet der Habsburg-Prinz Rudolf (Sohn von Sissi) erst seine Geliebte Maria Vetsara, ehe er sich selbst eine Kugel in den Kopf schießt. Als Selbstmörder steht ihm nicht einmal ein kirchliches Begräbnis zu. Das wollte man aber unter allen Umständen erzwingen, um den Ruf der Familie zu retten. So wird Rudolf ein ärztliches Gutachten seiner Unzurechnungsfähigkeit zum Zeitpunkt des Selbstmordes ausgestellt. Sein Kammerdiener, der alles wusste, bekommt ein gigantisches Schweigegeld. Er müsse aber das Land verlassen, so der Kaiser. Im Norden von Bad Wiessee lässt sich der nun reiche Diener nieder, zehn Jahre nach dem Suizid seines Arbeitgebers und baut die Amalienburg. Vorne prangt ein Löwe, seewärts wird es prunkvoll. Das Bauwerk passt zum See wie ein Mittelalter-Kloster nach New York. Die Amalienburg übersteht diverse Kriege und Eigentümer, und soll 1952 eine klandestine Aufgabe bekommen: Die CIA soll im Rahmen ihres Spionageprojekts “redsox” Rekruten dort ausgebildet haben. Einsatzgebiet: Weißrussland und die Ukraine. Leider erfolglos: Fast alle Agenten sollen von den Sowjets aufgedeckt, gefoltert und getötet worden sein. Im Juli 2023 stellt die Eigentümer-Familie der Gemeinde neue Nutzungspläne vor. Das Anwesen soll für exklusive Events genutzt werden. Man denkt an Hochzeiten mit bis zu 50 Gästen, Firmenjubiläen und auch Filmdrehs.

#5 Finnerhof und die Guillotine

Ebenfalls im Norden Bad Wiessee befindet sich der Finnerhof. Hier arbeitete Anfang des 19. Jahrhunderts Johann Mannhardt als Ziegen- und Kuhhirte. Der Junge aus Gmund machte später eine Karriere als Erfinder. Seine noch heute schlagenden Kirchturmuhren finden sich auf der ganzen Welt. Er war ein genialer Bastler von seiner Jugend an. 1852 erhielt er den Auftrag, ein gut einsetzbares Fallbeil für eine Guillotine zu konstruieren, die gerade in Bayern eingeführt wurde. Bedauerlicherweise hatte er Erfolg mit dem Bau. Nach leichten Verbesserungen und Umbauten durch einen Schafrichter wurde sie 1944 auch zur Hinrichtung der Geschwister Scholl eingesetzt.

Quellen:

SZ: Selbstmord des Habsburger Prinzen
Guillotine und die Geschwister Scholl
IHK: Texas am Tegernsee

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