Der bayerische Maulwurf auf der roten Liste

Als Tierfreund weiß man, dass der eine oder andere Golden Retriever zählen kann. Manche Mieze spielt Klavier, und es gibt Grizzlys, die sich am Set bewegen, als kämen sie gerade frisch von einer Schauspielschule. 

Ein anderer felliger Zeitgenosse ist jedoch der eigentliche Superstar unter den Viechern. Der „Talpa europaea“, besser bekannt unter Maulwurf. Der bekommt zumindest im Finanzamt Miesbach viel Aufmerksamkeit.

Nur ein gefangener Maulwurf ist ein guter Maulwurf. Bild: Michael Dufek
Nur ein gefangener Maulwurf ist ein guter Maulwurf. Bild: Michael Dufek

Eine Glosse von Florian Simon Eiler

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Nahezu sein ganzes Leben bleibt er unsichtbar, unter der Erde, so als existiere er gar nicht. Interessant ist: kommt ein Lebenszeichen von ihm, meist in gebuddelter, nach oben beförderter Erde, sorgt es immer für Ärger. Egal ob im Rosenbeet oder auf Fußballplätzen. 

Ein wahrer Experte in Sachen Maulwurf ist der FC Bayern. Seit Jahren erforschen die Verantwortlichen der Rot-Weißen die Lebensgewohnheiten des öffentlichkeitsscheuen Grabers. Den Verein jetzt gleich mit dem Bund Naturschutz oder dem Tierfachmann Bernhard Grzimek zu vergleichen, hinkt dann doch ein wenig. Bei den Bayern ist der Forschungsdrang eher, sagen wir mal, dem Selbstschutz verpflichtet. 

Der Maulwurf bleibt ungeliebt

Wo diese Tierchen aber auch überall hinkommen. Erst Ende letzten Jahres hatten sie wieder einen in der Kabine in der Säbener Straße. Und der plauderte über Interna von der Mannschaftssitzung, was das Zeug hielt. Pep Guardiola ließ sofort verkünden, würden sie ihn nur endlich fangen, hätte er die längste Zeit im Verein gekickt.

Nur zu gut kann man sich vorstellen, wie man sich dabei als Maulwurf fühlt. Zum x-ten Mal buddelt man einen neuen Tunnel, den man im Winter sowieso nicht braucht, und schafft ordentlichen Vorrat in sein Nest. Und dann hat man nicht mal was davon.

Denn der Big Boss, Bayern-Präsident Uli Hoeneß, hat zur großen Treibjagd auf das kleine Tierchen aufgerufen. Der Wiesseer hat seine ganz persönliche Erfahrung mit dem Lebewesen aus der Gattung „Talpa financaea“. Also der Sorte Buddlern, die ihr Tunnelsystem in Finanzbehörden angelegt haben. 

Das große Buddeln auf dem Amt

Eben von so einer Einrichtung ging ein Hoeneß-Bescheid nach draußen zum „Stern“ und machte letztendlich die ganze Sache erst richtig dreckig. Klare Verletzung des Steuergeheimnisses. Vergangene Woche war dann großes Umgraben im Vorgarten des Finanzamtes Miesbach und weiteren Ämtern in Bayern angesagt. 

Schon in den Morgenstunden rückten Teams der Staatsanwaltschaft München I und des Bayerischen LKA mit Schaufel und Spaten an. Während Hoeneß sich jetzt ganz in Ruhe auf seinen Prozess im März vorbereiten kann, hat für den weißblauen Maulwurf das Jahr alles andere als gut angefangen. 

Tierexperte Grzimek würde sagen: „Der Talpa bavariaea, der bayerische Maulwurf, meine Damen und Herren, ist vom Aussterben bedroht.“ 

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