Bergfilm-Festival Tegernsee:
Balance-Künstler Lukas Irmler startet Bergfilm-Festival

Auch in den Bergen entkommt der Mensch nicht mehr seiner Zukunft. Am Mittwoch eröffnete das Internationale Bergfilm-Festival im Barocksaal in Tegernsee.

Gastgeber ist die Stadt Tegernsee. Foto: Stefan Schweihofer

Robert Jasper, Extrembergsteiger und Eiskletterer, schildert auf der Bühne und in seinem Film eindrucksvoll die Folgen der Gletscherschmelze in den patagonischen Anden. Mit „Chronoception“ aus Frankreich und „Queen“ aus der Schweiz bringen die Festivalmacher zudem das breite Spektrum des modernen Bergfilms ins Programm.

Human powered Slackline

Lukas Irmler, mehrfacher Slackline-Rekordhalter aus Miesbach, demonstriert zum Start sein Können auf einer Slackline. Sein „7 Summits oft the Alps“ wird gleichfalls beim diesjährigen Bergfilmfestival gezeigt.

Um das Ganze für ihn zumindest ansatzweise spannend zu machen, wird das Seil von vier bis fünf Personen auf jeder Seite gehalten. Tegernsees Bürgermeister Johannes Hagn, Altbürgermeister Peter Janssen, Bayern 2-Programmchef, Stefan Maier, und Birgit Halmbacher, Büroleiterin des Festivals zeigen, was sie drauf haben.

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„Ein Bergfilm-Festival funktioniert nur im Team. Da braucht es Seilhalter wie diese“, sagt Festivalleiter Michael Pause. Irmler pflichtet ihm bei: „Die müssen alle an einem Strang ziehen. Jeder hat eine andere Rolle.“

Viele dieser „Seilhalter“ sitzen an diesem Abend im voll besetzten Barocksaal und fiebern dem Abend entgegen. Michael Pause freut sich sichtlich. „20 Jahre – man kann’s kaum glauben! Ich freu’ mich riesig, dass sich die Bergfilm-Szene zusammengefunden hat.“ Weit über 70 Ehrengäste sind zur Eröffnung gekommen, darunter Barbara Guggenbichler, die Tochter des Festival-Gründers. Zudem zahlreiche Filmemacherinnen und Bergsteiger, Vertreter aus Politik und Gesellschaft, Sponsoren, Unterstützerinnen und Bergbegeisterte.

Patagonien, Klimaforschung, Kirgistan

Filmisch startet das wie immer für spannende Themen und Mischungen bekannte Festival mit dem Thema Klimawandel in seine 20. Ausgabe. Der 28-Minüter „Abenteuer Patagonien – Klimaforschung in der Eiswüste“, der auf die Slackline-Aktion folgt, behandelt ein eigentlich seit 50 Jahren aktuelles Thema.

Das ZDF hat dazu den Wissenschaftler, Tobias Sauter, mit den Bergführern, Robert Jasper, und Jörn Heller und dem Redakteur, Andreas Ewels, zu den Eisfeldern Patagoniens geschickt. Drei von ihnen sowie Regisseur und Kameramann, Jochen Schmoll, stehen am Mittwochabend auf der Bühne. Für Robert Jasper, seit vielen Jahren einer der profiliertesten deutschen Bergsteiger und Spitzenkletterer, ist es der erste Besuch in Tegernsee. Jasper, der nach eigenen Aussagen schon über 15-mal in Patagonien auf Expedition war, wolle mit dem Film „aufmerksam machen“ auf die „wirklich globalen Probleme“. Denn auch er bekomme zu spüren, wie Bergsteigen und Klimawandel ein immer engeres Thema werde, ungewollt.

Auch sonst zeigt sich Festivalleiter, Michael Pause, in seiner Auswahl an diesem Abend nah am Puls der Zeit. Eine schöne Entdeckung ist Guillaume Broust. Für „The Pathan Project“ erhielt der französische Filmemacher 2019 den DAV-Preis „Bester Film der Kategorie Erlebnisraum Berg“. Von ihm zu sehen ist diesmal „Chronoception“. Der Film verdeutlicht eindrücklich, wie bei einer Bergreise in entlegenste Winkel Kirgistans am Ende nicht die sportliche Leistungsbilanz zählt, sondern das Erlebnis und die Wahrnehmung des Zeitenflusses.

Léa Klaué kann warten

„Das Thema ist Geduld und Warten“, erzählt Léa Klaué, eine Hauptdarstellerin des Filmes. Die Snowboarderin und Sozialanthropologin, die nach zehnstündiger Anreise aus dem Wallis auf der Bühne in Tegernsee steht, berichtet dem Publikum von den teils extrem schwierigen Drehbedingungen. Und schwärmt von der Regie: „Guillaume ist für mich ein Zauberer. Ton, Schnitt, im Stil: einzigartig.“

Im dritten, letzten und kürzesten Film des Abends geht es um den Wolf in den Bergen – und um eine interessante fiktionale Geschichte. Hauptdarstellerin ist – neben dem Wolf – die im Ensemble des Münchner Residenztheaters tätige, Schweizer Schauspielerin Liliane Amuat. Und weil „20 Jahre ein guter Anlass sind, zurückzublicken“, wie Festivalleiter Pause in seiner Rede betont, gibt es das Bergfilm-Festival Tegernsee nun auch in Text als Festschrift.

Das erste Exemplar bekam der Regierungspräsident von Oberbayern, Dr. Konrad Schober, überreicht.

Landrat Olaf von Löwis spendet am Ende des Abends spontan noch 1.000 Euro für den Jurypreis. Und Tegernsees Bürgermeister Johannes Hagn, der heuer zum zehnten Mal das Bergfilm-Festival eröffnen durfte, freut sich eingangs in seiner Begrüßungsrede, dass die Auszeichnung „Lobende Erwähnung der Jury“ dieses Jahr erstmals mit 500 Euro dotiert sein wird. 

Ob einer der Eröffnungsfilme im Barocksaal am Ende einen der begehrten Preise erhält? Darüber entscheidet die Jury. Insgesamt 65 verschiedene Filme werden bis zur Preisverleihung am Samstagabend (ab 19 Uhr im Barocksaal Tegernsee oder im BR Livestream) in vier Sälen (Barocksaal, Schalthaus, Ludwig-Thoma-Saal und Medius) und im eigens fürs Jubiläumsjahr aufgestellten Festzelt an der Point gezeigt.

Übrigens: Zu fast allen Vorstellungen sind noch Restkarten erhältlich.

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