Traditioneller Almabtrieb auf der Königsalm. Prächtig geschmückt geht es zurück ins Bergsteigerdorf Kreuth.
Die Tage werden kürzer, der Herbst steht vor der Tür. Am vergangenen Wochenende herrschten noch hochsommerliche Temperaturen, sodass man meinen könnte, es sei noch zu früh für den Almabtrieb. Doch nun ist es an der Zeit, sich auf den Herbst vorzubereiten und das Vieh ins Tal zu treiben. Wir waren bei dieser Tradition in Kreuth mit dabei und geben euch einen Einblick.
Vorbereitungen auf der Königsalm
Hier oben auf der Königsalm laufen die Vorbereitungen schon seit einiger Zeit. Viele Helferinnen und Helfer sind eifrig dabei, alles zu organisieren. Sie tragen Tracht für diesen wichtigen Tag, denn es ist ein Festtag heute; für das Vieh, für die Landwirte und alle Mitwirkenden. Das Wetter ist heute wunderbar. Sonne satt und herbstliches Licht, aber kein Wölkchen am Himmel. Fast wie im Sommer. Es ist so warm, dass die Bäuerinnen, Bauern, und alle anderen Akteure richtig ins Schwitzen kommen. Und das schon um 10 Uhr morgens. Nein, nicht weil es so heiß ist, sondern weil sich alle besonders engagieren, schließlich soll beim Viehabtrieb alles klappen.
Auf dem Weg zur Königsalm springen Kälber über die Almwiesen, bereits bunt geschmückt. Sie sind sehr aufgeregt und brauchen natürlich etwas länger für den Weg. Von wegen, die Kleinen sind langsamer, sie sind eher sehr schnell unterwegs, aber auch sehr neugierig …. Also müssen auch die jungen Begleiter schnell sein.
Gelebte Tradition auf königlichem Terrain
Auch eine Urlauberin ist mit dabei. Sie kommt schon viele Jahre nach Kreuth und ist Stammgast am Handlhof. Die junge Frau darf heute das Vieh begleiten und ist sehr glücklich darüber. Sie strahlt vor Vorfreude und ist in Tracht erschienen. Einige Besucher sind auch zum Zuschauen hoch zur Königsalm gewandert. Sie möchten gerne die Zeremonie live erleben.
Vor dem Aufschmücken
Ein reges Treiben herrscht hier vor dem Stall und alle geben ihr Bestes für den speziellen Tag. Zirka 30 Kühe sind in der Stallung und außen rund um den Stall zu sehen. Doch vor dem Aufschmücken gibt es erst einmal eine gründliche Reinigung bzw. Dusche für das Vieh. Es werden alle Kühe gründlich geschrubbt, bevor sie geschmückt werden.
Zahlreiche junge Landwirte säubern die Kühe. Das ist eine längere Prozedur und der junge Landwirt auf der Königsalm berichtet: ”Und des g’fallt eana richtig guad”, das ist quasi “wie eine Massage” für die Kühe. Wem gefällt so etwas nicht?
Das Aufbuschen beginnt
“Schee sans”: die Kühe und darauf legt man großen Wert. „Aufbuschen“ nennt sich das Schmücken der Kühe mit diversen Buschen, Kreuzen oder auch einer Krone. Die Buschen sind oft liebevoll verziert mit Papierröschen, die schon Wochen vorher mühsam von Hand hergestellt werden.
Doch nur wenn das Vieh und Mensch im Sommer vom Unglück verschont geblieben sind, d.h. wenn keine Kuh abgestürzt oder gestorben ist, dann sind die Kühe prächtig geschmückt, erklärt einer der Helfer auf der Königsalm. Das ist jedoch keine Selbstverständlichkeit. Der Sommer auf höher gelegenen Almen mit steilen Hängen ist für die Kühe nicht ganz ungefährlich. Ebenso sieht man Kühe, die besonders große, schwere Glocken umhängen haben. Auf Nachfrage erfahren wir, dass man sie den Tieren umhängt, um die bösen Geister zu vertreiben. Alle Kühe bekommen einen Kopfschmuck und sie dürfen alle mal vorne laufen; es gibt keine Leitkuh.
Von der Schönleitenalm bis zur Königsalm
Die Königsalm ist eigentlich eine Zwischenstation, denn ursprünglich kommen alle Kühe von der Schönleitenalm aus den Blaubergen. Diese abgelegene Alm unterhalb des Blaubergkopfes liegt auf 1.475 Meter. Sie ist bereits österreichisches Staatsgebiet. Schon einen Tag vor dem Almabtrieb seien einige zur Schönleitenalm aufgestiegen, erzählt die junge Urlauberin. Viele haben also auf der Schönleitenalm übernachtet, um dann in der Früh das Vieh von dort hinunterzutreiben.
Der Weg von dort hinunter zur Königsalm ist lang, sehr steil, teilweise rutschig und für die Kühe nicht ganz ungefährlich. Das ist nicht nur für das Vieh anstrengend, sondern auch für die Menschen, die dabei sind. Denn auch sie müssen manchmal sehr schnell sein, um die Herde zusammenzuhalten und aufzupassen, dass sich niemand in dem steilen Gelände verletzt. Teilweise sind die Wege auch stark ausgewaschen und haben tiefe Furchen, hier ist besondere Vorsicht für das Vieh geboten.
Endlich geht es los
Es herrscht eine große Unruhe bei dem Vieh. Alle laufen erstmal durcheinander und sind sichtlich irritiert, was denn nun los ist. Zum Glück sind viele mit Erfahrung dabei und können das Vieh lenken. Der Kopfschmuck gefällt den Kühen nicht so gut und manche versuchen ihn wieder abzuwerfen. Doch dann laufen sie alle irgendwie los, wenn auch durcheinander. Die vielen schnellen Helfer sind auch notwendig, um sie in “Zaum zu halten”. Wenn sie im Dorf Kreuth bei der Kirche angekommen sind, sind alle glücklich. Denn dann kommt das Wichtigste: “Danach werd’ gscheid gefeiert!”
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