Das Zugunglück von Bad Aibling

Einige HS-Redakteure haben die Themen des vergangenen Jahres noch einmal Revue passieren lassen und ihre ganz persönlichen Highlights, Aufreger und Helden aus 2016 in ein paar Zeilen zusammengefasst. Heute der Jahresrückblick von Nina Häußinger.

Unser Dank gilt den Helfern /Foto: Thomas Gaulke

Es ist der 9. Februar 2016. Wie jeden Tag startet der Meridian um 6:37 in Holzkirchen. Zahlreiche Menschen steigen in den Zug ohne zu ahnen, was in den darauffolgenden Minuten passieren wird. Um 6.47 Uhr fahren der Meridian 79505 aus Kolbermoor und der Meridian 79506 aus Bad Aibling ungebremst ineinander. Zwölf Menschen sterben – 89 werden teils schwer verletzt. Das schlimmste Zugunglück der bayrischen Geschichte, nach dem verheerenden Zusammenstoß zweier Eilzüge 1975 in Warngau. Damals starben 41 Menschen, 122 wurden verletzt.

Insgesamt 800 Helfer waren an der Rettung der Opfer und der Bergung der Zugteile in Aibling beteiligt. Da der Unfallort genau in einem Waldstück lag und von der Straße nur schwer zugänglich war, wurde die Rettung zur Herausforderung. Mit Booten mussten die Kräfte über einen kleinen Fluss fahren, um die ineinander verkeilten Züge zu erreichen.

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Mehrere Fehler führen zur Katastrophe

Seit Anfang Dezember steht fest: Schuld am Zusammenprall der beiden Züge ist der Fahrdienstleiter Michael P. Er war an besagtem Tag zuständig für die Kontrolle der Züge auf der eingleisigen Strecke zwischen Holzkirchen und Rosenheim.

Trotz striktem Verbot soll er während der Arbeit mit seinem Smartphone das Onlinespiel Dungeon Hunter 5 gespielt zu haben. Nur kurz soll er sein Spiel unterbrochen haben, um dem von Rosenheim kommenden Meridian die freie Ein- und Ausfahrt am Bahnhof Kolbermoor zu gewähren. Dieses Signal war der erste Fehler. Die beiden entgegenfahrenden Züge sollten sich planmäßig in Kolbermoor kreuzen – doch Michael P. war in der Zeile verrutscht. Er dachte die Züge träfen sich in Bad Aibling.

Dreieinhalb Jahre Haft

Dem Zug aus Holzkirchen soll er im Anschluss das Signal zur Einfahrt in den Bahnhof Bad Aibling gegeben haben – sogar das Gleis soll er noch geändert haben. Zeitgleich erreicht nun der Rosenheimer Zug den Bahnhof Kolbermoor. Immer noch soll Michael P. zu diesem Zeitpunkt nebenbei mit seinem Handy beschäftigt gewesen sein. Als er seinen Fehler bemerkte setzte er zweimal ein Notrufsignal ab, mit der Anweisung die Züge sofort zu stoppen.

Urteilsverkündung: Der angeklagte Fahrdienstleiter Michael P. (Mitte) zwischen seinen Anwälten Thilo Pfordte (rechts) und Ulrike Thole (links) auf der Anklagebank während der Richter das Urteil verkündet./ Foto: Peter Kneffel/dpa

Doch beide Male erreichen die Nachrichten nicht die Zugführer, sondern das Streckenpersonal. Er muss die falsche Tastenkombination gedrückt haben. Schon am ersten Prozesstag zeigte sich der Angeklagte voll geständig.

Das Landgericht Traunstein sprach Michael P. im Prozess wegen fahrlässiger Tötung und fahrlässiger Körperverletzung allein schuldig. Dreieinhalb Jahre Haft war das Urteil der mehrtägigen Prozessreihe. Damit ist das Urteil gesprochen. Abgeschlossen ist die Aufarbeitung der Bilder, Erlebnisse und vor allem der Verluste jedoch noch lange nicht.

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