Container, Kinder, Vogelbeeren

Die Container können kommen: Der Holzkirchner Gemeinderat hat den Bebauungsplan für die Erich-Kästner-Straße gebilligt. Neben einer neuen Kindertagesstätte werden dort zukünftig Asylbewerber wohnen. Umgeben von hübscher, aber teils giftiger Bepflanzung. Wenn das kein Grund für eine „beerige“ Debatte am Rande ist.

An der Erich-Kästner-Straße sollen eine Kita gebaut und Container für Asylbewerber aufgestellt werden.
An der Erich-Kästner-Straße sollen eine Kita gebaut und Container für Asylbewerber aufgestellt werden.

In der Sache waren sich alle Gemeinderäte einig: Der Bebauungsplan für das Gebiet an der Erich-Kästner-Straße wurde in der Gemeinderatssitzung am Dienstagabend gebilligt. Nach langem Hin und Her können die Asylbewerber nun kommen. Die Standortsuche hatte sich als äußert diffizil erwiesen.

Mit der Lösung an der Erich-Kästner-Straße ist man zwar weniger glücklich als mit dem ursprünglich angedachten Ladehof, dennoch machte sich Erleichterung breit, dass diese „zweitbeste Variante“, wie Bürgermeister von Löwis sagte, nun durch gewunken sei.

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Neben der Container-Siedlung für Asylbewerber wird dort eine neue Kindertagesstätte entstehen. Um das Ganze landschaftlich einzubetten ist eine Bepflanzung geplant – darunter Sträuche und Bäume, die giftige Beeren tragen.

Die “Logik” ist fragwürdig

Auf diesen problematisch anmutenden Sachverhalt wies Sebastian Franz (CSU) hin. Der Marktgemeinderat hinterfragte die Logik der geplanten Grünanlage:

Giftige Pflanzen sollten nicht neben einer Kinderbetreuungsanlage gepflanzt werden.

Vorgesehen sei unter anderem die Vogelbeere, die Magenkrämpfe verursachen kann – für Franz keine gute Idee.

Anders sah das Robert Wiechmann von den Grünen, der eine solche Bepflanzung explizit befürwortete. Die Pflanzen kämen absichtlich dort zum Einsatz, um die Kinder für derartige Gefahren zu sensibilisieren. „Kinder sollen lernen, damit umzugehen“, so der Dritte Bürgermeister.

Doch was ist mit den Asylbewerbern? Sebastian Franz leuchtete nicht ein, inwiefern eine Bepflanzung mit explizit als einheimisch gekennzeichneten Sträuchern und Bäumen Asylbewerbern zugute kommen solle. Diese würden die Pflanzen vermutlich nicht kennen, so Franz. Doch Wiechmann konterte: “Es gilt weltweit, dass man nichts in den Mund nehmen soll, das man nicht kennt.”

Pflanzkultur liegt in den Händen der Gemeinde

Dass die Vogelbeere als Pflanzoption überhaupt in Erwägung gezogen wird, ruft bei Gerhard Brandl, Stellvertretendem Pressesprecher des Landratsamtes Miesbach, Unverständnis hervor. “Wir geben der Gemeinde eine Pflanzliste von heimischen Gehölzen”, erklärt er auf Nachfrage, “und da steht die Vogelbeere beispielhaft mit drauf.” Die Liste basiere auf einer vorgegebenen DIN-Norm. Karin Menges, Pressesprecherin der Kommunalen Unfallversicherung Bayern, erläutert die Inhalte:

Die Norm 18034 wurde für Spielplätze und Freiräume zum Spielen herausgegeben. Darin werden vier Bepflanzungen ausgeschlossen. Die Vogelbeere ist nicht dabei und darf von der Norm her angepflanzt werden.

Laut Brandl handelt es sich bei der Vorgabe der Landratsamtes um eine reine “Auswahlliste”, sprich: “Das Landratsamt hat keinen Einfluss auf die Entscheidung.” Die Gemeinde könne selbst entscheiden, was sie aus der Liste rauspickt. “Anscheinend hat Holzkirchen die Vogelbeere entdeckt.”

Erziehrinnen wie Uschi Urban, Leiterin des St-Josef-Kindergartens, haben bei als “schwachgiftig” eingestuften Pflanzen Bedenken: „Bei uns ist das verboten. Wir dürfen gar nichts Giftiges pflanzen“, erklärte sie am Telefon. Ein solches Vorhaben finde sie daher „schwierig”.

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