Seit vielen Monaten laeuft Oehl in Tegernsee. Die Polizei weiss es und schweigt. Einmal soll es einen Feuerwehreinsatz gegeben haben. Schreiben Sie doch mal drueber.
Danke, liebe Leser, für diesen anonymen Hinweis: Tegernsee ist nicht gerade klein – nicht die Stadt und schon gar nicht der See. Was ist gemeint? Wo genau fließt Öl? Warum schweigen Polizei und Feuerwehr, die doch da eigentlich helfen müssten und sonst alles so genau nehmen? Nachfragen können wir beim Hinweisgeber leider nicht, also hören wir uns um.
Bei der Polizeiinspektion Bad Wiessee ist man erstmal ratlos auf die Anfrage: „Hier soll seit mehreren Wochen Öl laufen. Was wissen Sie denn darüber?“ Einsätze wegen einer gemeldeten Ölverschmutzung habe es in den vergangenen Wochen nicht gegeben, heißt es dort. Und die Beamten wollen wissen, wo das sein soll. Aber das wollte mir der Hinweisgeber leider nicht verraten.
Biologische Gärprozesse?
„Dieses Phänomen haben wir jedes Jahr um diese Jahreszeit“, sagt Michael Haller, erster Kommandant der freiwilligen Feuerwehr Tegernsee, und scheint genau zu wissen, was ich meine, als ich ihm die selbe Frage stelle wie zuvor der Polizei. Demnach seien organische Stoffe dafür verantwortlich, die sich im Herbst und im Frühjahr in Bächen zersetzen und auf der Wasseroberfläche Schlieren bilden. „Das sieht dann aus wie ein Ölfilm“, sagt er.
Manchmal gibt es an der Wasseroberfläche auch Blasen aus diesen Prozessen. Riechen kann man da aber nichts. Mehrfach sei das Wasser in den vergangenen Jahren getestet worden. Immer konnte Motorenöl oder ähnliches ausgeschlossen werden: „Seitdem prüfen wir das nicht mehr“, sagt Haller. Der Prozess sei auch nicht giftig.
Verockerungen?
Was genau hier gemeint ist, müsste man im Einzelfall prüfen, sagt Paul Geisenhofer, Leiter des Wasserwirtschaftsamts in Rosenheim. Eine Erklärung könnten sogenannte Verockerungen sein, wie sie hauptsächlich in Wassergewinnungsanlagen vorkommen, wenn in sauerstofffreiem Wasser Eisenhydroxid ausfällt. Bei Kontakt mit der Luft färbt sich das Wasser rostbraun. Für viel wahrscheinlicher hält Geisenhofer aber ein Phänomen, dem er und seine Mitarbeiter im Sommer begegnet sind. Er berichtet:
Damals hatte uns jemand gemeldet, dass auf dem Tegernsee ein Ölfilm schwimmt.
Tatsächlich habe man einen leichten Schlierenfilm gesehen, aber: „Einen Tag später war der Spuk wieder vorbei“, so der Gewässer-Experte. Aber man habe Proben genommen und diese untersuchen lassen. Das Ergebnis: Kohlenwasserstoffe. Also genau das, woraus Öl besteht. Eine Gewässerverunreinigung war es aber nicht. Und damit auch kein Heiz- oder Motorenöl.
Stattdessen vermutet Geisenhofer dass das Quirinusöl dahinter steckt. „Das erinnert mich an einen Vortrag, den Franz von Kobell im 19. Jahrhundert über das Erdöl vom Tegernsee gehalten hat“, sagt er. Demnach war es bis ins 15. Jahrhundert bekannt, dass es über dem Tegernsee einen leichten silbernen Schleier gegeben hat.
Oder doch Quirinusöl?
„Es ist überliefert, dass es damals eine Ölquelle in Bad Wiessee gegeben hat“, sagt er. Das daraus gewonnene Quirinusöl sei als Heilmittel zum Einreiben genutzt worden. Doch irgendwann wurde die Förderung eingestellt: „Die Mengen waren zu gering, um die Quelle auszubeuten.“
Doch auch das bleibt zunächst eine Theorie. Um zu bestimmen, ob es sich bei dem Schleier wirklich um das Quirinusöl handelt, braucht man eine Vergleichsprobe des Erdöls: „Vielleicht hat noch jemand ein Fläschchen von dem Öl zu Hause“, sagt er. Es reichen auch schon winzige Mengen.
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