„Scheiß auf den Prinz. Ich nehm den Gaul.“ Das Mädchen, auf deren T-Shirt dieser Spruch steht, schaut dabei zu, wie die Pferde von der Koppel in die Ställe laufen. Die Sonne scheint, es ist ein Sommertag. Seit sieben Uhr morgens waren die Tiere im Freien. Jetzt, um 14 Uhr, holen Andrea Salzeder und ihr Mann Hans, denen der Roggersdorfer Weberhof gehört, die Pferde rein.
Der Weberhof als Treffpunkt
Einfach mal auf den Prinzen pfeifen und stattdessen ein Pferd satteln ist das Motto vieler junger Mädchen, die am Weberhof ihre Zeit verbringen. Wer zu diesem Stall in Holzkirchen fährt, dessen Weg führt derzeit durch ein großes Kornfeld. Dann die Koppeln, das Haus, der Wald.
Die soziale Dynamik, die jeder Reitstall entwickelt, ist eine Sache für sich. Oft pendelt sich die Stimmung zwischen Tierliebe, Reiteuphorie und einer Prise klischeehafter menschlicher Stutenbissigkeit ein. Der Weberhof hingegen wartet mit einer angenehmen Entspanntheit auf. „Bei uns reiten viele junge Mädchen, nicht alle haben so viel Geld“, sagt Andrea Salzeder. „Die unterstützt man dann natürlich auch gerne und gibt ihnen Tipps.“
Zum Beispiel, wenn ein Pferd mal krank ist. „Man muss nicht immer gleich den Tierarzt holen“, sagt die Besitzerin. Jeden Morgen geht sie durch den Stall und sieht nach dem Rechten. Um halb sechs beginnt ihr Tag, dann steht sie auf. Bevor sie frühstückt, füttert sie gemeinsam mit ihrem Mann die Pferde. „Ich bin froh, wenn keines der Pferde in der Box liegt“, sagt sie. Koliken, also Erkrankungen im Magen-Darm-Bereich, seien in der Nacht am schlimmsten.
Ein Leben wie Wendy
Zum Glück käme so etwas aber selten vor. Und falls doch, wird das Pferd erst einmal durch die Halle geführt. Im ernsteren Fall dann der Tierarzt gerufen. „Ich kann das gut einschätzen“, erklärt Salzeder, die den Hof vor drei Jahren von ihren Eltern übernommen hat.
Das Hofleben liegt also in der Familie. Ihre eigene Tochter, die achtjährige Sophia, lebt ein Leben wie Wendy, also jenes blonde Mädchen aus Schleswig-Holstein, dass alle Pferdenärrinnen aus dem gleichnamigen Magazin kennen. Wendy wächst auf dem Hof ihrer Eltern auf, Sophia auch. Ob ihre Freundinnen sie darum beneiden? „Nein“, sagt Sophia, während sie ihr Pony Blacky streichelt. „Die kommen alle am Nachmittag hierher.“
Der Weberhof ist tatsächlich ein Treffpunkt. „Es gibt sehr viele Kinder und Jugendliche, die sich täglich hier aufhalten“, sagt Salzeder. „Es ist fast wie ein Jugendtreffen.“ Besonders viele Kinder kommen zum Ponycamp auf den Hof, das jede Ferien stattfindet. 17 Ponys gibt es insgesamt. „Die haben alle einen ganz schön sturen Kopf“, lacht Salzeder.
Das Ponycamp ist der Renner
Vier Tage lang, jeweils von 10-15 Uhr, können die Kinder dann ihren Tag mit den Ponys verbringen und erste Kontakte sowie Vertrauen zu den Tieren aufbauen – das Ponycamp ist ein guter Einstieg in den Reitsport. Die Nachfrage ist groß: „Es rufen so viele an, das ist der Wahnsinn“, sagt Salzeder, der der Kindertrubel gefällt – bis zu vierzig Kinder sind während des Camps auf dem Hof.
Die Ponys sind vom Weberhof nicht wegzudenken. Sie stehen in einem Offenstall, wo sie, so Salzeder, „ein super tolles Ponyleben“ führen. Wer will, kann sich auch ein Pony ausleihen und damit spazierengehen – Ponycamp light für den Alltag.
Das haben Sophia und ihre Freundinnen Leonie und Daniela ohnehin. Sie haben ihre Ponys gesattelt und gehen ausreiten. „Das ist einfach schön, wenn man in der Natur ist“, sagt Sophia. Ein super tolles Leben, das haben am Weberhof eben nicht nur die Pferde.
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