Auch der Ansturm auf die Waldfeste ist groß. Muss man bald, ähnlich wie auf der Wiesn, horrende Preise für die Tischreservierung bezahlen? „Das fangen wir gar nicht an“, sagt Franz Zehendmaier von den Hirschberglern.
Ein Bus Feierwilliger kommt am Vereinsheim an der Wallbergstraße an. Hundert Beine in Lederhosn – respektive Dirndl – machen sich eiligst auf den Weg zum Biertisch. Die Hirschbergler haben in diesem Jahr erstmals Schilder aufgestellt: „Gang 1“ – „Box 99“ – „Platz 324“ steht darauf zu lesen. Glücklich, am Ziel angekommen zu sein, lassen sich die Leute aus dem hohen Norden an ihren Tischen nieder. „Eine Maß für alle am Tisch!“, geben sie der Bedienung mit auf den Weg – alles nur Fiktion.
„Das fangen wir gar nicht an!“, widerspricht Franz Zehendmaier, seit 14 Jahren Erster Vorstand des Trachtenvereins, und holt uns aus unseren (Alb-)Träumen von einer Tischreservierung auf dem Hirschbergler Waldfest. Wenn es nach Zehendmaier geht, sieht eine Tischreservierung allerhöchstens so aus, dass „einer oder zwei von denen sich an einem Tisch niederlassen und versuchen, den freizuhalten – wenn sie das überhaupt aushalten“.
Front gegen die Kommerzialisierung
Die Hirschbergler wollen der Kommerzialisierung der Waldfeste entgegentreten. „Wir haben die Anzahl der Plätze zurückgefahren“, berichtet der Vorstand. Es waren schon mal 3.500, aber man störte sich daran, dass das ehemalige Gartenfest drohte, zur Großveranstaltung zu mutieren. Jetzt gibt es um die 2.000 Sitzplätze. Und wenn die alle voll sind, dann kassiert auch keiner mehr ein Eintrittsgeld. Auch eine Verlängerung der Festzeit auf mehrere Tage kommt für Zehendmaier nicht infrage. Traditionell findet das Fest am letzten Juni-Sonntag statt.
Die Hirschbergler halten sich an das, was auch die Waldfestfreunde auf ihrer Facebook-Seite noch vor Kurzem angekündigt hatten: „Auch wenn es manchem als unerklärlich erscheinen mag: Tischreservierungen gab es, gibt es und wird es NIE geben!“ Ähnlich wie bei den Waldfestfreunden möchte man eine zunehmende Kommerzialisierung der Waldfeste am Tegernsee nicht ankurbeln. „Keine Reservierung – keine Vorbestellung!“ – so lautet die Devise des Trachtenvereins an der Wallbergstraße. Dies gilt gleichsam für Einheimische, Münchner und Nordlichter.
Ähnlich halten es auch andere Vereine. Franz Breunig, sportlicher Leiter beim FC Real Kreuth, schließt Reservierungen aus. Auch bei Georg Reisberger vom SC Ostin soll es sie nicht geben. Dies mag eventuell daran liegen, dass diese beiden Waldfeste ohnehin genügend Gäste auf ihre Festgelände ziehen – sodass diese aus allen Nähten platzen.
TSV prescht vor
Der TSV Bad Wiessee macht jedenfalls den Anfang, einen Teil der Waldfesttische im Vorfeld zu vergeben. Bis zu 200 Plätze – von den insgesamt 1.500 – kann man im Internet reservieren. Vereinsvorstand Thomas Erler möchte besonders Auswärtige damit ansprechen. Im Grunde wünscht er sich aber, dass „der familiäre Charakter des Festes erhalten bleibt“.
Wie wird es weitergehen mit den Waldfesten in diesem Jahr – werden mehr Vereine auf den Zug aufspringen, ihre Plätze an den Biertischen bereits Monate vorher zu vergeben? Bestimmt wäre es ein angenehmer Gedanke, sich nicht schon Wochen vor dem Fest Gedanken machen zu müssen, ob es am Festwochenende regnet.
Denn die Vereinskasse wäre im Vorhinein mit den Einnahmen aus Tischreservierungen zumindest ein bisschen gefüllt. Doch so etwas möchte man beim TSV nicht machen. Alle Reservierungen, die wegen Ausfalls oder Verlegung des Waldfestes nicht in Anspruch genommen werden können, werden zurückerstattet.
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