Ein Marterl als Rache

Der Kirschbaum auf dem Grundstück von Eva Hackel war dem Nachbarn ein Dorn im Auge. Deshalb beschloss Erwin Wiegerling – Bauunternehmer aus Bad Tölz – kurzerhand den Baum fällen zu lassen. Fragt sich nur: Was ist größer? Die Dreistigkeit des Nachbars oder die Empörung der Grundstückseigentümerin, die eigens ein Marterl aufstellen lies.

Ein Marterl für einen gefällten Baum in Bad Wiessee.
Ein Marterl für einen gefällten Baum in Bad Wiessee.

Im Freihausweg in Bad Wiessee herrscht alles andere als Nachbarschaftsfreundschaft. In einer Nacht- und Nebelaktion hatte der Bauunternehmer Erwin Wiegerling den Kirschbaum fällen lassen, der sich in langer Familientradition auf dem Grundstück von Eva Hackel befunden hatte.

Mit dieser Aktion wollte Wiegerling seine vier Eigentumswohnungen in der Freihausstraße mit einem freien Seeblick noch attraktiver machen. Dazu musste allerdings der Kirschbaum auf dem Nachbarsgrundstück weichen. Geht es nach Wiegerling, war das Fällen mit seiner Nachbarin jedoch schon lange ausgemacht und geplant.

Anzeige

Außerdem fand die Aktion am hellichten Tage und nicht, so wie Frau Hackel behauptet, in einer Nacht- und Nebelaktion statt.

Hackel dagegen ist verständlicherweise empört: „Das kann einfach nicht wahr sein, dass man sich unter falschem Vorwand Zugang zu einem fremden Grundstück verschafft. Er war in keinster Weise dazu berechtigt, den Baum anzurühren!“

Von der umstrittenen Baumfäll-Aktion erfuhr Hackel durch ihre Mieter. Diese hätten am 2. Februar einen Brief von dem Tölzer Bauunternehmer erhalten, in dem er bat, die Fahrzeuge am nächsten Tag von der Einfahrt freizuhalten, da ein Umzugsauto kommen sollte.

War die Fällung abgesprochen?

Unwissend kamen die Mieter der Bitte nach. Doch dann folgte eine böse Überraschung: Am 3. Februar rückten keine Umzugshelfer an, sondern Baumfäller. Kurzerhand wurde der rund 35-jährige Kirschbaum in kurzer Zeit dem Erdboden gleich gemacht.

Der gefällte Kirschbaum wurde vor vielen Jahren von Hackels Sohn gepflanzt, als dieser selbst noch auf dem Gymnasium war. Als Geschenk des Großvaters hatte er den Baum jahrelang wachsen sehen, bis er nun die Nachricht seiner Mutter erhielt.

Über die Baumfällaktion war er zwar schockiert, konnte jedoch von Argentinien aus – ein Zwischenstopp seiner Weltreise – nichts weiter tun, als seine Mutter dazu zu ermutigen zur Polizei zu gehen und Anzeige wegen Sachbeschädigung und Diebstahl zu erstatten.

Die Aktion aus Sicht der Grundstückseigentümerin zeigt eine Zeichnung auf dem Marterl.
Die Aktion aus Sicht der Grundstückseigentümerin zeigt eine Zeichnung in einem Schaukasten.

Dabei hatte Wiegerling den Baum nicht nur fällen lassen, sondern auch das Holz komplett entfernt und mitgenommen. Trotzdem weist der Unternehmer jede Schuld von sich:

Ich habe Frau Hackel angeboten, ihr das Holz zurückzugeben, doch sie spricht weder mit mir noch mit meinem Anwalt.

Am Ort des Geschehens hat Hackel nun ein Kreuz und einen Schaukasten mit Zeichnungen ihres Nachbarn errichten lassen. Das will sich Wiegerling aber nicht ohne Weiteres gefallen lassen und hat seinerseits ebenfalls einen Anwalt eingeschaltet. Obwohl das Verhältnis zur Nachbarin laut des Bauunternehmers immer gut war, ist die Situation nun komplett eskaliert.

Aktionen wie die Fällung des Kirschbaums waren anscheinend auch in der Vergangenheit schon keine Seltenheit. “Es war nicht das erste Mal, dass irgendwelche Nachbarn die Äste aus unserem Grundstück abgeschnitten haben,” so Hackel. Wie der Nachbarschaftsstreit weiter geht bleibt noch abzuwarten.

SOCIAL MEDIA SEITEN

Anzeige
Aktuelles Allgemein

Diskutieren Sie mit uns
Melden Sie sich an und teilen Sie
Ihre Meinung.
Wählen Sie dazu unten den Button
„Kommentare anzeigen“ aus

banner