BOB: Drohen in Kürze Streiks?

Die BOB-Geschäftsführung rechnete mit Zustimmung, doch den EVG-Mitgliedern gefiel der Vorschlag gar nicht: Über 90 Prozent der Angestellten haben sich gegen das letzte Angebot für einen Tarifvertrag ausgesprochen. Die Gewerkschaft erklärt die Verhandlungen daher für gescheitert. Kurzfristige Streiks drohen.

BOB und Meridian befahren ein Netzwerk von München bis nach Österreich - doch aufgrund von gescheiterten Tarifverhandlungen könnte es in Kürze zu Warnstreiks kommen.
BOB und Meridian befahren ein Netzwerk von München bis nach Österreich – doch aufgrund gescheiterter Tarifverhandlungen könnte es in Kürze zum Stillstand durch Warnstreiks kommen.

Es könnte ein böses Erwachen aus den Weihnachtsferien sein: Ab der zweiten Januarwoche drohen Streiks bei der Bayerischen Oberlandbahn (BOB). Grund dafür seien die gescheiterten Tarifverhandlungen zwischen BOB und Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG), sagt Isidoro Peronace, der Verhandlungsführer auf Gewerkschaftsseite gegenüber der Tegernseer Stimme.

Denn die Befragung der EVG-Mitglieder zum vorliegenden Angebot der BOB fiel eindeutig aus: Über 90 Prozent der Teilnehmer sprachen sich dagegen aus. Den Befragten missfiel vor allem, dass die BOB bei einem wichtigen Anliegen der EVG nicht einlenkte: der Bezahlung von Bruttoarbeitszeit. Es könne nicht sein, dass Lokführer teilweise über eine Stunde per Zug zur Arbeit anreisen müssten, ohne dass sie dafür bezahlt würden, so Peronace.

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Ein Lokführer der BOB erklärt, warum für ihn und seine Kollegen die Anerkennung der Bruttoarbeitszeit so wichtig ist:

Wir werden zu einer bestimmten Uhrzeit in die Dienststelle/Meldestelle bestellt werden und unsere erste Arbeit eine sogenannte Fahrgastfahrt ist, bei der wir nur zu 50 Prozent bezahlt werden, um an einem ganz anderen Ort einen Zug zu übernehmen.

Doch von der kompletten Bezahlung dieser Anfahrtszeit wollte die Geschäftsführung der BOB bisher nichts wissen. Und das, obwohl die EVG mit der NordWestBahn – wie die BOB Teil des Berliner Konzerns Transdev – kürzlich eine ähnliche Einigung erzielt hat. Isidoro Peronace sieht auch die neue Geschäftsführung des Bahnunternehmens um Bernd Rosenbusch kritisch. Seit dem Wechsel an der BOB-Spitze gebe es unter den Mitarbeitern schlechte Stimmung. Peronace findet: “Da sind wir als EVG gefordert.”

Kurzfristige Warnstreiks im neuen Jahr?

Konkret könnte das Scheitern der Verhandlungen zur Folge haben, dass Anfang Januar kurzfristige Warnstreiks bei der BOB durchgeführt werden. Vor allem der morgendliche Zugverkehr dürfte dann betroffen sein, erklärt Peronace: „Das wäre zwar kräftig und spürbar für den Arbeitgeber. Aber ein Streik macht keinem Spaß.“ Zwar wolle man nicht die Fahrgäste treffen, aber wenn die Tarifverhandlungen derart festgefahren seien, gebe es oft keine andere Möglichkeit.

Damit es nicht zu den ersten Streiks in der Geschichte der BOB kommt, will die Geschäftsführung des Bahnunternehmens es noch einmal mit einem überarbeiteten Angebot versuchen. Bernd Rosenbusch erklärt auf Nachfrage der TS: „Natürlich ist es ein Ziel der Geschäftsführung, eine Lösung zu finden, mit der alle zufrieden sind.“ Details will Rosenbusch nicht nennen, aber: „Wir nehmen die Gespräche wieder auf und sehen durchaus Möglichkeiten für Kompromisse.“

Eine Einigung erscheint nur dann realistisch, wenn sich die BOB beim Thema Bruttoarbeitszeit bewegt. Das Unternehmen habe jedoch zuletzt erneut von einer „schwierigen wirtschaftlichen Situation“ gesprochen, berichtet Peronace. Bernd Rosenbusch wollte sich zu diesem Punkt nicht äußern. Für die Fahrgäste von BOB und Meridian dürften daher nach einer hoffentlich ruhigen Weihnachtszeit Wochen der Ungewissheit anbrechen. Immerhin: Kommt es zum Streik, will die EVG ihn kurzfristig ankündigen.

Alle Infos zu den Tarifverhandlungen finden Sie hier.

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