Das Runde muss ins … Runde

In Warngau soll ein neuer Golfplatz entstehen – aber kein normaler. Im Ortsteil Wall ist eine Fußballgolf-Anlage auf 36.000 Quadratmetern geplant. Doch im Gemeinderat wird mehr über Parkplätze diskutiert, die der Betreiber gar nicht brauchen wird.

Über 36.000 Quadratmeter für ein ungewöhnliches Freizeitprojekt: Hier bei Wall soll eine große Fußballgolfanlage entstehen.
Über 36.000 Quadratmeter für ein ungewöhnliches Freizeitprojekt: Bei Wall soll eine große Fußballgolfanlage entstehen.

Einfach macht es sich der Warngauer Gemeinderat nicht gerade – allen voran Bürgermeister Klaus Thurnhuber. Denn bei der jüngsten Sitzung kam ein Thema auf die Tagesordnung, das die Gemeinde schon seit zwei Jahren beschäftigt: Die Fußballgolfanlage, die Anton Mehringer auf seinem gigantischen Grundstück im Ortsteil Wall aufbauen will.

18 verschiedene Löcher soll der Sportplatz umfassen, gut 34.000 der 36.768 Quadratmeter bleiben dabei dauerhaft Wiesenfläche. Der übrige Anteil wird mit Schotter, Parkplätzen und einem kleinen Gebäude bebaut, in dem Geräte lagern und abkassiert werden kann.

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Fußball – nur 1,50 Meter Zaunhöhe?

Mehringer sei all seinen Verpflichtungen nachgekommen, berichtet Michael Wagner vom Bauamt in Warngau. Auch, was das Einplanen von Parkplätzen für die zukünftigen Besucher angeht. Einige Bedenken, eingebracht von Landratsamt, Regierung von Oberbayern und Warngauer Bürgern, sollen mithilfe von entsprechenden Änderungen ausgeräumt werden. Als Bonus ist der Bau eines Rad- und Fußwegs entlang der Miesbacher Straße angedacht.

Landschaftsgerecht soll die Anlage gestaltet werden, mit 1,50 Meter hohen, weitmaschigen Zäunen umrandet. Zu niedrig, fürchtet die Polizeiinspektion Miesbach in einer Stellungnahme. Doch aufgrund der Anordnung der Spielflächen sei das kein Problem – auch nicht für die nahe Kreisstraße. Auf Anfrage von Bürgern heißt es zudem:

Durch die geringe Geländeveränderung und die Größenbeschränkung der Hindernisse sowie die Verwendung von ausschließlich natürlichen Materialien kann nicht von einer massiven oder irreparablen Zerstörung des Landschaftsbildes gesprochen werden.

Auch mit einer Wertminderung angrenzender Grundstücke sei nicht zu rechnen. Die Bahnen seien 20 bis 30 Meter von umliegenden Gebäuden entfernt und Fußballgolf eine „sehr ruhige Sportart“. Doch die Planungen zum spaßigen Ball-ins-Loch-treten verzögern sich, weil der Gemeinderat über ein „ganzheitliches Konzept“ diskutiert, wie der Bürgermeister es formuliert.

Dabei geht es auch um die Verkehrssicherheit an der nordöstlichen Ecke des Mehringer-Grundstücks. Das Café Waldeck an der Miesbacher Straße hat zwar einen Parkplatz, doch wenn der voll ist, parken Gäste auch mal außenrum. Daher war geplant, dass die Gemeinde Mehringer einen kleinen Bereich seines Grundstücks abkauft, um dort aus eigener Tasche bezahlte Parkplätze zu bauen.

Zwölf Bahnen, auf denen Bälle in Löcher getreten werden - in Warngau womöglich bald Realität. Am rechten Rand sind Parkplätze eingezeichnet - in dieser Form wird es sie wohl nicht geben. © Gemeinde Warngau
Zwölf Bahnen, auf denen Bälle in Löcher getreten werden – in Warngau womöglich bald Realität. Am rechten Rand sind Parkplätze eingezeichnet – in dieser Form wird es sie wohl nicht geben. © Gemeinde Warngau

Die ursprünglich angedachte Lage am nördlichen Rand wurde jedoch von allen Seiten kritisiert und schließlich verworfen – also lautete die nächste Idee, die Plätze an der Ostseite einzurichten. Und so entspinnt sich im Warngauer Gemeinderat unter dem Tagesordnungspunkt „Fußballgolf Mehringer“ eine Diskussion, die an eine Themaverfehlung erinnert. So sieht das zumindest Leonhard Obermüller (CSU):

Ich hoffe, dass die Planänderung zum Parkplatz ein Witz ist. Die Beteiligten wollen es nicht. Es ist nicht unsere Aufgabe. Wir sollten den Bau der Anlage nicht weiter verzögern.

Parteikollege Adolf Schwarzer spricht gar von einer „Schildbürgerei“. Thurnhuber entgegnet, dass man als öffentliche Hand nunmal Lösungen anbieten müsse und vor allem auf die Sicherheit der Verkehrsteilnehmer zu achten sei. Doch an diesem Abend wird nichts aus den Parkplatz-Träumen des Bürgermeisters.

Reinhard Bücher (Grüne) stellt in der Folge gar den gesamten Plan infrage: „Man sollte nicht alles für den Tourismus opfern. Ich kann den Nutzen für Bürger und Gemeinde nicht erkennen.“ Dennoch stehen am Ende zehn gegen fünf Stimmen für eine ersatzlose Streichung der zwölf Parkplätze und die Fortführung des Mehringer-Bebauungsplans – eine Schlappe für Thurnhuber.

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