Das Für und Wider des Jobwechsels

Im europäischen Vergleich ist die Unzufriedenheit der Deutschen am Arbeitsplatz überdurchschnittlich hoch. Zahlen bestätigen, dass 46 Prozent über einen Stellenwechsel nachdenken. Gleichzeitig aber sind Angestellte hierzulande ihrem Arbeitgeber tendenziell treu und bleiben im Schnitt knapp 11 Jahre bei ein und demselben Unternehmen. Kommt es dennoch zu einem Wechsel, können die Gründe dafür vielfältig sein.

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Chancen für den Arbeitgeber

In der Regel sträuben sich Menschen gegen Veränderungen, denn Gewohntes vermittelt Sicherheit. Beim Abspulen von Automatismen schüttet unser Gehirn als Belohnungsstoffe Opioide aus, die uns in unseren Gewohnheiten bekräftigen. Wer jeden Tag zur immer gleichen Zeit die gleiche Arbeit am gleichen Ort erledigt, möchte den festen Rhythmus häufig nur ungern stören.

Dennoch: Der Wunsch nach Veränderung ist bei knapp der Hälfte der Arbeitnehmer existent und wiegt bei jüngeren Berufstätigen stärker als bei älteren. Das Gehalt spielt dabei zwar oft eine Rolle, ist jedoch längst nicht immer ausschlaggebend, wie häufig angenommen. Unzufriedenheit am Arbeitsplatz hängt sehr oft mit anderen Faktoren zusammen, darunter:

  • das Gefühl, zu wenig Wertschätzung zu erfahren
  • fehlende Flexibilität und schlechte Vereinbarkeit zwischen Arbeit und Privatleben
  • fehlende Perspektiven für die Weiterbildung

Bei genauerer Betrachtung sind dies gute Nachrichten für Arbeitgeber, denn sie zeigen, dass eine Gehaltserhöhung nicht der einzige Schlüssel dazu ist, gute Kräfte im Unternehmen zu halten. Tatsächlich gibt es viele Maßnahmen zur Mitarbeiterbindung und Möglichkeiten, wie Unternehmen Leistungsträger halten können. Für Chefs bedeutet das in erster Linie, dass sie Anregungen und Angebote schaffen sollten, die qualifizierte Mitarbeiter davon abhalten, nach einem neuen Arbeitgeber zu suchen.

Wer beispielsweise durch Angebote wie Home Office oder Gleitzeitregelungen die Work-Life-Balance der Angestellten verbessert, regelmäßig ihr Feedback einholt oder sie durch spezielle Trainings- und Weiterbildungsmöglichkeiten aktiv fördert, erhöht die Attraktivität des Arbeitsplatzes.

Jobwechsel können positive Veränderungen bringen

Trotzdem gibt es gute Gründe, die aus Mitarbeitersicht für einen Wechsel des Arbeitsplatzes sprechen können. Wer in seinem Job unglücklich ist, sollte sich seiner Angst vor Veränderung stellen und nach anderen Stellen Ausschau halten.

Je nach Branche kann es sogar wichtig sein, in verschiedenen Unternehmen Erfahrungen zu sammeln, um seine Fähigkeiten zu verbessern und den eigenen Marktwert zu steigern. Ratsam ist es, sich nach Möglichkeit immer aus einem bereits bestehenden Arbeitsverhältnis heraus auf andere Stellen zu bewerben, denn erfahrungsgemäß erhöht dies die Chancen auf eine erfolgreiche Bewerbung.

Fakten sprechen außerdem dafür, dass sich ein Arbeitsplatzwechsel in der Mehrheit der Fälle bezahlt macht. Der zweite Job bringt im Schnitt elf Prozent mehr Gehalt, die nächsten jeweils fünf Prozent.

Auch geht es vielen Berufstätigen nach dem Sprung in eine neue Herausforderung deutlich besser. Berufliche Veränderungen machen in einer Vielzahl der Fälle glücklicher. Neben objektiven Verbesserungen, etwa günstigere Arbeitsbedingungen oder interessantere Aufgaben, ist das oft auf die Veränderung selbst zurückzuführen.

Wer sich auf etwas Neues einstellen und neue Kollegen und Abläufe kennenlernen muss, ist aktiver, da sich das Gehirn völlig neu vernetzen muss – ein Vorgang, der motiviert und neuen Antrieb verleihen kann.

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