Das Jahr der Herausforderungen

2015 war ein turbulentes Jahr. Das hat auch der Landkreis Miesbach zu spüren bekommen. Der G7-Gipfel forderte vollen Einsatz und der andauernde Flüchtlingsstrom stellt sich als Herausforderung für Kommunen, Landratsamt und Beamte heraus. Polizeipräsident Robert Kopp zieht jetzt ein Resümee für das Oberland.

Die "wohlverdiente Verschnaufpause" blieb 2015 aus, so Polizeipräsident Kopp.
Die “wohlverdiente Verschnaufpause” blieb 2015 aus, so Polizeipräsident Robert Kopp.

„Das Jahr 2015 war für uns, die Bayrische Polizei als Gesamtes ein sehr arbeitsreiches und anspruchsvolles Jahr“, so Robert Kopp neuer Polizeipräsident im Präsidium Oberbayern Süd, der den Jahreswechsel für ein Resümee der Vorkommnisse nutzen möchte.

Sieben Weltpolitiker, ein Luxus-Schloss in Bayern, rund 20.000 Polizisten im Einsatz – zwei Tage herrschte aufgrund des G7-Gipfeltreffens in Elmau der Ausnahmezustand. Bis heute hagelt es viel Kritik, teilweise für die enormen Sicherheitsvorkehrungen, teilweise für den scheinbar unabdingbaren Luxus.

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Für die Bayrische Polizei war der Gipfel am 7. und 8. Juni jedenfalls der bisher größte Polizeieinsatz. Auch auf den Landkreis Miesbach hatte das Spektakel rund um Kanzlerin Angela Merkel und US-Präsident Barack Obama Auswirkungen. Vor allem zu vermehrter Verkehrsbelastung und Stauungen rund um Holzkirchen kam es durch die Umleitungen und Grenzkontrollen der Beamten. Der Aufwand hatte aber auch Vorteile: Seit dem Gipfel ist die Bayrische Polizei auf den Geschmack von Twitter und Facebook gekommen und plant auch künftig auf sozialen Plattformen aktiv zu sein.

Bewältigung des Flüchtlingsstroms als große Herausforderung

„Die wohlverdiente „Verschnaufpause“ ist allerdings danach nicht eingetreten“, so Kopp in seinen Ausführungen. Berichte über die Terror-Organisation „Islamischer Staat“ und das Kriegsgeschehen in Syrien, Nordirak und dem Nahen Osten waren bereits vor dem G7-Gipfel Themen im Nachrichtengeschehen. Kopp erklärt weiter:

Ab Juli 2015 wurden die Dienststellen in unserem Zuständigkeitsbereich an der Grenze zu Österreich mit unaufhaltsam steigenden Flüchtlingszahlen aus den weltweiten Krisenregionen konfrontiert. Eine Herausforderung für die Polizei im Spannungsfeld zwischen humanitärer Hilfeleistung und originärer polizeilicher Aufgabe.

Vor allem die zahlreichen Schleuser, die auch auf der Autobahn A8 zwischen Salzburg, Holzkirchen und München unterwegs waren, hielten die Beamten auf Trab. Auch die HS hat die Autobahnpolizei bei der Flüchtlingsfahndung begleitet. Jetzt, sechs Monate nach dem großen Ansturm, stehe die Polizei laut Kopp vor der wohl größten Herausforderung: „Die Bewältigung und Integration des Zustroms von Hunderttausenden von Flüchtlingen, die vor Hunger, Krieg und Tod nach Europa, insbesondere nach Deutschland, fliehen.“

Einsatz lokaler Beamten in den Unterkünften gefordert

Vor allem die lokalen Beamten in der Holzkirchner Inspektion haben diese Aufgabe deutlich zu spüren bekommen. Immer wieder kommt es zu Zwischenfällen und Problemen mit unterschiedlichen Kulturen und überfüllten Unterkünften. So haben in Holzkirchen im Juli Asylbewerber demonstriert und tagelang vor dem Rathaus campiert, um ihre Rechte durchzusetzen. Sie wollten endlich raus aus den Containern. Außer viel Aufmerksamkeit haben die Flüchtlinge mit dieser Aktion damals nichts erreicht.

Ende Juli wurden außerdem Vorwürfe einer jungen Frau gegen einen Asylbewerber in Holzkirchen laut. Er habe sie sexuell belästigt. Die Anschuldigungen stellten sich jedoch als frei erfunden heraus. Und auch sonst kommt es immer wieder zu Tumulten in den Unterkünften, die den Einsatz der Beamten fordern.

Sicherheitsvorkehrungen verschärft

Auch der Terroranschlag in Paris am 13. November hat Auswirkungen auf die Polizei in Oberbayern. „Die Sicherheitslage hat sich auch bei uns verschärft, wenngleich wir im südlichen Oberbayern keine konkreten Hinweise auf bevorstehende Gewalttaten haben“, so Kopp. Auch ein Holzkirchner war bei den Anschlägen im Stade de France in Paris und konnte seine Eindrücke von den unfassbar schrecklichen Ereignissen dieses Abends mit zu teilen. Auch die Polizei im Holzkirchner Raum war aufgeschreckt, Sicherheitsvorkehrungen wurden verschärft. Vor allem auf den Weihnachtsmärkten sieht man in diesen Tagen auch im Oberland verstärktes Polizeiaufgebot.

Abschließend fordert der Polizeipräsident die Bürger zu mehr Achtsamkeit auf. Vor allem bei Wohnungseinbrüchen seien wachsame Nachbarn unabkömmlich. Auch im Oberland kam es im vergangenen Jahr wieder vereinzelt zu Einbrüchen in Wohnungen. Erst kürzlich gab es eine Reihe von Einbrüchen in den Umkleidekabinen von Sportvereinen.

Die Welt hat sich verändert. Gewissheiten werden erschüttert. Unsere Werte, unsere Lebenseinstellung, unsere Grundsätze werden herausgefordert. Wir als Polizei werden das Zusammenleben und die Rechtsordnung schützen. Gerade in Zeiten wie diesen brauchen wir aber auch Freunde und Verbündete in der Gesellschaft – brauchen wir eine feste Wertegemeinschaft.

Passende Worte, die Kopp für die Entwicklung die die Welt, Oberbayern und jede einzelne Kommune im Oberland im vergangenen Jahr durchlebt haben findet.

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