Das letzte Moor von Bad Wiessee und der umstrittene Kathan-Neubau

Die Kathan-Baustelle in Bad Wiessee grenzt an sehr sensibles Gebiet

Ergänzung vom 02. Juni / 17:37 Uhr
Erst am Montag hatte sich der Bund Naturschutz gegen die Bebauung am Badhügel direkt an der Bundesstraße in Bad Wiessee gestellt. Eine “beispiellose Zerstörung wertvollster Naturressourcen” sei der Erweiterungsbau der Firma Kathan, so der BN in einer Stellungnahme.

Am gestrigen Dienstag hatte sich dann der Naturschutzbeirat des Landkreises mit dem Antrag Kathan`s befasst. Im Rahmen eines Ortstermins hatten die Behördenvertreter die Fläche begutachtet und kamen zum Schluß, dass der geplanten Herausnahme eines 150 qm großen Stückes aus dem geschützen Bereich nicht zugestimmt werden kann.

Zwar hatte Anfang Mai der Wiesseer Bauausschuss (siehe ursprünglicher Artikel weiter unten) dem Plan des Autohändlers bereits zugestimmt. Das Landratsamt hat mit seiner Entscheidung die damalige Freigabe aber wieder kassiert.

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Ursprünglicher Artikel vom 10. Mai:
Das letzte Moor von Bad Wiessee. Nicht irgendwo weit weg, wo es niemand sieht. Sondern relativ zentral, direkt hinter der Wandelhalle, liegt es. Dabei wird das Hochmoor derzeit von einer großen Baustelle der BMW-Niederlassung Kathan ein wenig in die Zange genommen. Aus dem Grund hat der Kathan-Erweiterungsbau, bereits vor Jahren offiziell genehmigt, letzten Donnerstag den Wiesseer Bauausschuss beschäftigt.

Wie man auf der Aufnahme vom vergangenen Freitag sieht, sind derzeit schwere Maschinen vor Ort, die den Untergrund befestigen. Damit die Abstandsflächen zum Moor ausreichend groß sind und somit auch der Satzung entsprechen, muss auf der einen Seite etwa 150 Quadratmeter der geschützten Fläche geopfert werden. Dafür würde man auf der anderen Seite 320 Quadratmeter gewinnen. So zumindest der Plan des Bauherrn.

Das Gremium war von dem ganzen hin und her nicht begeistert. “Moor ist Moor. Und jeder weiß, was er kauft,” so die Aussage aus dem Bauausschuss. Trotz aller Bedenken stimmten die Mitglieder dem Tausch der Moorflächen unter der Voraussetzung einer ökologischen gleichwertigkeit einstimmig zu.

Soweit die politische Dimension. Die Schutzgeinschaft Tegernseer Tal sieht das jedoch anders. In einem offenen Brief vom letzten Donnerstag weist die Vorsitzende Angela Brogsitter-Finck auf die nicht hinnehmbare Verschandelung des Wiesseer Hochmoors hin, völlig unabhängig von der Genehmigungslage:

Jedem nachdenkenden und heimatliebenden Talbürger muß beim Anblick der Kathan-Baustelle in Bad Wiessee das Herz bluten. Auch wenn die Genehmigung schon 2006 erteilt wurde, hat man immer gehofft, daß die Stimme der Vernunft hier die Oberhand gewinnt.

Wir brauchen keine Marketing-Strategen in Sachen Tourismus und keine 5-Sterne-Luxus-Hotels, wenn wir einen Kurort derart verstädtern und seine wenigen übriggebliebenen Naturschätze zerstören. Daran kann auch einer weltweit agierenden Firma wie BMW nicht gelegen sein.

Dieser Ort, einer der wenigen verbliebenen Relikte eines kostbaren Hochmoors und Biotops, war sowohl für Einheimische, vor allem aber für unsere Gäste eine ganz besondere Attraktion. Zusammen mit den Jod-Schwefel-Quellen ortsbildprägende Zeugen unserer Kulturgeschichte, die den eigentlichen Charme, den Reiz, das Besondere unserer Heimat ausmachen. Sie werden gewinnorientierten Investoren zu Liebe ausgelöscht.

Auch ohne die beantragte Ausweitung der Baustelle wird das restliche Moor kaum eine Chance haben. Es gibt in ganz Bayern kein Beispiel dafür, daß ein Moor durch eine Spundwand hydrologisch erhalten werden konnte (Beispiel: Bau des Rhein-Main-Donau-Kanals im Altmühltal).

Eine Landschaft stiftet nicht nur Identität. Sie ist es, wächst nicht nach und wir gehen so rücksichtlos damit um!

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