Bauherr lässt alle Bäume fällen

Eine Art Glas-Villa auf einem der schönsten Grundstücke in Bad Wiessee. Das wünscht sich jedenfalls der Bauherr. Doch der Gemeinderat sagt Stopp – das geht zu weit.

Hier will der Bauherr eine Art Glas-Villa erichten – der Bauausschuss ist dagegen

Sie sind beliebt, die Grundstücke in direkter Seenähe. Auch entlang der Wiesseer Seepromenade gibt es einige solcher Filetstücke. In der Seestraße 23 wird jetzt gebaut, denn der Grund wurde verkauft. Entstehen sollen zwei Einfamilienhäuser mit einem Zwischenbau.

Doch die Pläne sind immens. Zur Seeseite hin soll das Haus komplett verglast werden und auch auf der anderen Seite soll nur zur Hälfte eine Holzverkleidung angebracht werden. Insgesamt in zehn Punkten widerspricht der Antrag der Ortsgestaltungssatzung von Wiessee. Daher zeigte sich der Bauausschuss entsetzt. Zunächst war dem Bauherren schon vor Beginn der Abrissarbeiten auferlegt worden, die Bäume auf dem Grundstück zu erhalten. „Die sind jetzt alle weg“, so Bauamtsleiter Helmut Köckeis in der letzten Sitzung. Eine Erlaubnis sei nicht eingeholt worden.

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Abweichungen sind immens

Gestalterisch entspricht das geplante Haus kaum noch den Wiesseer Standards. So soll beispielsweise das Dach des Zwischenbaus flach sein, was in Wiessee nicht zulässig ist. Außerdem soll teils mit großen weißen Platten, statt mit Holz verkleidet werden, der nördliche Balkon viel größer als erlaubt und zudem verglast sein und auch die Fenster sollen nicht wie hier üblich mit Sprossen unterteilt werden. Außerdem wünscht sich der Bauherr, dass die Dachziegel statt dem klassischen rot eine anthrazite Färbung bekommen.

„Der Antragsteller bemüht sich, für sich und seine Familie etwas Besonderes zu erschaffen, aber in der Gesamtheit geht das zu weit“, so Köckeis. Wie solle er künftig noch die Satzung begründen können, wenn man eine Abweichung nach der anderen beschließt. Das sah auch Fritz Niedermaier (FWG) so.

Die Satzung fällt uns auf die Füße, wir brauchen uns hier drin nicht mehr blicken lassen, wenn wir sowas genehmigen.

Der zweite Bürgermeister Robert Huber (SPD) zeigte sich diplomatischer. „Das weicht derart von der Ortssatzung ab, dass wir nicht zustimmen können. Ich bitte den Bauträger, dass man das Bauprojekt näher an die Satzung führt, dann finden wir bestimmt eine Lösung.“ Außerdem betonte er:

Wenn man Bäume fällt, ohne Genehmigung, das kommt bei uns nicht gut an. Die Untere Naturschutzbehörde wird hinzugezogen werden.

Der Bauausschuss erteilte damit kein Einvernehmen mit dem vorgelegten Bauantrag. Und auch dem Baumfrevel soll mit der Unteren Naturschutzbehörde weiter nachgegangen werden.

Markus Trinkl (FWG) äußerte sich am Ende der Sitzung verärgert über derlei Anträge. “Wir haben heute ein Verhalten von Bauwerbern gesehen, über das ich teilweise nur den Kopf schütteln kann.” Der Ausschuss habe sich sehr viele Gedanken über die Ortsgestaltungssatzung gemacht, aber die Bauherren gehen bis ans Limit und versuchen sogar den Gemeinderat zu übergehen. “Auch die Geschichte mit dem Baumbestand – sowas ist nicht in Ordnung”, so Trinkl abschließend.

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