Corona: Wirte zahlen die Zeche

Die neuen Maßnahmen gegen die zweite Welle der Corona-Pandemie trifft aktuell vor allem die Gastronomie stark. Sperrstunden und Alkoholverbot machen es den meisten schwer. Auch im Landkreis kämpfen Menschen ums Überleben. Aufgeben ist jedoch keine Option.

Betreiber der Stadlbergalm Martin Zwerger und Stefan Mairoser

Ein Bericht von Sabiene Hemkes

Die Ampeln stehen nun auch bei uns im Tal und im Landkreis Miesbach auf Normal-Rot. Für die nächsten Tage gelten im gesamten Landkreis Miesbach die verschärften Corona-Regeln. Besonders betroffen von der Änderung sind erneut die Tal-Gastronomen. Aber anders noch als im Frühjahr scheinen sie von der rasanten Entwicklung des Infektionsgeschehens in den letzten Tagen nicht überrascht zu sein. Trotzdem treffen die Maßnahmen sie hart.

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Da hilft es leider auch nicht, dass sich laut neuester Studien das Infektionsgeschehen eindeutig in den häuslichen Bereich verlagert hat. Ansteckungen im öffentlichen Raum sind demnach äußerst selten. Was nicht zuletzt auch auf die genaue Umsetzung der Hygienekonzepte und der großen Sorgfalt vieler Gastronomen zurückzuführen ist.

Auf der Stadlbergalm in Agatharied treffe ich mich mit dem Betreiberpaar Martin und Stefan. Beide wirken immer noch durchaus positiv und entspannt, trotz der sich erneut zuspitzenden Situation. Es verwundert aber nicht, dass sie viele der neuen und auch der schon bestehenden Corona-Regeln aufgrund der neusten Erkenntnisse als „sinnfrei“ bezeichnen. So fragen sie sich zum Beispiel, ob es wirklich einen Unterschied mache, wenn Gäste – die ohnehin separat an einem Tisch sitzen – statt um Mitternacht schon um 22:00 Uhr gehen? Augenzwinkernd fügt Martin noch hinzu:

Wir haben halt leider keine starke Lobby wie zum Beispiel die Autoindustrie!

Die erneute Vorverlegung der Sperrstunde auf 22:00 Uhr trifft vor allem Bar- und Kneipenbetreiber und deren Angestellte hart. Im Gegensatz zu den Speiselokalen, die im Landkreis oftmals sowieso schon um 22:00 Uhr schließen, ist die erneute Verschärfung der Regeln für sie absolut existenzbedrohend.

„Man wird das Gefühl einfach nicht los, dass die Entscheidungsträger noch nie in der Gastronomie gearbeitet haben. Ansonsten wüssten sie, welche Tragweite die aktuellen Verschärfungen haben“, kommentiert Martin Jacobi, der Betreiber einer Bar in Miesbach, die erneute Vorverlegung der Sperrstunde.“Es geht hier nicht um die plakative Stunde früher oder später. Diese 60 Minuten entscheiden über wirtschaftliche Existenzen!“ Die Situation ist umso dramatischer, wenn man bedenkt, dass die Bars und Kneipen in Bayern überhaupt erst seit dem 18. September wieder Gäste empfangen dürfen.

Martin Jacobi betreibt eine Bar in Miesbach – auf dem Bild: Martin Jacobi & Sarah Menegoni

„Sechs Monate haben wir uns permanent neu erfunden. Ob als Freiluftbar vor einem ansässigen Cafe am Miesbacher Markt oder mit dem Verkauf der „Martin’s Gin-Kisten“ (250cl Gin, Knabberzeug und Tonic). Aufgeben war nie eine Option und ist es auch jetzt nicht!“ Demnächst öffnet der Wirt mit einem neuen Konzept am Wochenende als „Martin‘s Bistro“ die Bar schon um 14:00 Uhr.

Wär halt schön, wenn die Politik auch nur annähernd so verständnisvoll und flexibel agieren würde, wie wir es seit Beginn der Pandemie tun.

Auf alle Wirte im Tal kommen lange und harte Wintermonate zu. Die Lage ist sehr ernst. Doch unterkriegen lassen sie sich bestimmt nicht. Und uns muss bewusst sein: Wollen wir auch noch nach der Pandemie die gastronomische Vielfalt im Tal genießen, müssen wir unsere Wirte weiterhin in widrigen Zeiten nach besten Kräften unterstützen. Wir Gäste sind nun mal die beste Lobby die sie haben.

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