Julian Green ist so ein Fall. Der 19-Jährige, der im Landkreis aufgewachsen ist, hat es vom FC Miesbach über den FC Bayern bis in die amerikanische Nationalmannschaft geschafft. Warum nicht mehr davon?
Klaus Tobis, Andreas Schmidpeter und Christian Siegwald wagen davon zu träumen, dass der nächste Julian Green aus Holzkirchen kommen kann. Tobis, der zuvor 30 Jahre lang Jugendleiter in Unterhaching war, ist seit einem Jahr für die Jugendarbeit des TuS Holzkirchen zuständig. „Tobis ist old school“, lacht Schmidpeter, der selbst Jugendvorstand des Vereins ist. Tobis lege Wert auf konservative zwischenmenschliche Umgangsformen. Und er ist, so Schmidpeter, „das Wertvollste, das wir bekommen haben.“
Tobis hat sich von Schmidpeter und Siegwald, Zweiter Vorstand der Fußballabteilung, überzeugen lassen, in der Marktgemeinde aktiv zu werden. Am Potential der Holzkirchner Jugendlichen zweifelt der 63-Jährige nicht: „Hier können wir was aufbauen“, davon ist er überzeugt. „Es sind absolute Talente da. Mit Know-How kann man viel bewegen.“
Die Neukonzeption ist notwendig
Dabei ist der Wille zur Neukonzeption nicht nur da, sondern auch notwendig. Rudi Übelacker, der mit seiner Partnerin Rosmarie Thomann das Vereinsheim betreibt, fasst die Entwicklung der letzten Jahre so zusammen: „Von himmelhoch jauchzend zu Tode betrübt und wieder zu himmelhoch jauchzend.“
Die Probleme des TuS waren nicht zuletzt in der Sondersitzung des Gemeinderates Ende Juni deutlich geworden: Eine Mannschaft, die es fast in die Bayernliga geschafft hätte, muss auf einem maroden Rasen kicken. Acker statt Feld – ein Zuschuss von Seiten der Gemeinde soll zumindest dieses Problem lösen.
Vor allem aber soll Tobis neuen Schwung in die Ausbildungstaktik bringen. Der Ehrgeiz der Verantwortlichen ist groß: „Wir wollen Jugendliche nicht überfordern, aber altersgerecht fördern. Wir wollen im Oberland Vorreiter sein“, sagt Tobis.
Mit professionellen Trainern zum Ziel
Um dies zu schaffen, setzt der Fußballverein insbesondere auf Professionalisierung. „In unserem Trainerstab sind immer mehr lizenzierte Trainer“, so Christian Siegwald. Diese brächten sowohl fußballerische als auch menschliche Kenntnis mit.
Mit dieser Professionalisierung geht auch eine Abkehr von den sogenannten ‚Vater-Trainern’ einher. Oft hätten Väter von Spielern die Jugendmannschaften trainiert – zwar ambitioniert, aber ohne echte Fachkenntnis, wie Siegwald erläutert.
Um die 30 Trainer gibt es für die Jugendmannschaften. Der richtige “Mann” sei der Schlüssel zum Erfolg, darin sind sich Schmidpeter, Siegwald und Tobis einig. „Man muss schauen, welcher Trainer zu welchem Jahrgang passt“, sagt Schmidpeter. Dafür müsse man mit den Jugendlichen sprechen, ihnen zuhören, sie verstehen.
Die Bedeutung dieses Dialogs betont auch Tobis. Man müsse den richtigen Zugang zu den Jugendlichen finden, so der Jugendleiter:
Wenn Jugendliche Vertrauen zu dir haben, gehen sie für dich durchs Feuer.
Viele Jugendliche glaubten dem Trainer auf dem Platz mehr als den Eltern daheim, Trainer hätten eine Vorbildfunktion und oftmals einen großen Einfluss auf die jugendliche Entwicklung. „Wir haben einen Erziehungsauftrag“, davon ist Tobis überzeugt.
Teamfähigkeit durch Mannschaftssport
Der Meinung ist auch Siegwald, der bereits vor dem Holzkirchner Gemeinderat das soziale Engagement des Vereins verteidigt hatte. „Wenn die Kinder am Fußballplatz trainieren, wissen die Eltern wenigstens, dass sie nicht irgendwo am Bahnhof rumhängen.“ Im Fußball – dem Mannschaftssport Nummer eins – lernten die Kinder das menschliche Miteinander und die Teamfähigkeit.
Schmidpeter räumt indes ein, dass man trotz der neuen Initiative im Jugendbereich noch deutlich mehr machen könnte.
Wenn es mehr Personen gäbe, könnte man noch mehr auf die Beine stellen. Wir bräuchten mehr Manpower für die Größe des Vereins.
Ein Anfang ist zumindest gemacht. Trotz konservativer Grundhaltung von Tobis soll der TuS dennoch keine reine Kaderschmiede mit Drill werden. Der Fokus auf die intensive Talentförderung soll nicht dazu führen, den Breitensport zu vergessen. Denn, so Tobis: „Die Kinder sind wichtig, das Talent ist zweitrangig.“
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