Der echte Nikolaus kommt aus Kreuth

Silbergrauer Bart, roter Samtmantel, goldener Bischofsstab und nicht zu vergessen die prächtige Mitra auf dem Haupt.

„Des war der echte Nikolaus!“ Dieser flüsternde Kinderspruch beim Verlassen eines Wohnzimmers ist ihm bekannt. „Sein Krampus“ berichtet über vorweihnachtliche Einsätze im Tal.

Peter Stippan, Maximilian Gempel und Matthias Stadler bei einem ihrer Einsätze
Peter Stiepan, Maximilian Gempel und Matthias Stadler bei einem ihrer Einsätze.

Untergewand, Überwurf, Perücke, Bart, Mitra, weiße Handschuhe und Bischofsstab. Das sind die Utensilien von Maximilian Gempel. Das zwölfte Jahr ist der Kreuther schon als Nikolaus im Tegernseer Tal unterwegs. Weil er zur Zeit schwer beschäftigt ist, hat er zwar keine Zeit für ein Gespräch. Wohl aber “sein Krampus”.

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Die Ausstattung sieht täuschend echt aus

Erst hatte alles ganz harmlos angefangen, erzählt Matthias Stadler, der Krampus. „Könnt’s ihr bei uns den Nikolaus machen?“ So hatten seine eigenen Geschwister den damals 21-Jährigen und seine zwei Freunde gefragt. Das Trio zögerte nicht lange und warf sich kurzerhand in Schale. Anfangs waren es zusammengeliehene Kostüme, die sie bei ihren wenigen Einsätzen für Verwandtschaft und Nachbarn trugen.

Doch von Jahr zu Jahr wurden sie bekannter und beliebter. Es sprach sich rund um den See herum, dass es endlich wieder einen Nikolaus im Tal gibt. „Wir haben uns roten Samt gekauft und ein Nikolausgewand schneidern lassen“, erinnert sich Stadler. Untergewand und Mitra besorgte man ganz authentisch bei einem Spezialgeschäft für Kirchenbekleidung. Den Bischofsstab schmiedete die Kunstschmiede Gloggner und Reichhart aus dem Kreuther Ortsteil Point.

Der Krampus bleibt im Hintergrund

Die Ausstattung für den Krampus holte man aus Schladming, wo die Tradition der grauslig aussehenden Perchten noch lebendig gehalten wird. Eine Holzlarve (für Zuagroaste: Maske) und ein Tierfell – das war genau nach ihrem Geschmack. Dazu besorgte man noch die Rute, Ketten und weitere Lärminstrumente.

Während der Nikolaus in den „Guten Stuben“ ein gern gesehener Gast ist, wird gerade kleineren Kindern beim Anblick des dunklen Gesellen Krampus schon recht unheimlich. Dann bleibt der Krampus auch mal im Hintergrund, erzählt Stadler über sich selbst. Mithilfe des „motorisierten Schlittens“ (man kann auch Auto dazu sagen) von Peter Stiepan macht sich das Trio auf den Weg zu den Kindern.

Wenn es zur Kreuther Grundschule oder zum Kindergarten geht, spannt Rainer Bierschneider seine Rösser an und die Truppe sitzt stilecht auf dem echten Schlitten. Dann darf Stiepan den zweiten Krampus mimen.

Planungen beginnen bereits im Oktober

Bevor es jedoch soweit ist, hat Stadler und seine Frau schon einen regen Herbst hinter sich gebracht. „Ab Oktober fang’ ich an, einen Plan zu schreiben“, erzählt der Forstwirt. Eltern vom Kreuther Ortsteil Stuben bis nach Gmund rufen an und bestellen die Heilige Truppe. 32 Einsätze warten auf die Drei am 5. und am 6. Dezember.

Eltern haben gemailt, geschrieben oder gefaxt, was ihre Kleinen angestellt haben, was sie gut gemacht haben oder besser machen könnten. „Öfter Zähneputzen“, „Zimmer aufräumen“ oder „Hausschuhe regelmäßig anziehen“ – das passt eigentlich immer, lacht er.

Sein „Engerl“ – Stadlers Ehefrau – bringt die diversen Zettel auf ein einheitliches Format, das genau ins Goldene Buch – „eine alte Bibel“, wie Stadler erzählt – passt. „Das sieht total echt aus“, findet er. Daraus liest der Nikolaus dann bei seinen Besuchen in den Wohnzimmern vor.

Die meisten Kinder haben mächtig Respekt vor dem Krampus
Die meisten Kinder haben mächtig Respekt vor dem Krampus.

Für den Heiligen Mann gibt es selbstgemalte Bilder, Gedichte, die ersten Lieder auf einem Instrument. Wenn ein Nikolaus mehrere Jahre von der gleichen Familie gebucht wird, bekommt er den Werdegang der Kinder mit. Das ist eigentlich das schönste, findet Stadler. „Dass de Kinder a Freud habn“, das treibt ihn an.

Auch wenn es anstrengend ist und der Lohn sich in Grenzen hält. Stadler und seine Truppe wollen auch im nächsten Jahr wieder losziehen, um das Leuchten in den Kinderaugen zu entfachen. Eigentlich sind sie dafür jetzt schon ausgebucht. Einen festgelegten Tarif für die Einsätze gibt es nicht, erzählt Stadler. Jeder gibt eine Spende, auch eine Menge Plätzchen, Lebkuchen oder Wein kommt zusammen. Alles wird brüderlich aufgeteilt, meint Stadler.

Er hält viel von der schönen Tradition rund um den ehemaligen Bischof von Myra. Und recht wenig von den neumodischen Weihnachtsmännern in Kaufhaus-Kostümen und mit Wattebart. Dass der nicht echt sein kann, „checken die meisten“, meint er. Für ihn hingegen ist es eine echte Freud’, wenn er auch heuer wieder den flüsternd nachgerufenen Kinderspruch hört: „Des war der echte Nikolaus!“

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