Dabei überzeugte Hagn die meisten der rund 50 anwesenden Mitglieder mit seiner direkten und unverbrauchten Art. Die Chancen der CSU, den nächsten Tegernseer Bürgermeister zu stellen, sind damit gestiegen.
Noch arbeitet Hans Hagn als Zollamtsrat am Flughafen München mit 230 direkt unterstellten Mitarbeitern. Seit acht Generationen lebt er in Tegernsee und ist erst seit Kurzem Mitglied bei der CSU. Doch sein Arbeitsplatz könnte sich bald schon in das Tegernseer Rathaus verlagern ‒ zumindest wenn die Bürger ihn im März kommenden Jahres zum neuen Bürgermeister wählen sollten.
Dabei sind die Möglichkeiten auf alle Fälle da: die Bürger Liste, die den derzeit amtierenden Bürgermeister Peter Janssen stellt, will Hagn bei der Wahl unterstützen und auf einen eigenen Kandidaten verzichten. Und die Freien Wähler unter ihrem Vorsitzenden Andreas Obermüller haben sich noch nicht positioniert.
„Gegen eine Syltisierung Tegernsees“
Bei seiner gestrigen Rede positionierte sich Hagn als Macher mit konkreten Ideen für die Zukunft Tegernsees. „Der nächste Bürgermeister soll nicht nur verwalten, sondern gestalten“, so seine Überzeugung. Dass Hagn gegen eine Syltisierung Tegernsees sei und als Bürgermeister den Hochwasserschutz im Tal forcieren werde, stellte der 47-Jährige klar. Weitere Zweitwohnungen und Luxussanierungen sollten auf 1A-Lagen beschränkt bleiben.
Gleichzeitig verwies er auf die schwierige Wohnsituation. Die Fakten sprechen für sich: die unter 30-Jährigen wandern aus, die Grundstücke sind zu teuer.
„Mich drückt die derzeitige Wohnsituation. So werden die künftigen Kommunalaufgaben sein, bezahlbaren Wohnraum in Tegernsee zu sichern. Denn nur so kann ein funktionierendes Gemeinwohl auf Dauer aufrechterhalten werden.“
Das Bahngrundstück könnte man beispielsweise umfassend entwickeln. Eine Wohnnutzung sei dort möglich, zeigte sich Hagn überzeugt. Und auch Kleingewerbe und eine gewisse touristische Nutzung bieten sich im Umfeld des Tegernseer Bahnhofs an. Das nächste “ganz heiße Eisen“ sei dabei das ehemalige Krankenhausgrundstück. „Das darf man nicht aus den Augen verlieren.“
Und zur Finanzierung möglicher Einheimischenprojekte stellte Hagn einen interessanten Ansatz in den Raum:; „Mit den Finanzen der Stadt kann man neue Wege gehen.“ Die Einnahmen aus der Zweitwohnungssteuer könnte man sammeln und nach vier bis fünf Jahren beispielsweise in Einheimischenprojekte stecken.
„Bin kein Hardliner“
Ideen, mit denen sein Konkurrent Jakob Atzl nicht aufwarten konnte und auch nicht wollte. Der Optiker, ebenfalls seit vielen Generationen im Ort verwurzelt, plädierte an die Anwesenden, ein „Zeichen für die Zukunft Tegernsees“ zu setzen. Er sei vernetzt und kenne sich als langjähriger Stadtrat bestens aus. Ein Programm oder konkrete Ansätze für die Zukunft der Stadt hatte Atzl aber ganz bewusst nicht mitgebracht.
„Das Programm des Bürgermeisterkandidaten soll das Programm der CSU Tegernsee sein. Es wird erarbeitet von Ihnen als Mitglieder, den Stadtratskandidaten und natürlich dem Kandidaten selber.“
Als ehrlich und so bürgernah wie möglich bezeichnete sich der 44-jährige Optiker aus der Rosenstraße. Dabei ging er offen mit seinen vermeintlichen Schwächen um: „Manche meinen, mir fehlt die menschliche Härte. Aber ich bin kein Hardliner, sondern ein Mann der Mitte.“
Am Ende trauten jedoch die meisten der Stimmberechtigten Hans Hagn die Bürgermeisterkandidatur eher zu. Mit 37 zu 10 gewann er die Wahl deutlich vor seinem Herausforderer Jakob Atzl.
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