Es geht ums Neu-Denken, ums Anders-Machen. Ulrike Küster von den Grünen stellt sich die Zukunft des Marktplatzes als einen öffentlichen Raum vor. Ein Raum, der nicht nur für Autos, sondern für alle Menschen da sein soll.
„Warum gibt es eine Priorität für Autos?“, fragt sich die grüne Politikerin. Sie wünscht sich für Holzkirchen einen Bereich, in dem die Menschen zumindest gleichberechtigt sind. Als Vorteil verspricht sie sich, dass der Verkehrsfluss geringer, langsamer und vor allem aufmerksamer wird.
Shared Space als Modell der Zukunft
Shared Space nennt sich dieser Gedanke eines gemeinsam von Bürgern und KFZ genutzten Raumes. Dass in den 1990-er Jahren in den Niederlanden entwickelte Konzept findet allmählich auch bei uns mehr Anhänger. Im Gegensatz zur „autogerechten Stadt“ der 1960-er Jahre versprechen sich die Initiatoren eine bessere Aufenthaltsqualität und eine höhere Verkehrssicherheit.
Die Straße vor dem Rathaus, die jetzt schon auf 10 km/h limitiert ist, und die komplette Zone vom Rathaus bis zum Herdergarten könnten zu so einem „geteilten öffentlichen Raum“ werden, empfiehlt Küster. „Es wäre schön, wenn alle Verkehrsteilnehmer aufeinander achten“, schwärmt sie. Das wäre ein wichtiger Beitrag zur lokalen Verkehrsberuhigung. Obwohl es faktisch keine große Veränderung zum jetzigen Status ist, meint die Ärztin Küster: „Der psychologische Unterschied ist groß“.
Eine Einbeziehung der Münchner Straße in das Shared Space-Modell steht allerdings nicht nur Disposition. Die Bundesstraße B13, die am Marktplatz vorbeiführt, soll zwar demnächst als Staatsstraße heruntergestuft werden. Doch auch die Grünen sind sich bewusst, dass sie den Verkehr hier nicht aus dem Ortskern herausbekommen.
Vision einer autofreie Idylle
Hauptgrund dafür seien fehlende Parallelstraßen, die den Verkehr um die Stadtmitte herumführen. So habe man beispielsweise die Marktstraße in Bad Tölz vom Durchgangsverkehr befreien können.
Die Vision einer autofreie Idylle lässt sich in Holzkirchens Zentrum daher nur bedingt realisieren. Doch immer wieder flackert der Wunsch auf, dass die Parkplätze am Marktplatz verschwinden. „Es ist wichtig auch den ruhenden Verkehr zu reduzieren, weil durch die schlechte Sicht ein größeres Unfallrisiko besteht“, ergänzt Küster.
Um auch tatsächlich alle Bürger ins Boot zu holen, müssten außerdem Bordsteine abgesenkt oder Leitlinien für Sehbehinderte installiert werden. Insgesamt seien diese Umbauten aber weder aufwändig noch extrem teuer. Also auch für klamme Gemeindekassen finanzierbar.
Skepsis bei der SPD
Prinzipiell offen, aber noch skeptisch äußert sich Elisabeth Dasch (SPD), die Zweite Bürgermeisterin. Sie sieht das „Nebeneinander von Fußgängern und Autos als problematisch“ an. Und sie befürchtet eine „falsche Sicherheit für die Fußgänger“. Wichtig sei ihr, dass vorab detaillierte Informationen von den Nutzern eingeholt werden.
Dasch erinnert daran, dass für die Schüler des neuen Gymnasiums und der FOS eine verkehrsberuhigter Bereich als Weg zwischen Bahnhof und Schulen im Gespräch war. Allerdings vertagte die Gemeinde eine solche Entscheidung „bis der Schulbetrieb läuft“. Also bis Mitte September.
Für den ersten Bürgermeister, Olaf von Löwis (CSU), gehört die Umgestaltung des Marktplatzes zu einem attraktiven Treffpunkt jedenfalls zu den Zielen seiner Legislaturperiode:
Hierfür braucht es eine vernünftige kommunalpolitische Strategie, bei der viele Bereiche ineinandergreifen – von einem Verkehrskonzept bis hin zu einer gestalterischen und einzelhandelsgerechten Gesamtkonzeption.
Shared Space ist nur eine Idee unter vielen. Sicher ist jedoch, dass am Marktplatz etwas passieren sollte, um den vorhandenen Raum besser zu nutzen.
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