Biergarten aus dem Bilderbuch

Als „kloans Sacherl“ galt das Anwesen in Finsterwald zu seiner frühesten urkundlichen Erwähnung im Jahr 1543. Das Kloster führte es damals noch unter dem Namen „Fuxenlehen“ – nach seinem ersten Besitzer Hans Fux.

Darauf deutet der Hausname „Beim Schmidpeter“ hin. Der passt auch heute wieder zum Vornamen des Wirts. Wir haben den Biergarten gefunden, der zu den bekannteren Plätzen rund um den See gehört.

„Fuxenlehen“ – „Beim Schmidpeter“ – „Feichtner Hof“: Früher gab es in dem Anwesen auch eine Metzgerei.

Es muss eine ereignisreiche Zeit gewesen sein, die das Anwesen am Feichtner Hof seit seiner ersten urkundlichen Eintragung im Jahr 1543 miterlebt hat. Heute gilt der verkehrsgünstig am nördlichen „Tor zum Tal“ gelegene Garten als die Idealvorstellung eines Biergartens. Unter schattigen Kastanien sitzt man, um sein kühles Helles zu trinken. Zudem bietet der Feichtner Hof auf seiner Website das an, was einen Biergarten eigentlich ausmacht: Man darf sein Essen selbst mitbringen.

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Die lange Historie hat Heimatforscher Dr. Heribert Reitmeier aufgeschrieben. Wie viele andere war das Anwesen einst Eigentum des Tegernseer Klosters. Entsprechend ihrer Möglichkeiten gehörte es für die Klosterbauern zu ihren Pflichten, Holz, Fleisch, Milch, Käse und Eier zu den Mönchen zu liefern. Im Gegenzug standen sie unter dem Schutz der Abtei, die bis zur Säkularisation zu den mächtigsten Klöstern Süddeutschlands zählte.

Sacherl, Schmiede, Speis & Trank

Die Konzession für die Gastwirtschaft wurde zwar bereits im Jahr 1873 erteilt. Sie zu erlangen, war aber wohl nicht so einfach gewesen. Schließlich musste die Obrigkeit seinerzeit immer erst beurteilen, ob ein Ort eine weitere Wirtschaft auch wirklich „brauchte“.

Bis 1922 blieb die Schmiede am Wirtshaus erhalten. Die Besitzer betrieben sie zusätzlich zum Hof, weil man damals von der Landwirtschaft allein nicht leben konnte. Im Jahr 1942 – nach mehreren Eigentümerwechseln – erwarb dann der Gastwirt Georg Feichtner aus Rosenheim das Anwesen. Damit war der Name „Feichtner Hof“ geboren. Pächterin wurde daraufhin Georgs Tochter Maria Feichtner – spätere verehelichte Hauzenberger.

Ab 1947 gehörte der „Feichtner Hof“ dem aus Schlesien stammenden Metzgermeister Ewald Litsche. Für viele Jahre war fortan eine Einkehr „beim Litsche“ in Finsterwald Pflicht, bevor sich unter den folgenden Wirten wieder der offizielle Name „Feichtner Hof“ durchsetzte. Mit dem neuen Eigentümer Peter Hubert zog vor zwei Jahren – zumindest vom Vornamen her – wieder ein Bezug zum Hausnamen „beim Schmidpeter“ ein.

Spezialitäten. Selbstmitgebrachtes. Spielplatz

So spannend für Heimatkundler die lange Historie des Anwesens sein muss, so interessant liest sich für Gaumenverwöhnte die Biergartenkarte. Sie überzeugt nicht nur mit biergartentypischen Brotzeiten und Schmankerln vom Grill. Auch die Fischspezialitäten wie der geräucherte Tegernseer Saibling mit Preißelbeersahne oder das Saiblingsfilet in Mandelbutter auf Marktgemüse erwartet die Hungrigen.

Kastanienbeschatteter Garten. Breites Publikum – ein Biergarten wie aus dem Bilderbuch / Foto: Feichtner Hof

Frisch gezapftes Bier. Die zentrale Lage am „Tor zum Tal“. Das leckere Essen – das man sich im übrigen auch selbst mitbringen darf. All das ist es, was den „Feichtner Hof“ für ein breites Publikum interessant macht. Zusatzpunkte bringen auch der Springbrunnen inmitten des Gartens sowie der geschützte Kinderspielplatz. Vor allem an heißen Tagen ist der Garten bis in die späten Abendstunden voll belegt.

Biergärten haben eine lange Tradition

Doch bis es wieder soweit ist und die Hitze das Tal erreicht, noch etwas zur Historie von Biergärten. Sie erzählen von einer langen Tradition. Nach alten Überlieferungen haben wir sie der katholischen Kirche samt zwei Heiligen zu verdanken. Und auch die Tatsache, dass nach bayerischer Brauordnung Bier nur zwischen den Festtagen Sankt Michael Ende September und Sankt Georg Ende April gebraut werden durfte.

Oder dass das Biersieden im Sommer wegen hoher Brandgefahr verboten war, weshalb man einen Vorrat anlegen musste. Dieser wurde dann in kühlen Kellern gelagert und in Gärten an jedermann verkauft. Nicht jeder war von dieser „neuen Konkurrenz“ begeistert. Manche Wirte liefen Sturm dagegen.

Um die Gemüter zu besänftigen, entschied Bayernkönig Ludwig I., dass die Brauer zwar Bier verkaufen durften, jedoch kein Essen. Wer also eine kühle Maß genießen wollte, musste seine Brotzeit selbst mitbringen. Diese Tradition ist in einigen Biergärten, wie im Feichtner Hof, bis heute erhalten geblieben. Auch an weiteren schönen Plätzen rund um den See lässt sich eine kühle Maß und eine deftige Brotzeit genießen. Man darf gespannt sein auf die nächste Folge unserer Reihe „Die schönsten Biergärten im Tal“.

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