„Da droht Schlechtwetter“

Es ist das Jahr der auslaufenden Tarifverträge im oberbayerischen Nahverkehr: Nachdem die EVG zuletzt der Deutschen Bahn Lohnerhöhungen für Busfahrer abgerungen hatte, ist nun die Bayerische Oberlandbahn an der Reihe. Doch die Verhandlungen drohen an einer zentralen Forderung zu scheitern. Streiks sind nicht ausgeschlossen.

Steht der BOB in Sachen Mitarbeitern "schlechtes Wetter" bevor?
Steht der BOB in Sachen Mitarbeitern “schlechtes Wetter” bevor?

Noch knapp zwei Wochen Bedenkzeit haben die betroffenen Mitglieder der Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG). Am 11. Dezember soll dann feststehen, ob die jüngsten Zugeständnisse der Bayerischen Oberlandbahn (BOB) ausreichend für den Abschluss eines neuen Tarifvertrags sind. Isidoro Peronace von der EVG erklärt: „Der Arbeitgeber hat nach langen Verhandlungen nachgegeben.“

In der zweiten Runde der Tarifverhandlungen – vor genau einer Woche – sei es den Gewerkschaftlern gelungen, eine Erhöhung des tariflichen Entgelts für die rund 410 BOB- und Meridian-Mitarbeiter durchzusetzen. Zuvor hatte das Bahnunternehmen laut EVG eine „sehr schwierige“ wirtschaftliche Situation beklagt.

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Die Gewerkschaft orientierte sich mit ihren Forderungen am sogenannten „Branchentarifvertrag Schienenpersonennahverkehr (BranchenTV SPNV)“. Darin ist eine Lohnerhöhung von insgesamt 5,1 Prozent bzw. mindestens 120 Euro pro Monat vorgesehen. Im ersten Schritt sollen die Löhne – rückwirkend ab dem 1. Mai – um drei Prozent steigen, ab dem 1. August dann um weitere 2,1 Prozent.

Scheitern die Verhandlungen an der Bruttoarbeitszeit?

Doch das ist nur eines der zentralen Anliegen, mit denen die EVG in die Verhandlungen gestartet war. Denn auch eine stärkere Berücksichtigung der Bruttoarbeitszeit bei den knapp 300 im Fahrdienst Beschäftigten steht ganz oben auf der Agenda. Peronace zufolge werden derzeit nur 50 Prozent vergütet, wenn ein Fahrer beispielsweise von Freilassing zur Arbeit fahren muss.

Die EVG hingegen will, dass die BOB die komplette Arbeitszeit abzüglich einer Pause bezahlt. Der Arbeitgeber habe diesbezüglich jedoch kein Angebot gemacht, so Peronace. In einer Mitteilung der EVG heißt es, dass das aktuelle Angebot „nicht mehr veränderbar“ sei.

Auf Nachfrage präsentiert sich die BOB gewohnt zugeknöpft und verweist auf das laufende Verfahren. Man rechne trotz der bislang schwierigen Verhandlungen damit, „dass die Kollegen dem Branchentarifvertragsangebot zustimmen“, erklärt Geschäftsführer Bernd Rosenbusch. Schließlich sei dieses „deutschlandweit so umgesetzt“ worden. Isidoro Peronace ist sich da nicht ganz so sicher:

Meine persönliche Meinung ist: Da droht Schlechtwetter.

Denn die Bruttoarbeitszeit ist der EVG enorm wichtig. So wichtig, dass sie zum Jahresende erstmalig die Mantelbestimmungen des BranchenTV SPNV gekündigt hat. Der Grund: Auch im branchenweiten Tarifvertrag soll die Bruttoarbeitszeit berücksichtigt werden, hier stehen ebenfalls Neuverhandlungen an. Dieser Punkt dürfte ein zentrales Kriterium bei der laufenden Mitgliederbefragung der EVG durch die Tarifkommission sein.

Beginnend mit dem Fahrplanwechsel im Dezember soll immerhin “die Menge der Fahrgastfahrten in den Regelleistungen in den nächsten zwei Jahren” gesenkt werden, so der Konsens zwischen EVG und BOB. Sollten sich die BOB-Mitarbeiter dennoch gegen das vorliegende Angebot des Arbeitgebers aussprechen, sind auch Streiks nicht mehr ausgeschlossen. Isidoro Peronace betont jedoch, dass man als Gewerkschaft kein Interesse an einem Ausstand hätte – „nur wenn es sein muss.“

Schließlich wurde in der Geschichte der Bayerischen Oberlandbahn noch nie gestreikt. Bislang sei man mit der Geschäftsführung gut klargekommen, so Peronace. Derzeit habe es allerdings den Anschein, dass die BOB ein wenig „die Muskeln spielen lassen“ wolle. „Aber wir sind stark organisiert.“ Das zeigte die Gewerkschaft im Sommer, als recht überraschend ein Warnstreik ausgerufen wurde, an dem sich über 90 Prozent der Busfahrer von RVO und RVA beteiligten.

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