Die 73. Tegernseer Kunstausstellung im Alten Schalthaus punktet wie immer mit bewährter Qualität der alteingesessenen Künstlerinnen und Künstler, von denen es aber auch einige Überraschungen gibt und mit Gastkünstlern, von denen einer von sehr weit herkommt.
Hilo Fuchs hat den chinesischen Maler Bin Zhao bewegen können, sich an der regionalen Ausstellung zu beteiligen, womit internationale Kunst einzieht und bereichert. Der Künstler studierte er an der Kunstakademie in München und sein Abschlusswerk wurde mit dem 1. Preis der Laura und Lorenz Reibling-Kunststiftung und einer Einzelausstellung prämiert. In Tegernsee präsentiert er zwei Werke ohne Titel, die das Thema „Einsamkeit“ beinhalten. Vor schwarzem Hintergrund postiert er seine Figuren in einer nur scheinbaren Idylle.
Ein zweiter Gastkünstler ist Josef Köstlbacher, den die Kuratorin Eva Knevels einlud. Der aus Regensburg stammende 32-jährige Künstler studierte ebenfalls an der Kunstakademie in München und ist derzeit Artist in Residence in Paris. In seinen drei in Tegernsee gezeigten Werken mischt sich Reales mit Irrealem, es sind fantastische Landschaften in kräftigen Farben, die er in Acryl auf Leinwand gebannt hat.
Von einem typischen Baumbild Im Sommer von Gunnar Matysiak wird der Besuchende empfangen und auch am Ende des Rundgangs finden sich seine verblüffend akribisch gezeichneten Winterbilder. Im Eingangsbereich sind auch drei Werke von Marica Doll aus Bayrischzell zu sehen, deren Materialbilder in Erdfarben eine spezifische Handschrift aufweisen. Burkhard Niesel ist mit seinem „Birkenweg“ und Zeichnungen vertreten.
Mit einer Installation aus 18 Fotografien ist Priska Büttel vertreten, die sie „Wanderer“ nennt. Es sind Pflanzen, die aus anderen Regionen dieser Welt eingewandert sind und die die Künstlerin in Alkohol konservierte, fotografierte und auf Stoff drucken ließ. Kurt Gmeineder ließ sich von den wissenschaftlichen Fotos des Hubble-Teleskops für seine Galaxie-Bilder inspirieren.
Eine Mutter-Sohn-Kombination zeigen Riccardo und Waltraud Milazzo, wobei sich Waltraud in ihrer Keramik an den Vogelbildern ihres Sohnes Riccardo orientierte.
Von Lucia Kordecki ist man fotorealistische Arbeiten mit surrealem Hintergrund gewohnt. Jetzt aber zeigt die Gmunder Künstlerin stimmungsvolle Bilder aus dem Voralpenland, in denen das Licht mystische Stimmungen zaubert.
Neben großen Werken im Außenbereich im Kurgarten und an der Länd des Tiroler Bildhauers Richard Agreiter sind im Alten Schalthaus auch kleine gegenständliche Bronzeskulpturen zu sehen, die sein bevorzugtes Thema der Kommunikation beinhalten.
Eindrucksvoll ist die Fotografie von Klaus Altmann ebenso wie die von Kuratorin Eva Knevels. Peter Keck hat neben seinen stimmungsvollen abstrahierenden Landschaften in unterschiedlichem Duktus auch ein Melonenstillleben in Orange ausgestellt. In bewährter Klassik kommen die stillen Landschaften Hans Weidingers daher, in denen man stundenlang spazieren gehen kann.
Wieder einmal köstlich sind die drei in altmeisterlicher Weise gemalten und gerahmten (RAHMADAMA) Bilder von Hans Reiser, von denen zwei fast leer sind, während sich das Geschehen im Rahmen abspielt, wo man so schöne Sprüche lesen kann, wie „Das Nichts als Vision des Etwas“, gesagt von einer Wichtigtuerin, oder „Der Versuch die Perspektiven auszutauschen ist mir zu rückwärtsgewandt“ von einem Besserwisser.
Wie immer schön die Malerei von Ekaterina Zacharova, dieses Mal nicht in der Großstadt, sondern am Strand, ebenso wie die großformatigen expressiven Bilder von Jürgen Welker. Uschi Fitz’ Glasarbeit „Im Tanz“ in ihrer starken grünblauen Farbigkeit harmoniert perfekt dazu.
Hilo Fuchs hat verschiedene Paare in Keramik gefertigt. In puritanischer Tristesse das berühmte „American Gothic“ nach Grant Wood, das heitere Paar mit den Fliesen im Hintergrund und das in Anlehnung an Robert Billinghams Fotografien seiner Eltern, adipös und alkoholkrank.
Überraschung hat Andreas Hars zu bieten, er zeigt mit „Tosendes Meer“ farbige, stark bewegte expressive Bilder im Gegensatz zu seinen sonstigen ruhigen Landschaften.
Insgesamt haben die Ausstellungsmacher Hilo Fuchs, Kurt Gmeineder, Lisa Mayerhofer, Pia von Miller, Hans Schneider und Hans Weidinger mit Kuratorin Eva Knevels eine überaus sehenswerte, vielfältige und harmonische Ausstellung zusammengestellt, die zum Jubiläum der Tegernseer Woche eine qualitativ hochwertige Eröffnung darstellt.
Das stellte auch Bürgermeister Johannes Hagn bei der Vernissage fest. Sein besonderer Dank galt dem E-Werk Tegernsee für die Unterstützung. Kuratorin Eva Knevels dankte der Stadt Tegernsee als großzügigem Veranstalter und dem Ausstellungsteam und hob hervor, dass bei der 73. Kunstausstellung Tradition wieder auf Gegenwart trifft und die Gegenwartskunst sich sehr gut sehen lassen könne.
Zusätzlich zu den genannten sind folgende Künstlerinnen und Künstler vertreten: Kathrin André, Heidi Barnstorf, Wolfram Maria Felder, Werner Gruss, Sybille Guttenberg, Irnberg, Hans Schneider, Brigitte Siebeneichler, Sopi von Sopronyi, Heinz Stoewer und Otto Wesendonck.
Der Text ist zuerst erschienen im Onlinemagazin von KulturVision e.V. / am 29.9.2023.
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