Corona: Stäbchen rein – Tester sein

Testen, Testen, Testen – die neue Strategie hin zum kontrollierten Umgang mit der Pandemie. Alles schön und gut, aber wie sieht es in der Praxis aus? Wann macht man einen Selbst-, einen Schnell- oder einen PCR-Test? Und wenn das geklärt ist, bleibt die Frage: Wo? Wir haben für euch den Selbstversuch gewagt.

Der Selbsttest für zuhause

Die neue Teststrategie der Bundesregierung soll die langersehnte Pandemie-Entspannung bringen. Und damit ist jeder Bürger zum Mitwirken aufgefordert. Aber das wirft zunächst Fragen auf. Wir haben uns durch den Dschungel der Informationen gekämpft und das ganze Test-Verfahren mal ausprobiert.

Testobjekt weiblich – mittelalt bis alt – gesund – ohne Corona Symptome

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Zuallererst stelle ich mir als Probandin die Frage, warum ich den Test machen will. Das ist notwendig für alle weiteren Schritte. Denn brauche ich ihn nur für mich selbst – weil ich einen Besuch bei der Freundin, der Oma oder dem/der neuen Geliebten plane, dann reicht der Selbsttest, den ich in der Apotheke, dem Discounter oder Online kaufen kann. Der kostet um die fünf Euro und ist schnell gemacht.

Ort: Dahoam

Nach dem Kauf in der örtlichen Apotheke breite ich den Inhalt des Antigen-Selbsttests vor mir aus. Ein Nasenstab, eine Kontrollbox aus Plastik sowie die Bedienungsanleitung. Alle Tests die aktuell verkauft werden dürfen, wurden erneut geprüft und neu zugelassen. Das macht sich auch an den Gebrauchsanweisungen bemerkbar, die relativ gut verständlich ist. Die Kontrollbox ähnelt einem Schwangerschaftstest. Nur der Ort des Geschehens zur Entnahme der Probe verlagert sich in den Nasen-Rachen-Bereich.

Nein – das ist kein Schwangerschaftstest – sondern die Kontrollbox eines Selbsttests

Und da liegt für mich das eigentliche Problem: Die Überwindung, die es mich kostet, das Teststäbchen tief in den hinteren Nasenbereich einzuführen. Mit Tränen in den Augen warte ich gespannt 15 Minuten, bis ich das Testergebnis erkenne. Zum Glück erscheint nur ein Strich bei C aber keiner bei T – das bedeutet für mich, ich habe kein Corona. Also kann ich heute etwas Spaß haben.

Sollte jedoch das Testergebnis „positiv“ sein, und wie bei diesem Selbsttest C und T aufleuchten, muss ich mich zwingend an meinen Hausarzt oder das Gesundheitsamt wenden und den positiven Befund melden. Es folgte der PCR-Test oder eine freiwillige Quarantäne.

Fazit

  • Der Selbsttest ist nicht wirklich schön in der Nase, aber er geht schnell und lässt sich unkompliziert zu jeder Tages- und Nachtzeit anwenden. Die Handhabung ist relativ einfach und das Ergebnis – jedenfalls bei mir – eindeutig abzulesen.
  • Der Test ist nicht kostenfrei und es bleibt die Frage, ob ich wirklich weit genug in den Nasenbereich vordringen konnte. Zudem ist ein Selbsttest nicht personalisiert und damit nicht eindeutig mir zugeordnet, was die Möglichkeit des Missbrauches zulässt. Was auch bedeutet, dass er keine offizielle Anerkennung hat.

Wenn man eine Bestätigung braucht …

Brauche ich den Test für einen offiziellen Zweck und benötige dafür eine individualisierte Bestätigung, dass das Testergebnis tatsächlich von mir ist, dann muss ich den Test in einer Apotheke, beim Arzt oder an einem anderen dafür vorgesehenen Ort machen lassen. Dieser Test ist kostenfrei, aber man sollte sich zuvor erkundigen, ob und wie man einen Termin bekommt.

Leider ist es nicht immer einfach an diese Information zu kommen. Das Landratsamt Miesbach erstellt momentan eine Übersicht mit allen Stellen, an denen man sich kostenfrei testen lassen kann. Dieser Test kann beliebig oft gemacht werden. Es gibt keine Begrenzung – bisher.

Ort: Apotheke (Arzt oder Teststation)

Ich habe telefonisch einen Test-Termin in der Bienenapotheke in Miesbach vereinbart. Dort angekommen werde ich von der Inhaberin Angela Maier freundlich empfangen und in einen separaten Raum begleitet.

Die Apothekerin ist vollständig vermummt mit Arztkittel, Haube, Maske, Brille und blauen Handschuhen. Vertrauenserweckend zum einen, aber andererseits startet schon bei diesem Anblick das Kopfkino. Auch nach zwölf Monaten gewöhne ich mich nicht an den Anblick. Nach einem kurzen Gespräch packt sie den Inhalt der Test Verpackung aus.

Der Testaufbau in der Apotheke

Während Maier alles vorbereitet, fülle ich ein Formular mit meinem Namen und Daten aus. Zudem muss ich bestätigen, dass ich in den letzten Tagen keine coronatypischen Symptome aufgewiesen habe, noch Kontakt zu einem Infizierten hatte. Abschließend stimme ich der Speicherung der Daten bis 2024 zu. Natürlich will ich von der Apothekerin wissen, ob es einen Unterschied zu dem Antigen Schnelltest gibt, den ich zuvor daheim gemacht habe. Sie bejaht die Frage und erklärte den Unterschied folgendermaßen:

Bei dem Test, den man zuhause durchführt, kommt man nicht soweit in den Rachenraum, um die Probe zu entnehmen. Dort hinten ist die Konzentration möglicher Viren höher und damit eine Infektion früher und eindeutiger festzustellen. Das ist ein großer Vorteil.

Jetzt habe ich wirklich etwas Angst. Denn wenn mein Selbsttest schon nicht schön war, wie sollte sich dann das tiefe Eindringen in meinen Nasenrachenraum durch die Fachfrau anfühlen? „Das empfindet jeder anders. Am Dienstag hat sich eine ganze Firma mit dreißig Leuten hier testen lassen. Da waren alle Reaktionen dabei. Von „kaum zu ertragen“ über „das kitzelt“ bis hin zu einem „ich habe nichts gemerkt“, berichtet Maier schmunzelnd unter der Maske.

Bei mir war es dann ein heftiges Kitzeln und völlig harmlos, als Maier das kleine Stäbchen behutsam in die Nase einführt. Überraschenderweise weitaus angenehmer als im Selbsttest. Danach hantiert die Fachfrau mit dem Stäbchen herum, trägt die Probe auf einen Teststreifen auf und stellt alles anschließend in ein kleines Reagenzglas.

„In Zukunft wird das Testen bei uns viel schneller ablaufen“, informiert mich Maier, während wir gemeinsam auf mein Ergebnis warteten. „Auf unserer Seite kann man dann Online einen Termin buchen und trägt seine Daten ein. Dann entfällt auch das Ausfüllen des Testformulars vor Ort und die Wartezeit“, erläutert die Apothekerin weiter.

Und so sieht ein negatives Testergebnis bei der Fachfrau aus

Das Ergebnis samt Bescheinigung werde automatisch 20 Minuten später per Mail an den Kunden verschickt. Ich verlasse in jedem Fall positiv gestimmt und negativ getestet die Apotheke. In der Tasche meine Test-Bestätigung – gestempelt und unterschrieben. Wäre das Ergebnis allerdings positiv ausgefallen, hätte das Gesundheitsamt informiert werden und ich mich dann umgehend in Quarantäne begeben müssen. Ein anschließender PCR-Test wäre in diesem Fall obligatorisch.

Fazit

  • Der Test ist kostenfrei. Der Nasenabstrich war jetzt nicht schön, aber irgendwie angenehmer als daheim. Ich fühlte mich gut aufgehoben und vertraue dem Testergebnis. Ich habe eine Bescheinigung über den durchgeführten Test, den ich vorzeigen kann und der 48 Stunden gültig ist.
  • Der Aufwand an einen Termin zu kommen, ist noch relativ hoch und bedarf gewisser Vorplanung – also ist eher unflexibel. Es gibt kaum Informationen, welche Apotheken oder Ärzte den kostenfreien Test aktuell schon anbieten. Das Testzentrum in Miesbach bietet kostenfreien Tests an, aber eine Onlineanmeldung ist zwingend notwendig. Apotheken benötigen einen separaten Zusatzraum für die Testung.

PCR-Test – mit Laboruntersuchung

Es ist die Art der Testung, die die höchste Sicherheit im Testergebnis bringt. Beim PCR Test, der nur beim Arzt und in den Teststationen durchgeführt wird, braucht man einen Termin. Doch den bekommt man nur von einem Arzt oder direkt vom Gesundheitsamt. Entweder wenn man Symptome hat, wenn ein Schnelltest positiv war oder wenn man die Quarantäne zum Beispiel nach einem Aufenthalt in einem Risikogebiet vorzeitig beenden will. Dieser angeordnete Test ist ebenfalls kostenfrei.

Heute habe ich keinen PCR-Test mehr gemacht, denn wie schon getestet bin ich wohl symptomfrei negativ. Also besteht bei mir kein Anlass für die aufwändige Testung meiner Probe in einem Labor.

Aber durch einen früheren PCR-Test bei meiner Hausärztin weiß ich, dass der Ablauf dem in der Apotheke ähnelt. Nur geht der Test an sich schneller von statten, weil die Wartezeit entfällt. Dafür habe ich das Ergebnis auch erst Tage später am Telefon mitgeteilt bekommen. Das soll inzwischen schneller geworden sein. Ist aber immer vom aktuellen Infektionsgeschehen abhängig.

Und nun? Selbst testen oder testen lassen?

Ich persönlich würde nur im absoluten Notfall von einer Schnelltestung für zuhause Gebrauch machen. Wenn wirklich keine andere Möglichkeit besteht. Dafür werde ich daheim immer zwei Antigen-Schnelltests in der Schublade bunkern. Wenn jedoch die Möglichkeit besteht, werde ich immer auf die kostenfreie Schnell-Testung beim Arzt oder in der Apotheke zurückgreifen.

Sollte ich Symptome bei mir erkennen oder ich tatsächlich wissen, dass ich Kontakt mit einem Infizierten hatte, dann würde ich mir einen Termin im Testzentrum oder bei meinem Hausarzt für einen PCR-Test besorgen.

Hier geht es zur Übersicht der Test-Angebote im Landkreis. Schreibt uns gerne an info@tegernseerstimme.de wenn ihr weitere Teststellen kennt. Wir ergänzen die Liste regelmäßig.

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