Mit dieser Leistung hätte er nie gerechnet. Er habe sich aber schon gut anstrengen müssen, um mit den Teamkameraden mithalten zu können. Alle waren jünger als er. In zwei Jahren will er wieder antreten.
“Eisstockschießen!”, sagt Chris Coonradt, wenn man ihn auf die Weltmeisterschaft im Curling in Innsbruck anspricht. “Das ist viel schwerer als Curling”, sagt er dann. Der 72-jährige Amerikaner lebt seit sieben Jahren in Gmund und wurde im vergangenen Sommer für das amerikanische Team ausgewählt, um in Österreich anzutreten.
Für eine Medaille reichte es zwar nicht. Aber Coonradt ist trotzdem zufrieden. Dass er mit seiner Mannschaft den fünften Platz erreicht, hätte er nicht gedacht: “Es gibt Millionen Leute, die besser sind als ich”, sagt er. Aber die anderen hatten einfach nicht Möglichkeit, die er bekommen hat. Denn es spielen nur wenige Amerikaner Eisstockschießen. Dort spiele man hauptsächlich Curling, sagt er.
“Ich habe mich extra angestrengt”
Anstrengend sei das Wochenende in Innsbruck gewesen. “Meine Frau hat gesagt, das sei Urlaub”, sagt er. Acht bis zehn Stunden Training tägliches Training an dem Wochenende klingen aber nicht danach. Er habe sich auch noch extra angestrengt, um auch ja mit den jüngeren Teilnehmern mithalten zu können, sagt er. Der nächstjüngere war 52 Jahre alt.
Coonradt spricht boarischen Dialekt und das fast ohne amerikanischen Akzent. “Deutsch kann ich nicht”, sagt er von sich selbst. 1942 in Ushers, im Staat New York, geboren, kam er 1960 als Berufssoldat bei der US Army zum ersten Mal nach Deutschland. Nach einjährigen Einsatz im Vietnamkrieg 1967, kam er zurück nach Augsburg, von wo es 1970 wieder für ein Jahr nach Vietnam ging.
“Den Tegernsee hat der Herrgott am Sonntag gemacht”
Nach einer Station in Kalifornien kam er 1973 nach München. Irgendwann zog es ihn wieder in die Staaten zurück. Gemeinsam mit seiner Frau, mit der er seit 32 Jahren verheiratet ist, führte er dort eine Bed-and-Breakfast-Pension. Bis es zu anstrengend wurde und sie die Pension aufgaben. Das war 2007.
“Dann bin ich an den Tegernsee gezogen. Den Ort hat der Herrgott an einem Sonntag gemacht”, schwärmt er. Das sei so schön. Vor fünf Jahren habe er dann zum ersten Mal zum Eisstock gegriffen und schießt seitdem beim Eisstock-Kreis 302 Oberland e.V., der ihn auf seiner Homepage stolz feiert: “Sie wollen mir eine Ehrenmedaille verleihen”, sagt Coonradt stolz und begeistert zugleich über diese Ehrung.
In zwei Jahren will Chris Coonradt bei der Europameisterschaft für seinen Verein wieder aufs Eis. Und in vier Jahren wieder für die USA bei der Weltmeisterschaft dabei sein, wenn er dann noch so fit ist wie heute, sagt er: “Ich bin der einzige Ami, der in der deutschen Liga spielt.”
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