Zwei neue Wohngebäude mit einer Fläche von 440 Quadratmetern mit insgesamt 15 Wohneinheiten sollen “Im Sommerfeld” entstehen. Zwei Vollgeschosse, eine Tiefgarage sowie eine Terrasse oder ein Balkon für jede Wohnung sind geplant. Die Gemeinde möchte bezahlbaren Wohnraum schaffen. In erster Linie für Einkommensschwache und Gemeindemitarbeiter. In die Ein-, Zwei- und Dreizimmerwohnungen sollen junge Familien mit Kindern, Singles oder Paare sowie Senioren einziehen können.
Alle Wohnungen sollen barrierefrei und behindertengerecht gestaltet werden. Pro Gebäude ist deshalb je ein Aufzug angedacht. Sogar eine Möglichkeit zum Laden von E-Bikes und E-Autos soll es geben. Die kompletten Projektkosten belaufen sich auf insgesamt 2,7 bis 3,3 Millionen Euro. Für das Projekt erhält die Gemeinde durch ein kommunales Förderprogramm 30 Prozent Zuschuss.
Holzkirchen – ein teures Pflaster
Bürgermeister Olaf von Löwis nannte dies auf der gestrigen Gemeinderatsitzung einen “Glückssegen”. Denn das Programm sei an “fast keine Auflagen” gebunden und die Umsetzung “sehr unbürokratisch”. Baubeginn könnte schon im August oder September nächstes Jahr sein. Der Termin kann sich je nach Witterungsbedingungen aber noch verschieben. 13 bis 14 Monate wird der Neubau voraussichtlich dauern.
Gestern beschäftige sich der Hauptausschuss zunächst mit der Grundlagenermittlung. Für Hans Putzer (SPD) ein guter Tag:
Es ist das erste Mal, dass wir uns mit einem kommunalen Wohnprojekt beschäftigen, heißt die Gemeinde als Besitzer von Wohnungen. Der Hintergrund dafür, dass wir solche Projekte in Angriff nehmen ist, dass Mietwohnungen in Holzkirchen unbezahlbar geworden sind. Auch Gemeindemitarbeiter können sich diese teilweise nicht mehr leisten. Das trifft auch auf Eingeborene zu, die hier aufgewachsen sind. Dem wollen wir entgegentreten.
Diskutiert wurde vor allem die Notwenigkeit der zwei Aufzüge und die Bauweise Holz-oder Ziegelbau. Birgit Eibl (FWG) gab zu bedenken, dass die Gemeinde hier bezahlbaren Wohnraum schaffen wolle und bei zwei Aufzügen die Nebenkosten für die Mieter bereits in die Höhe gehen würden. Und auch Sepp Sappl sen. (CSU) fragte sich mit Blick auf die Nebenkosten, warum ein zweigeschossiges Wohnhaus unbedingt einen Aufzug brauche. Er betonte:
Wir bauen hier in erster Linie für unsere Erzieherinnen und Gemeindemitarbeiter.
Herbert Wagenpfeil, zuständiger Architekt vom gleichnamigen Bauplanungsbüro in Hausham, erinnerte jedoch daran, dass die Aufzüge gerade für Familien mit Kindern und Senioren im Obergeschoss im Alltag sehr hilfreich seien. Robert Wiechmann (Grüne) und Elisabeth Dasch (SPD) verdeutlichten, welch eine große Hürde Treppen für Senioren darstellen können. Dasch erklärte:
Ich möchte eine Lanze für die Aufzüge brechen. Diese sind bei Senioren ein eklatanter Mangel. Ältere im Obergeschoss kommen teilweise gar nicht mehr aus ihren Wohnungen raus ohne Aufzug. Wir müssen in diese Richtung arbeiten. In Holzkirchen gibt es viel zu wenig Wohnungen mit Aufzügen.
Und auch Wiechmann betonte: “Die Gesellschaft altert, wir müssen umdenken”.
Betreutes Wohnen?
Martin Taubenberger (FWG) fragte jedoch irritiert in die Runde, ob man hier “Betreutes Wohnen” baue. Seiner Meinung nach reiche es aus, wenn nur die Wohnungen im Erdgeschoss behindertengerecht gestaltet werden. Martina Neldel (Grüne) erinnerte an die Fördergelder: “Warum sollen wir uns das verbauen und nur einen Aufzug bauen? Uns fehlen Wohnungen für alte Menschen”.
Und auch ob Holz- oder Massivbau war sich das Gremium nicht ganz einig. Christoph Schmid (CSU) fasste zusammen, dass seine Fraktion “knapp mehrheitlich” für einen Holzbau sei, allerdings nur unter der Voraussetzung, dass die Kosten gleich auf mit einem Massivbau liegen. Architekt Wagenpfeil erläuterte, dass der Holzbau zehn Prozent höhere Kosten verursache. Diese seien laut Wiechmann “Okay”. Er betonte, dass 50 Prozent Wald vorhanden sei, welcher diesen Rohstoff produziere.
Sepp Sappl sen. (CSU) widersprach jedoch seinem Kollegen Schmid und plädierte für einen Massivbau. Er erklärte:
Jetzt kommt der Gegenpart. Ich bin für eine Steinbauweise. Wenn die Gemeinde schonmal ein solches Projekt in Angriff nimmt, wäre dies eine Wertschätzung gegenüber unseren Zimmerern und Maurern in der Umgebung. Für den Kindergarten haben wir zuletzt sechs Millionen Euro für einen Holzbau ausgegeben.
Dasch erinnerte daran, dass der Auftrag sowieso zuerst ausgeschrieben werden muss. Sepp Sappl junior (CSU) schlug in diesem Zuge gleich vor, das neue Ausschreibungsverfahren, welches die Gemeinde mit einer Vergabe Zentrale im Rathaus etablieren möchte, zu testen. Bürgermeister von Löwis freute sich über diesen Vorschlag. Zwar sei die Gemeinde derzeit dabei, die Stelle erst noch zu schaffen, doch das Verfahren durch dieses Projekt zu testen, mache in seinen Augen “total Sinn”. “Das sollten wir probieren”, so von Löwis.
Apell an die Nachhaltigkeit
Der Bürgermeister erinnerte daran, dass die Bezahlbarkeit der Wohnungen ein Ziel sei, jedoch auch die Qualität.
Ich hoffe wir bauen ein Gebäude, welches uns überlebt. Ich halte sehr viel von einer flexiblen Bereitstellung – ein Lift gehört da mit dazu. Auch bin ich für einen Holzbau. Ja, ich bin Förster, aber auch ich habe wegen der fünf bis zehn Prozent höheren Kosten überlegt. Diese sind mit den Fördergeldern aber verschmerzbar. Wir sollten an die Nachhaltigkeit und nicht nur an den unmittelbaren Zeitgeist denken.
Abschließend stimmte der Gemeinderat mit 13 zu zwölf Stimmen für einen Holzbau sowie mit 14 zu sieben Stimmen für je einen Aufzug in jedem Wohnhaus. Das Gremium genehmigte einstimmig die Planfortführung des neuen Wohnprojektes.
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