Das Ende einer Ära

Aktualisierung vom 17. September / 15:03 Uhr
Seit vielen Jahren arbeitet Ilse Schröder in ihrem Antiquitätengeschäft. Nun hat sich die mittlerweile 91-jährige aber schweren Herzens dazu entschlossen den Laden in der Südlichen Hauptstraße in Rottach-Egern aufzugeben.

Bis Ende September läuft der Räumungsverkauf in dem Geschäft, das Schröder seit über 30 Jahren betrieben hat.

Stolz präsentiert die 91-Jährige ihre Waren.
Stolz präsentiert die 91-Jährige ihre Waren

Ihr Antiquitätengeschäft ist ihr Leben. Viele Jahre hat Ilse Schröder ihren Laden in der Südlichen Hauptstraße in Rottach-Egern nun schon. Und die heute 91-jährige ist noch immer mit voller Leidenschaft dabei. Trotzdem hat sich sich vor einigen Wochen schweren Herzens dazu entschlossen, das Geschäft aufzugeben.

Anzeige

Es trage sich einfach nicht mehr, so die Bald-Rentnerin auf Nachfrage. Auch ihr Alter spiele natürlich eine Rolle. Trotzdem merkt man der Geschäftsfrau an, wie schwer es ihr fällt, über die Auflösung zu sprechen: „Ich habe meinen Laden sehr geliebt und bin mit den alten Sachen groß geworden.”

Wahre Schätze

Und unter diesen „alten Sachen“ befinden sich noch einige wahre Schätze, die Schröder bis Ende September an den Mann bringen will. Aus diesem Grund hat sie seit gestern ihren Räumungsverkauf gestartet, der bis Ende September laufen soll.

Zuviel will Sie im Vorfeld noch nicht verraten. Die Kunden sollen sich überraschen lassen „Ich freue mich auf jeden Gast, der bei mir im Geschäft vorbeikommt“, betont Schröder. Unter der Woche ist die Geschäftsfrau von 10 bis 18 Uhr für die Kunden da. Und auch am Samstag hat ihr Laden die nächsten zwei Wochen bis jeweils 13 Uhr geöffnet.

Ursprünglicher Artikel vom 28. August mit der Überschrift: Das Ende einer Ära
Bewegend und zugleich beeindruckend ist die Geschichte von Ilse Schröder, die mit mit über 90 Jahren immer noch ihren kleinen Antiquitätenladen in Rottach-Egern betreibt. Die Geschichte einer Frau, die nach dem Krieg aus der Not ein Geschäft machte und dieser Leidenschaft bis heute nachgeht.

Doch jetzt ist Schluss. Ab Oktober macht die 91-Jährige ihren Laden in der Südlichen Hauptstraße dicht.

Seit dem Ende des Zweiten Weltkrieges verkauft Ilse Schröder Möbel und Schnitzereien. Jetzt macht sie mit einem Räumungsverkauf Schluss
Seit dem Ende des Zweiten Weltkrieges verkauft Ilse Schröder Möbel und Schnitzereien.

Als ich den kleinen, überschaubaren Antiquitätenladen von Ilse Schröder betrete, fühlt es sich an, als würde ich eine kurze Zeitreise in die Vergangenheit machen. Die Biedermeierschränke und Kommoden stechen sofort ins Auge.

Kleine Krippenfiguren, die liebevoll angezogen wurden, ein Jesuskind, Christbaumschmuck, aber auch Geschirr und Stoffe aus alten Tagen kann ich beim ersten Hinsehen erkennen. Ganz hinten aus der Ecke begrüßt mich eine freundliche Stimme. Als ich nähertrete, kann ich sehen, wie die alte Dame gerade ihre Nähsachen aus der Hand legt. Und dann beginnt sie, mir ihre ganz persönliche Geschichte zu erzählen.

Aus der Not wird ein Geschäft

Vor 91 Jahren wurde Ilse Schröder in Tegernsee geboren. „Auch wenn ich keinen Dialekt spreche. Aber der ist eher unpraktisch, wenn man sich mit den verschiedenen Kunden unterhalten will“, erklärt sie. Nach dem Krieg und einer dreimonatigen Gefangenschaft in Florenz kehrt sie wieder an den Tegernsee zurück.

Damals hätten sie und ihre Mutter angefangen, die alten Möbel aus ihrem großen Haus in Tegernsee zu verkaufen. „Da haben wir uns anscheinend ganz gut angestellt, denn später kamen auch Bekannte und gaben uns ihre Möbel zum Verkaufen“, erinnert sich Schröder.

Aus dieser Notsituation entstand dann schließlich die Idee, daraus ein Geschäft zu machen und einen Laden zu eröffnen. So sei ihre Leidenschaft für antike Möbel und andere Ware entstanden, meint die 91-Jährige. Mit Stoffen hatte sie sowieso schon immer zu tun, da sowohl mütterlicher- als auch väterlicherseits Stofffabriken da waren. Beigebracht hat sie sich ihr Handwerk aber selber.

“Bis vor einigen Monaten hatte ich noch ein Auto”

Verheiratet war Ilse Schröder nie: „Im Krieg habe ich alle meine Lieben verloren. Und danach war so viel zu tun, dass ich keine Zeit hatte.“ Ihr ganzes Leben hat sie damit verbracht, alte Stoffe neu zu besticken, Kirchenfiguren zu bekleiden und in ihren Läden zu verkaufen. Von der Rosenstraße in Tegernsee ist sie bereits nach einigen Jahren nach Rottach-Egern umgezogen. Dort verkaufte sie ihre Waren zuerst in einem anderen Geschäft, ehe sie vor zehn Jahren in ihren jetzigen Laden in der Südlichen Hauptstraße umzog.

In Enterbach, in der Nähe des Fußballplatzes, besitzt Ilse Schröder heute ein kleines Haus mit Garten. „Bis vor einigen Monaten hatte ich auch noch ein Auto. Das habe ich jetzt abgemeldet”, erzählt Schröder. Nun fährt sie täglich mit dem Taxi in die Arbeit. „Das ist natürlich auch nicht ideal.”

Doch das ist nicht der einzige Grund, wieso Schröder ihr Geschäft jetzt abgibt. Es trage sich einfach nicht mehr, weiß die Bald-Rentnerin. Auch ihr Alter spiele natürlich eine Rolle. Trotzdem merkt man der Geschäftsfrau an, wie schwer es ihr fällt, darüber zu sprechen: „Ich habe meinen Laden sehr geliebt und bin mit den alten Sachen groß geworden.“

Trotz allem will sie den Schritt jetzt wagen und sich zusammen mit ihrem Hund zur Ruhe setzen. Im September startet der Ausverkauf, denn am 1. Oktober muss alles draußen sein. Für die Zukunft hofft Schröder, entweder in einem Seniorenheim helfen zu können oder mit Kindern zusammenzuarbeiten.

Ich habe immer noch einen guten Kontakt zu Kindern. Die Menschen in meinem Alter mögen mich nur nicht so gerne, weil ich nicht so viel jammere.

SOCIAL MEDIA SEITEN

Anzeige
Aktuelles Allgemein

Diskutieren Sie mit uns
Melden Sie sich an und teilen Sie
Ihre Meinung.
Wählen Sie dazu unten den Button
„Kommentare anzeigen“ aus

banner