Wie berichtet, kam es gestern Abend zu massiven Störungen im Bahnbetrieb der Bayerischen Oberlandbahn (BOB). Zwei Züge mussten am Abend nach München zurückkehren, weil ein technischer Defekt die Weiterfahrt blockierte. Dabei war es vor allem erneut die Informationspolitik, die viele Fahrgäste ärgerte.
Laut BOB-Geschäftsführer Bernd Rosenbusch seien bis dato keine Beschwerden beim Unternehmen eingegangen. Verschiedene Pendler versicherten der Tegernseer Stimme aber, noch aus dem Zug die BOB-Zentrale kontaktiert, und die Situation geschildert zu haben. Wir haben mit Rosenbusch über die Ausfälle gesprochen.
Herr Rosenbusch, was genau war gestern Abend das Problem des Zuges?
Bernd Rosenbusch: Eine Bremsrechnerstörung mit Ausfall des Analog/Digitalwandlers. Dieser wurde nach Beendigung der Fahrten in Mittersendling vor Ort getauscht.
Wieso hat man den defekten Zug, der bereits um 20 Uhr nicht mehr funktionstüchtig war, um 21 Uhr wieder eingesetzt?
Rosenbusch: Nach der ersten Behebung der Störung durch unsere Spezialisten wurde der Fehler nicht mehr angezeigt. Der Zug schien wieder fahrfähig zu sein. Manchmal treten sporadische Störungen auf, die nach einem Reset nicht mehr auftreten. Leider hat sich in diesem Fall die Entscheidung als falsch erwiesen, was eine Ausnahme im Vergleich zu den sonst üblichen Fällen ist.
Wieso war beispielsweise im Zug nach Tegernsee kein Zugbegleiter?
Rosenbusch: Im Schadzug 86837 war ein Kundenbetreuer anwesend. Dieser kann nur in einem Zugteil anwesend sein.
Wieso hat man die Fahrgäste nicht besser über die Situation informiert?
Rosenbusch: Die Triebfahrzeugführer sind angehalten, die Fahrgäste zeitnah und regelmäßig zu informieren. Wir konnten noch nicht mit dem Kollegen sprechen, aber es wurden wohl auch Ansagen gemacht. Der Triebfahrzeugführer war allerdings parallel immer wieder mit der Hotline zur Störungsbehebung im Kontakt, sodass vielleicht nicht ausreichend oft Ansagen gemacht werden konnten.
Viele Fahrgäste wollten an der Hackerbrücke am Gleis aussteigen. Die Türen wurden aber nicht geöffnet. Warum?
Rosenbusch: Das Fahrzeug stand auf freier Strecke auf Höhe des Bahnhofs Hackerbrücke. Hier ist ein Ausstieg aus Sicherheitsgründen gefährlich und daher nicht möglich. Der Zug stand nicht am Bahnsteig.
Wieso gab es keine Informationen darüber, in welche S-Bahn man umsteigen musste, beziehungsweise wieso wurde nicht mitgeteilt, dass um 22 Uhr eine BOB fahren wird?
Rosenbusch:Dazu liegt noch keine Info vor.
So kriegt man sein Geld zurück
Sind ihre Mitarbeiter im Zug auf solche Situationen vorbereitet? Wenn ja, wie?
Rosenbusch: Die Mitarbeiter werden regelmäßig zweimal im Jahr im Fortbildungsunterricht auf solche Situationen geschult.
Falls Panik in einem Zugteil ausbricht – Wie geht man mit der Situation um? Vor allem in Anbetracht dessen, dass es im Zug keinen Begleiter gibt?
Rosenbusch: Der Lokführer macht regelmäßig durchsagen, und wir haben Notsprechknöpfe an jeder Tür. So besteht jederzeit Kontakt. Der Lokführer kann bei Bedarf nach hinten laufen.
Sind gestern viele Beschwerden bei Ihnen eingegangen?
Rosenbusch: Nein, bisher keine.
Gab es, wie eine Pendlerin gestern angab, schon in den vergangenen Tagen immer wieder Probleme/Ausfälle?
Rosenbusch: Wir hatten am Wochenende eine Stellwerkstörung in Tegernsee, mit erheblichen Auswirkungen auf das gesamte BOB-Netz.
Welche Konsequenzen ziehen Sie aus dem gestrigen Abend?
Rosenbusch: Wir arbeiten die im Kreistag vorgestellte Liste mit den mehr als 220 Punkten ab. Die Fahrzeuge zu stabilisieren ist das wichtigste Thema bei uns.
Können sich Fahrgäste bei diesen fragwürdigen Zuständen der Züge auf eine sichere Fahrt verlassen?
Rosenbusch: Ja, die Eisenbahn ist absolut sicher, ein stehender Zug ist ja nicht unsicher. Die Kollegen haben schnell reagiert und den Zug auch zurückgeführt.
Können Fahrgäste ihr Geld für den gestrigen Abend zurückfordern?
Rosenbusch: Ja, über die Fahrgastrechte und unsere erweiterten Kundengarantien kann man sich im Internet erkundigen.
SOCIAL MEDIA SEITEN