Bürgerstüberl wird zum Treffpunkt für Flüchtlinge

Wiessees Bürgermeister Robert Kühn war einer der ersten im Tal, der öffentlich über die Notwendigkeit gesprochen hat, Flüchtlinge aus dem Kriegsgebiet am Tegernsee aufzunehmen. Die Mitglieder der Gemeinde engagieren sich – jeder, wie er kann. 70 Flüchtlinge sind inzwischen angekommen. Für sie wurde ein sicherer Hafen geschaffen. Wie geht es weiter?

Die Gemeinde Bad Wiessee bietet einen Raum der Begegnung für Flüchtlinge an – das Bürgerstüberl.

In Bad Wiessee am Westufer des Tegernsees ist, wie im gesamten Landkreis Miesbach, die Bereitschaft, den Geflüchteten aus der Ukraine eine sichere Umgebung zu geben, groß. Bürgermeister Robert Kühn hat nur wenige Tage nach dem Überfall der russischen Streitkräfte auf die Ukraine in den Medien darauf hingewiesen, dass die Menschen einen „sicheren Ort“ benötigen werden. Den wolle man in Bad Wiessee anbieten, betonte er mehrfach.

Flüchtlinge menschenwürdig behandeln

Kühn ist Teil der neuen Generation von Bürgermeistern, die gern auch über Social Media-Kanälen kommunizieren. Und die schnell und oft unkonventionell agieren, sich vielleicht selbst gerne in der Öffentlichkeit sehen. Aber in Sachen Flüchtlingshilfe hält er und auch die Mitglieder der Gemeinde Wort. Kühns Credo:

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Wenn die Menschen bei uns in Bad Wiessee vor der Tür stehen und klopfen, dann werden wir in der Gemeinde dafür sorgen, dass diese Flüchtlinge freundlich und entsprechend allen Geboten der Menschlichkeit behandelt werden.

Das haben bisher mehr als 70 Flüchtlinge erleben dürfen. Die meisten von ihnen sind auf privater Initiative nach Bad Wiessee gelangt. Nur ein kleinerer Teil wurde über das Landratsamt vermittelt. Die Unterkunft im Hotel Seegarten ist mit 17 oder 18 Personen voll belegt. „Im Moment haben wir dort noch nicht alle Zimmer bezugsfertig“, erklärt der Bürgermeister und ergänzt stolz:

Wir erleben hier eine wahnwitzige Unterstützung – sowohl finanziell durch private Spenden als auch durch Sachspenden und aktiver Unterstützung.

Die Mitglieder der Gemeinde engagieren sich – jeder, wie er kann. Wir wollen wissen, wofür die Kühlschränke, die Kühn über einen Aufruf in den sozialen Medien gesucht hat, benötigt wurden. Der Gemeinde-Chef lacht, als er aufklärt:

Ein bekannter Gemeindebürger hat eine große Menge Fleischwaren gespendet, die mussten wir verstauen. Die Kühlschränke stehen jetzt im Rathaus.

Kühn erklärt auch gleich, was es mit der ungewöhnlichen Spende auf sich hat. Man habe das Bürgerstüberl in der Wiesseer Seestraße für die neuen Mitbewohner geöffnet. Hier sollen sich die Kriegsflüchtlinge treffen und austauschen können. Das sei sehr wichtig. „Hier wird gemeinsam gekocht und Nachrichten aus der Heimat werden ausgetauscht. Geteilt ist das Leid doch besser zu ertragen, das merkt man den Menschen, die ins Stüberl kommen, an.“

Zweimal die Woche liefere das Unternehmen Wunderlich zudem frisches Obst und Gemüse. Die Gemeinde stelle die Getränke und was sonst noch benötigt sei, erklärt Kühn weiter. Der neue Gemeindetreffpunkt im Stüberl sei jeden Tag von 8 Uhr in der Früh bis 19 Uhr am Abend geöffnet.

Kontakt zu Menschen im Kriegsgebiet

Neben einem Dach über dem Kopf in einem sicheren Umfeld sei es für die Menschen unheimlich wichtig, auch weiter in Kontakt zu ihrer Heimat zu bleiben. Da sei zum Beispiel eine Mutter, die jeden Morgen ängstlich auf den Anruf ihres Sohnes warte, berichtet ein sichtlich bewegter Bürgermeister, um zu hören, dass er noch lebt.

Was später wird? Darüber denkt der pragmatische Bürgermeister zurzeit noch nicht viel nach. Jetzt sei die Zeit, den Menschen einfach die Unterstützung zu geben, die es benötigt, einfach „anzukommen“. Deshalb ruft der Bürgermeister weiter zu Spenden auf – auch auf Instagram. Seien es Sachspenden, aber auch Geldspenden auf das Konto der Gemeinde Bad Wiessee werden dringend benötigt.

See-Gemeinden rufen zum Spenden auf

Auch in den anderen Seegemeinden wird auf den Internetseiten zu Geldspenden für den „Sozial Fond“ oder die „Stadtkasse“ aufgerufen. Denn, so der Tenor am See: “Wir müssen jetzt die Flüchtlinge unterstützen, auch wenn die bürokratischen Mühlen nur langsam mahlen und Gelder für die humanitäre Hilfe noch nicht eingetroffen sind.”

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