„Das war kein Tauchunfall“

Der Tod der Tegernsee-Taucherin gibt weiter Rätsel auf. Die Gerichtsmedizin hat den Leichnam der Frau mittlerweile untersucht.

Die Betreiberin der Tauchschule Tegernsee erzählt Details zum Unfallhergang. Von dort war der verhängnisvolle Tauchgang gestartet.

An dieser Stelle Nahe der Tegernseer Länd kam die Taucherin am Samstag ums Leben. Der Vorfall gibt weiter Rätsel auf.
An dieser Stelle nahe der Tegernseer Länd kam die Taucherin am Samstag ums Leben. Der Vorfall gibt weiter Rätsel auf.

Der Tod der jungen Frau aus Franken vom Samstag bleibt mysteriös. „Es war kein Tauchunfall“, stellt Angelika Beckemeier vom Tauchsport-Zentrum Tegernsee klar. Von verschiedenen Seiten gebe es Hinweise darauf, dass die junge Frau an einer Krankheit litt und eigentlich nicht hätte tauchen dürfen.

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Kein „klassischer“ Tauchunfall

Die vierköpfige Tauchergruppe war am Samstag vom Gelände der Tegernseer Tauchschule nahe der August-Macke-Anlage gestartet, wie schon einmal im Jahr zuvor. „Wir kannten die Gruppe schon vom letzten Jahr“, erklärt Beckemeier. „Das sind alles erfahrene Taucher.“ Und gerade deshalb suchen nun Polizei, Tauchbegleiter und auch die Mitarbeiter der Tauchschule nach einer Erklärung für den tragischen Vorfall.

Laut Beckemeier, die mit den Tauchbegleitern in Kontakt steht, hatte die verunglückte Frau während des Tauchgangs Zeichen gegeben, dass sie ein Problem hat und den Tauchgang abbrechen möchte. Ihre „Buddies“ hatten sofort reagiert und sie bis in Ufernähe und an die Wasseroberfläche gebracht. „Das ist die übliche Vorgehensweise in solchen Fällen“, erklärt die erfahrene Tauchlehrerin Beckemeier, „das wird auf der ganzen Welt so gehandhabt.“ Bis zum Ufer waren es nur noch etwa fünf Meter. Noch immer war die Taucherin bei Bewusstsein.

Was dann passierte, lässt sich zum jetzigen Zeitpunkt nur vermuten. Die Begleiter setzten ihren Tauchgang fort und die junge Frau vollzog das übliche Procedere, um selbigen zu beenden: Sie zog die Tauchmaske vom Gesicht nach unten, sodass sie ihr um den Hals hing, und nahm den Luftregler aus dem Mund. Wahrscheinlich erbrach sie sich, als sie in Richtung Ufer schwamm. Das Erbrochene gelangte in ihre Luftröhre. An der Stelle, an der sie unter Wasser sackte, ist der Tegernsee etwa zweieinhalb Meter tief.

Passanten sorgten für Missverständnis

Dies dürfte von zahlreichen Passanten beobachtet worden sein, die sich in direkter Nähe auf dem Seeufersteg befanden. Ein Pärchen, dass wohl erkannt hatte, dass die Frau im Wasser Hilfe benötigte, ging in die Tauchschule gegenüber und sagte: „Da vorne taucht jemand im flachen Wasser.“ Da dies keinen Notfall vermuten ließ, war die anwesende Tauchlehrerin zunächst nicht alarmiert. So vergingen wertvolle Minuten, bis endlich ein Tauchbegleiter die bewusstlose Frau fand. Sofort wurde die Rettungskette in Gang gesetzt. Allerdings waren bis zu dem Zeitpunkt bereits gut 20 Minuten vergangen.

Während die Ersthelfer vor Ort eineinhalb Stunden lang versuchten, die Frau zu reanimieren, hagelte es von Seiten der „Zuschauer“ Kritik. Man habe zu lange gewartet, bis man gehandelt habe. Auf die Idee, 112 selbst zu wählen oder explizit einen Notfall zu melden, war aber niemand gekommen. Auch hatten einige Schaulustige keinerlei Skrupel, ihre Handykameras hinter die Sichtschutzdecken zu halten, um die Aktion zu fotografieren oder zu filmen.

Gerichtsmedizin: Frau ist ertrunken

Es ist nicht klar, ob der Tauchgang die Ursache für den Tod der jungen Frau war. Laut Auskunft von Tauchlehrerin Beckemeier wurden im Hotelzimmer der Verunglückten Anhaltspunkte für ein gesundheitliches Problem gefunden, über das allerdings ihre Tauchbegleiter nicht informiert waren. Wahrscheinlich hätten diese in dem Fall den Tauchgang lieber verschoben.

Was wirklich hinter dem Unfall steckt, wird derzeit auch von der Kriminalpolizei in Miesbach untersucht. Die Leiche der Frau wurde heute Nachmittag obduziert. Nun liegt ein Ergebnis vor: Laut dem Gerichtsmediziner ist die 35-Jährige ertrunken. Zudem untersuchen Experten derzeit die Tauchausrüstung der jungen Frau. Für morgen verspricht man sich bereits neue Erkenntnisse.

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