Ein Kommentar von Florian Simon Eiler:
Die Zimmermänner haben ihren Richtspruch gesprochen und auf das Mega-Bauprojekt auf dem ehemaligen Gelände der BayWa ist am 18. Juli sicher mit dem einen oder anderen kühlen Bier angestoßen worden. Richtig so, was die Handwerker und ihre Arbeit betrifft. Viele Holzkirchner Bürger indes stehen wieder einmal vor einem gigantischen Baugelände und werden mit ihrer Verwunderung über das Agieren ihrer Kommunalpolitiker alleine gelassen.
Die Geschichte des Areals ist alt. Schon 2004 kaufte die Gemeinde unter der Ägide von Bürgermeister Josef Höß das Anwesen von der BayWa. Eine Verwendungsidee des früheren Rathauschefs war, wie er damals den Medien gegenüber sagte, hier einen „kleinen Viktualienmarkt“ anzusiedeln. Das Kaufgesuch eines Supermarktbetreibers wurde mit den Worten abgelehnt: “Das Vorhaben ist zu groß. Da bekommen wir Verkehrsprobleme.”
Welcome to BayWa-Village
Zehn Jahre später: Am ehemaligen BayWa-Gelände entsteht ein eigenes Dorf mitten im Markt: Boardinghouse, unzählige Apartments, Gastronomie und Geschäftsräume plus Eigentumswohnungen werden ab 2015 die Münchner Straße bereichern. Und wie sie sie bereichern werden. Die Verkehrshauptschlagader, die eine minimale Entlastung durch die Nordspange erfahren durfte, wird durch Anwohner von „BayWa-Village“ neu belebt. Kommunale Verkehrsentlastung par excellence.
Stichwort „bezahlbarer Wohnraum“: Man ist fast geneigt, manchen Gemeinderäten eine Art „Weltfremdheit“ zu unterstellen, wenn sie den Bürgern weismachen wollen, dass neuer Wohnraum quasi „für jedermann“ geschaffen werde. „Jedermann“ kann sich nur auf Mitbürger und – vor allem Investoren – mit einem großen Geldbeutel beziehen.
Ein Schreiner und die so händeringend gesuchten Erzieherinnen sind schon lange – bei einem Quadratmeterpreise bis zu 5.000 Euro – aus dem Rennen. Fakt ist: Das Areal ist für viele Käufer nichts anderes als eine rentable Geldanlage.
Der Spendenfluss bleibt dubios
Bei einer dauerhaften Niedrigzinspolitik der Europäischen Zentralbank sind Immobilien noch immer ein äußerst lukratives Geschäft. Vor allem in Holzkirchen. Apropos Geschäfte. Nach wie vor ermittelt die Staatsanwaltschaft in Sachen „Verkauf BayWa-Gelände“ und zeitgleichem Spendenfluss der Kreissparkasse Miesbach an die Gemeinde Holzkirchen. Ein Vorgang, in den der damalige Sparkassen-Vorstandsvorsitzende Georg Bromme und Altbürgermeister Josef Höß involviert waren.
Dieses „Geschmäckle“ befreit sowohl den alten als auch den neuen Gemeinderat keineswegs aus seiner Verantwortung, denn klar ist, Spendenzuwendungen für eine Kommune in derartiger Höhe werden in Sitzungen diskutiert. Auch werden sich die Gemeindevertreter unter anderem die Fragen von Holzkirchnern anhören müssen, wie ein sinnvolles Anfahren des Friedhofes vor Totengedenktagen mit Gestecken und Blumen möglich sein soll.
Und wo soll man parken?
Die neu erdachten PKW-Abstellmöglichkeiten über das BayWa-Areal muten da eher wie ein Scherz an als eine ernstgemeinte Alternative. Und bei dem Gedanken an Weihnachten kann eigentlich jeder nur noch ungläubig den Kopf schütteln.
Neben einer völlig fehlgeplanten Immobilie für die Post an der Münchner Straße geht nun der Schildbürgerstreich in die nächste Runde. Denn wie soll eine Paketabgabe funktionieren, wenn ich nirgends mehr parken kann? Die Holzkirchner werden die Lotto-Annahmestelle mit Post-Ecke im HEP für Ihre Weihnachtspaketlieferungen nutzen. War sicher so geplant, oder?!
Der neu gewählte Bürgermeister Olaf von Löwis und seine Gemeinderäte haben jetzt die Möglichkeit und auch die Aufgabe, sich neu zu positionieren. Weg von der allmächtigen Baupolitik einer Ära Höß. Hin zu einer transparenten und nachhaltigen Politik für – alle – Bürger Holzkirchens.
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