Die Frischküche Holzkirchen durfte ihr Essen bis jetzt nur innerhalb der Landkreisgrenzen verkaufen. Doch das wird nun anders. Um die Wirtschaftlichkeit zu steigern werden Barbara Schömig, Gunter Untersberger und Eva Schmitz ihr Essen bald auch landkreisübergreifend liefern dürfen. Einer entsprechenden Änderung der Satzung stimmte der Gemeinderat am Dienstag zu.
Dazu soll es auch noch einige Neuerungen geben. Geplant sind neben einer Preiserhöhung auch ein Kioskbetrieb wie der Holzkirchner Bürgermeister Olaf von Löwis in der Gemeinderatssitzung verriet. Dadurch sollen neue Einnahmequellen erschlossen werden.
Auch wenn es bis zu einer positiven Bilanz der Frischeküche noch ein weiter Weg sein wird, betont von Löwis, dass man ein ausgeglichenes Preis-Leistungs-Verhältnis schaffen müsse. Um die bevorstehenden Herausforderungen zu meistern, sucht die Frischeküche noch Mitarbeiter.
Ursprünglicher Artikel vom 30. September 2015 mit der Überschrift: „Müssen an der Preisschraube drehen“
Um die tiefrote Bilanz der Frischeküche Holzkirchen auszugleichen, muss an mehr als nur einer “Stellschraube” gedreht werden. Das wurde gestern in einer Sondersitzung des Kreistags in Miesbach deutlich. Die Frischeküche darf landkreisübergreifend tätig werden – doch auch die Preise sollen steigen.
Preissteigerungen sind für die Kunden eines jeden Unternehmens unpopuläre Maßnahmen. Doch bei der Holzkirchner Frischeküche hilft offenbar nichts anderes. Denn obwohl der Kreistag gestern Nachmittag eine Satzungsänderung und damit die Ausweitung des Liefergebiets genehmigte, sollen auch die Preise erhöht werden.
Der Holzkirchner Bürgermeister Olaf von Löwis wünschte sich trotz der neuen Perspektiven außerhalb des Landkreises eine „gewisse Begrenzung“. Nicht jeder mögliche Kunde sollte angenommen werden: „Die Küche sollte nur öffentliche Stellen beliefern.“
Von Löwis weiter: „Wir müssen an der Preisschraube drehen und das Preis-/Leistungsverhältnis zueinander bringen. Qualität hat eben nun mal ihren Preis“. Diese Ankündigung bestätigt die Annahme des Landratsamtes, dass es bis zu einer ausgeglichenen Bilanz der Frischeküche noch ein weiter Weg sei.
Ursprünglicher Artikel vom 24. September 2015 mit der Überschrift: „Bei “Nein” droht die Preisschraube“
Kinder und Jugendliche gesund zu ernähren, ist eine Herausforderung für Eltern. Aber auch für Schulen oder Kindergärten – gerade, wenn in der großen Pause ein Fast-Food-Restaurant mit dem “goldenen M” oder eine Dönerbude in Gehweite locken, wie es in Holzkirchen der Fall ist. Mit der Frischeküche hat die Marktgemeinde zusammen mit dem Landkreis eine sehr ambitionierte, gesunde Alternative geschaffen. Ein waschechtes Vorzeigeprojekt.
Doch der hohe Qualitätsstandard hat eben seinen Preis – und lastet mit einem schweren Defizit auf dem Wirtschaftsplan der Frischeküche für 2015. Rund 300.000 Euro hatten die Marktgemeinde Holzkirchen und der Landkreis zu gleichen Teilen als Startkapital bereitgestellt. Verbunden mit der Hoffnung, dass das Kommunalunternehmen schnell Gewinne erzielt und den Kredit für den 3-Millionen-Bau rasch zurückzahlen kann.
Für das laufende Jahr rechnet die Frischeküche allerdings mit einem Defizit von 386.000 Euro. Landkreis und Gemeinde müssen diese Summe zu gleichen Teilen tragen. Gegen die roten Zahlen hilft nur, an den berühmten “Stellschrauben” zu drehen. Günstiger einkaufen, teurer verkaufen. Oder: mehr verkaufen, mehr Umsatz machen. Genau diese dritte Option steht in der Sondersitzung des Kreistags am kommenden Dienstag zur Debatte.
Landratsamt skeptisch: Auf Jahre defizitär?
Die Preise erhöhen will man bei der Frischeküche eigentlich nicht. Und eine Qualitätssenkung kommt ohnehin nicht in Frage. “Es läuft sehr gut”, versichert Eva-Maria Schmitz, Vorstehende der Frischeküche und Standortförderin der Gemeinde. Das Gebäude sei selbstfinanziert, das Defizit kein Indikator für den operativen Erfolg der Frischeküche.
Die Großküche am Holzkirchner Bahnhof beliefert mit ihren Elektroautos derzeit Schulen und Kindertagesstätten in Holzkirchen und Otterfing. Laut Satzung umfasst der “räumliche Wirkungsbereich” des Vorzeigeprojekts aber nur den Landkreis Miesbach. Mithilfe einer Satzungsänderung soll nun das Potenzial außerhalb des Landkreises ausgeschöpft werden.
Laut Birger Nemitz, Pressesprecher des Landratsamts Miesbach, gibt es bereits einige interessierte Schulen und Kitas im Umkreis. Nemitz weist auch darauf hin, dass das noch junge Unternehmen von Anfang an defizitär gearbeitet hat. Aber:
Die Gemeinde will die Frischeküche unbedingt beibehalten. Daher wird auch ein Defizit akzeptiert.
Die Frischeküche werde wohl so schnell nicht aus den roten Zahlen herauskommen, erklärt Nemitz weiter. Die Satzungsänderung wurde bereits mit der Kämmerei abgestimmt, finanzielle Auswirkungen soll sie dem Landratsamt zufolge erst einmal keine haben.
Über Landkreisgrenzen hinweg liefern
Zudem geht es am Dienstag um einen sogenannten “Betrauungsakt”, der die Aktivitäten des Kommunalunternehmens gemäß dem EU-Beihilfenrecht gestalten soll. Eine Formalität, sagt Eva-Maria Schmitz. Laut Beschlussvorlage will der Landkreis die Frischeküche “für die Vergangenheit und die Zukunft mit der Erbringung von Dienstleistungen von allgemeinem wirtschaftlichem Interesse zwecks gesunder Speisenversorgung von Schülern, Betreuern und Lehrern” betrauen.
Damit will man einer Anmeldepflicht bei der EU-Kommission entgehen. Die Beihilfen für die Frischeküche sollen weder mit dem europäischen Binnenmarkt in Konflikt geraten, noch sollen sie die Ausgaben des Unternehmens überkompensieren.”Die Betrauung erfolgt auf zehn Jahre. Sie kann durch den Landkreis jederzeit geändert oder widerrufen werden.”
Am Dienstag entscheidet sich also im Miesbacher Kreistag, ob die Frischeküche künftig auch über die Landkreisgrenzen hinweg liefern darf. Ein Akt, um die Küche profitabler zu machen. Interessenten soll es wohl schon geben. Sollte die Maßnahme nicht greifen, müssen die Verantwortlichen wohl doch eine andere Variable anpassen – den Preis pro Essen zum Beispiel, wenn die Qualität bleiben soll.
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