Der Rohbau steht. Der Innenausbau des neuen Grünen Zentrums ist in Arbeit. Doch nur wenige Holzkirchner können sich vorstellen, was genau sich hinter den Kulissen des neuen landwirtschaftlichen Gebäudes abspielen soll – und wo sein Nutzen liegt.
Um es gleich vorweg zu nehmen: Der Name trügt. Das Grüne Zentrum hat mit der Grünen Partei gar nichts zu tun. Aber selbstverständlich steht der Begriff für Landwirtschaft, Ökologie und Natur. Bauherr dieses ökologischen Bauprojekts ist der Bayerische Bauernverband (BBV). Nach langen Diskussionen um einen neuen Standort hatte Holzkirchen den Zuschlag für die neue Ausbildungs- und Beratungsstätte für Landwirte bekommen.
Elisabeth Dasch, die zweite Bürgermeisterin, freut sich, dass diese Entscheidung nach ihrer Aussage zur Attraktivität des Standorts beiträgt. „Ausschlaggebend waren die guten Verkehrsanbindungen,“ so Dasch. Im gleichen Atemzug macht sie klar, dass die Marktgemeinde finanziell nicht in das neue Aushängeschild involviert ist. Eine enge Zusammenarbeit jedoch sei angestrebt.
Bislang allerdings ist das Standortmarketing noch nicht in Details eingeweiht, lässt Standortförderin Eva-Maria Schmitz verlauten. Als landwirtschaftliches Kompetenzzentrum steht aber eher der Dienstleistungsgedanke als der wirtschaftliche Aspekt im Vordergrund.
Heim für viele Institutionen
Das künftige Bildungszentrum soll eine ganze Reihe von Institutionen beherbergen. Laut Webseite der Gemeinde gehören die Landwirtschaftsschulen von Wolfratshausen und Miesbach, das Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten sowie die Land- und Almwirtschaftsakademie dazu. Auch die Erwachsenenbildung für den Ländlichen Raum und eine Hauswirtschaftsschule mit Internat beziehungsweise ein Wohnheim für die Studierenden werden am Rudolf-Diesel-Ring eine neue Heimat finden.
Auf der 5.000 Quadratmetern großen Nutzfläche werden zudem die Geschäftsstellen der Waldbesitzervereinigungen Holzkirchen und Wolfratshausen, des Maschinenrings und des Almwirtschaftlichen Vereins Oberbayern einziehen. Ebenfalls neuer Mieter wird die Holzkirchner Niederlassung des Bauernverbands (BBV) mit seinen Beratungsgesellschaften sein. Mit knapp zehn Millionen Euro hat der Verband den Bau des Zentrums finanziert.
Getreu dem „grün“ im Namen ist die Architektur auf Holz ausgerichtet. Der Komplex wird in Holzständerbauweise erstellt und soll die ökologischen Kriterien für ein Passivhaus erfüllen. Zeitlich liegt das Großprojekt gut im Rennen. Nach dem ersten Spatenstich im vergangenen September konnte im Mai das Richtfest gefeiert werden.
Bürger sollen profitieren
„Die ersten Mieter werden im November oder Dezember einziehen“, kündigt Josef Steingraber von der BBV-Geschäftsstelle in Holzkirchen an. Dazu wird auch sein Büro gehören. Auf die offizielle Eröffnung muss die Marktgemeinde allerdings noch bis zum Frühjahr warten.
Froh ist Steingraber, dass mit dem Grünen Zentrum nicht nur „viele Kräfte in einem Haus geballt werden“, sondern auch „endlich der Standort für Landwirtschaftliche Fortbildung in den Landkreisen Miesbach und Bad Tölz-Wolfratshausen gesichert“ ist. Neben Verbandstätigkeiten, Ausbildung und Schulung von und für Landwirte wollen die Institutionen auch Landwirte aus den beiden Landkreisen in praktischen Alltagsfragen beraten.
Profitieren sollen aber auch die Bürger. Außer dem Obstlehrgarten sind auch Kurse für die Einheimischen geplant. „Wir möchten eine Anlaufstelle für alle sein“, betont Steingraber, „damit die Menschen aus dem Landkreis besser verstehen, was die Landwirte überhaupt machen und wo sie der Schuh drückt.“ Also eine Art „Grüne VHS“ für Holzkirchen.
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