Brandhofer hat jedoch keine Angst vor dem Wahlkampf gegen Aigner. „Warum sollte ich welche haben?“ Vom Bauern zum Banker und jetzt in die höhere Politik. Der 53-Jährige will alles unter einen Hut bringen.
Die Aufstellung für den Landtag sei schier schicksalhaft über ihn gekommen. „Das war nicht kalkulierbar, scheinbar brauch ich das!“ Der Waakirchner sagt es mit fester Stimme. Seit 2008 sitzt er im Gemeinderat. Erste Erfahrungen auf Landesebene sammelte er beim BDM (Bund Deutscher Milchviehhalter). Nun zieht es ihn in die Landespolitik.
Die 18 Milchkühe samt Nachzucht, die Angestellten seiner Filiale, die Bürger in der Gemeinde, allein lassen will er sie nicht – sollte er es schaffen in die Landeshauptstadt. Er denkt, dass er mit vereinten Kräften von Ehefrau, den beiden Kindern und einem starken Team alles unter einen Hut bekommt. Besonders die „kleinen Leute“ liegen dem Waakirchner dabei am Herzen.
Tegernseer Stimme: Grüß Gott, Herr Brandhofer. Werden wir doch gleich konkret: Warum Freie Wähler?
Balthasar Brandhofer: Ich wollte mich nie verbiegen. Wichtig war mir immer, zu wissen, welche Entscheidungsfreiheiten ich selbst habe. Bei vielen Parteien bin ich nicht vollends zufrieden mit dem Programm. Mein Ziel ist es einfach, in die Landespolitik zu kommen, weil ich was verändern will. Ich war oft bei Sitzungen im Landtag dabei und dachte mir, das kann doch nicht wahr sein … dass da Argumente ausgetauscht werden, die vollkommen am Bürger vorbeigehen.
Tegernseer Stimme: Wie bekommen Sie Ihre unterschiedlichen Tätigkeitsfelder ‒ Sparkasse, Bauernhof, Politik ‒ unter einen Hut? Wo sind die Prioritäten?
Brandhofer: Das geht ganz gut, und alles hat seinen Reiz. Ich will mich nicht für das eine oder andere entscheiden müssen. In der Bank habe ich ein gutes Team. Und auf dem Hof helfen wir in der Familie zusammen, mein Sohn und meine Frau machen sehr viel. Meine Tochter geht noch zur Schule. Auch zur Bank bin ich damals als Seiteneinsteiger gekommen, das hat sich so ergeben. Und manchmal bleibt sogar noch Zeit zum Musikmachen.
„Der Fremdenverkehr ist entwicklungsfähig“
Tegernseer Stimme: Sie sind als Gemeinderat in der Kommunalpolitik aktiv. Welche politischen Erfolge der letzten Jahre schreiben Sie sich persönlich zu?
Brandhofer: Zuerst muss man sagen, dass wir das meiste ja gemeinsam als Gemeinderat anpacken. Ob das jetzt die Bemühungen um den Lanserhof, um den Erhalt der bäuerlichen Landwirtschaft oder des mittelständischen Handwerks sind. Die Bürger müssen natürlich auch mitmachen. Zum Beispiel, wenn es darum geht, die Nahversorgung zu erhalten.
Tegernseer Stimme: Und wie sehen Sie das Thema Tourismus? Wie sollte sich dieser Ihrer Meinung nach in Ihrer Heimatgemeinde entwickeln?
Brandhofer: Der Fremdenverkehr ist entwicklungsfähig, er ist halt nicht organisiert. Wir haben allerdings wunderbare Möglichkeiten mit Wanderwegen, Mooren, Urlaub auf dem Bauernhof. Wenn ich „Waakirchen“ sage, meine ich natürlich die ganze Gemeinde. Man könnte aber schon noch deutlich mehr draus machen.
Tegernseer Stimme: Schule auf dem Land ‒ nach der Vierten werden die Kinder aus Ihrer Gemeinde in alle Himmelsrichtungen geschickt. Welche Vorstellung haben Sie von Bildungspolitik?
Brandhofer: Dazu muss ich sagen, dass die Bildungspolitik nicht mein Steckenpferd ist. Momentan verteilen sich die Kinder nach der Vierten vor allem nach Tegernsee und Tölz. Ich bedauere vor allem die langen Schulwege. Eineinhalb Stunden hin und zurück – das ist schon lang. Zur Bildungspolitik möchte ich generell sagen, dass wir Lösungen brauchen, zum Beispiel aktualisierte Lehrpläne. Momentan wird uns da so einiges übergestülpt. Und wir als Kommunen können dann nur noch sehen, was wir mit den leerstehenden Gebäuden machen. Es wird ja auch viel investiert, ich bezweifle aber, ob das auch immer den Kindern zugute kommt.
Tegernseer Stimme: Wie würden Sie die Verkehrsprobleme in den Gemeinden lösen? Und welche Einflussmöglichkeiten haben Sie als Landtagsabgeordneter überhaupt?
Brandhofer: Die Verkehrsprobleme gehören natürlich nicht nur in Waakirchen gelöst, sondern im ganzen Landkreis. Die eine Ortschaft will vielleicht einen Tunnel, die andere eine Umgehungsstraße, auch der öffentliche Nahverkehr muss einbezogen werden. Wenn die Mobilität wächst, muss man mitwachsen. Weil Sie nach meinem Einfluss fragen – es geht drum, die richtigen Leute und Möglichkeiten zu kennen. Dann kann man für seine Region was erreichen. Da ist es natürlich auch gut, wenn man aus dem Landkreis stammt, da ist der Bezug ganz anders.
„Ich bin politisch unvorbelastet“
Tegernseer Stimme: Welche thematischen Schwerpunkte haben Sie für die Zukunft? Was haben Sie sich für die nächsten Jahre vorgenommen, sollten Sie tatsächlich Landtagsabgeordneter werden?
Brandhofer: Meine Prioritäten liegen im Bereich der Land- und Forstwirtschaft, beim Verbraucherschutz und der kommunalen Selbstverwaltung. Der Hochwasserschutz liegt mir auch am Herzen. Der beste Schutz ist sowieso der, der nichts kostet, zum Beispiel, indem man ganz genau schaut, wo man Baugebiete ausweist.
Tegernseer Stimme:: Worauf sollte man hier noch achten?
Brandhofer:Bei den Ausgleichsflächen muss sich meines Erachtens was ändern. Wenn einer einen Hektar zupflastert, muss ich schauen, dass woanders ein Hektar renaturiert wird.
Tegernseer Stimme: Im September stellen Sie sich als Landtagskandidat zur Wahl. Warum sollten die Bürger Sie wählen?
Brandhofer: Ich bin politisch unvorbelastet. Ich behaupte, dass ich mich wirklich für die Bürger einsetze. Ich möchte möglichst viele kleine und mittelständische Betriebe erhalten, denn zu viele sind schon kaputt gegangen. Ganze Ortschaften gibt es mittlerweile, in denen kein einziger Bäcker oder Metzger mehr existiert. Eine klein strukturierte Region ist wichtig. Die Politik ist meiner Ansicht nach der Großindustrie und der Globalisierung zu sehr anhängig. Das ist nicht gut für uns! Wir müssten unsere kleinen Strukturen mehr pflegen. Denn ein Baum ohne Wurzeln fällt um. Das bedeutet aber nicht, dass man nur verstaubten Traditionen nachhängen soll.
Tegernseer Stimme: Nehmen wir mal an, dass Sie am 15.09. tatsächlich gewinnen. Bleiben Sie den Waakirchnern denn noch in irgendeiner Form erhalten?
Brandhofer (lacht): Ich werde es ihnen nicht ersparen, dass sie weiter mit mir leben müssen. Im Ernst ‒ ich kann mir durchaus vorstellen, wieder für den Gemeinderat zu kandidieren. Auf keinen Fall darf der Bezug zur Heimat und meinen Mitmenschen verloren gehen. Für mich gilt: Ich bleibe meiner Linie treu!
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